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Ich und die Grippe-Welle

Clara Walther20. Februar 2015

Leere Schulen, verwaiste Büros - die Grippe zieht durch Deutschland. Das Gute daran: Wer seine Krankheitssymptome online dokumentiert, kann eine Kaffeemaschine gewinnen. Und gleichzeitig etwas für die Wissenschaft tun!

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Virus-Schild (Foto: drubig-photo)..
Bild: drubig-photo/Fotolia

Erkältung oder Grippe?

Vor sechs Wochen ging es los. Tochter Mina hat Fieber. Mein Mann klagt über Halsscherzen. Ich beschimpfe ihn als Simulant - doch dann bin ich dran! Jetzt warten wir eigentlich nur auf eins: dass die Krankheitswelle auch unseren Sohn erfasst und wir einen unerträglichen Dreijährigen zuhause haben.

Die Grippewelle fegt durch Deutschland - und das ist nicht nur ein Gefühl. Es ist sogar wissenschaftlich erwiesen! Zeit ein paar Fakten zusammenzutragen: Damit man in seinem banalen Leid wenigstens mit Wissen glänzen kann!

Achtung vor Angebern: Nicht jede Erkältung ist eine "echte Grippe"

Kollegen melden sich selten mit einer "Erkältung" krank. Nein, wenn Sie anrufen, haben sie natürlich immer "Grippe". Aber: Da darf man schon mal genauer nachhaken!

Laufende Nase und Husten? In der Regel ist das eine Erkältung! Auslöser sind verschiedene Atemwegsviren. Und dass plötzlich alle Körperflüssigkeiten massiv nach außen strömen, hat einen handfesten Grund: Denn der Schnupfen und Husten befördert die Viren aus dem Körper.

"Ja", sagen nun die Angeber: "Aber ich hatte ja auch Fieber!" Ok - aber auch das ist kein Beweis für eine echte Grippe. Denn der Anstieg der Körpertemperatur zeigt lediglich an, dass sich unser Abwehrsystem gegen die ganz normalen Erkältungsviren wehrt. Und das ist auch gut so.

Das "böse" Grippe-Virus

Die "echte" Grippe wird auch von "echten Grippeviren" ausgelöst. Ärzte nennen die Krankheit dann auch Influenza. Wer sich das Influenza-Virus eingefangen hat, hat einen deutlich schwereren Krankheitsverlauf als bei der ganz normalen Erkältung.

Nachzuweisen ist das fiese Grippe-Virus nur im Labor. Also, liebe Angeber: Wenn ihr keinen Labortest gemacht habt und trotzdem dick auftragen wollt, solltet ihr besser von einer "grippeähnlichen Erkrankung" sprechen.

Hygienisches Husten - ja, das gibt's!

Wenn einen tatsächlich das echte Grippe-Virus erfasst hat und man vor Selbstmitleid zerfließt, darf man sich auch mal die kritische Frage stellen: Warum habe ich mich bloß nicht impfen lassen? Ja - gegen die Grippe ist ein Kraut gewachsen. Sogar ein ziemlich effektives. Gegen eine stinknormale Erkältung kann man sich nicht schützen. Gegen böse Grippe-Viren schon.

Aber: Die Grippe-Impfung muss jedes Jahr wiederholt werden. Der Grund: Das Grippe-Virus verändert sich immer ein wenig. Daran müssen Mediziner die Zusammensetzung des Impfstoffs immer wieder anpassen.

Niesender Mann (Foto: Novartis Vaccines).
"Epidemiologie zum Anfassen" - Symptome eintippen und Kaffeemaschine gewinnenBild: Novartis Vaccines

Wer geimpft ist, kann das Virus natürlich auch nicht weitergeben. Danke also an alle Kollegen, die im Herbst bei der Impfung waren! Ich werde dieses Jahr wenigstens einen kleinen Beitrag leisten: Und in die Armbeuge statt in die Hand husten. Ansonsten kleben über eine Million Erreger in der Innenhand, die bei der nächsten Begrüßung per Handschlag munter weitergegeben werden.

Die "Welle" gibt es wirklich

Das ganze Gerede von der "Grippewelle" ist übrigens kein Märchen. Diese wellenförmige Verbreitung der Grippe gibt es wirklich. Und sie wird auch wissenschaftlich gemessen. Am Robert-Koch-Institut tagt die Arbeitsgemeinschaft Influenza. Einmal pro Woche gibt sie den Influenza-Wochenbericht raus.

In dieser Woche heißt es darin zum Beispiel: "Die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen ist bundesweit in der 7. Kalenderwoche 2015 im Vergleich zur Vorwoche erneut gestiegen". Und weiter: "Nach Infektionsschutzgesetz wurden für die 7. Meldewoche 2015 bislang 6251 und seit der 40. Meldewoche 2014 18.346 klinisch-labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle an das RKI übermittelt."

Was man daraus lernen kann? Zum Beispiel, dass die Grippewelle in diesem Jahr viel stärker ist, als im letzten. In der Grippesaison 2013/14 hatte es insgesamt lediglich 7000 labordiagnostisch bestätigte Influenza-Fälle gegeben. In dieser Saison gibt es schon jetzt mehr als doppelt so viele.

Grippe zum Mitmachen

Ich bin nicht sicher, ob meine Familie und ich den Gripperekord halten (wir haben auch keinen Labortest gemacht - also keine Beweise - aber auf jeden Fall sind wir ganz schön oft krank). Aber für irgendwas muss es ja gut sein. Und ich hab jetzt auch rausgefunden wofür: Das Robert-Koch-Institut hat das Grippeweb eingerichtet.

Hier kann ich munter eintippen, welche neuen Atemwegserkrankungen ich, mein Mann, Mina oder Hannes gerade haben. So kann ich "Epidemiologie in Echtzeit und zum Anfassen" erleben, so steht es jedenfalls auf der Seite. Außerdem unterstützt man die Wissenschaftler bei ihrer Arbeit.

Das Tollste daran: Man kann etwas gewinnen. Wer am häufigsten seine Krankheiten eintippt, hat Chancen auf eine "Espressomaschine im Wert von 500 Euro". Und mit einem Kaffee am Morgen lässt sich auch ein kranker Dreijähriger viel besser ertragen.