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Nicht der Typ der Zwischentöne

15. Mai 2009

In ihrem neuen Roman 'Peace' setzt sich Alexa Hennig von Lange mit den Folgen von 68 auseinander. Sie hat gerade auch ein Jugendbuch und ihre erste Übersetzung herausgebracht. Ihr Motto: nicht herum trödeln.

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Die Schriftstellerin Alexa Hennig von Lange vor den Zeichnungen ihrer Kinder (Foto: Guylaine Tappaz)
Alexa Hennig von Lange vor den Zeichnungen ihrer Kinder: Pontus, 7, und Mia-Luise, 10.Bild: Guylaine Tappaz

Ihre beiden Kinder, 7 und 10 Jahre alt, hat Alexa Hennig von Lange fürs Interview aus der großzügigen Wohnung unter dem Dach in Berlin-Mitte weggeschickt – zum Kinderspielplatz. Die junge Frau – 36, mit rotem, lockigem Haar und vielen Sommersprossen – macht noch schnell einen Eierkuchenteig fürs Abendbrot.

Ja, Alexa Hennig von Lange jongliert zwischen Kind und Karriere. Mit Erfolg. Das muss sie auch: sie ist Schriftstellerin – und allein erziehend. "Da ich davon ausgegangen bin, dass ich nicht älter als 27 werde, musste es alles relativ zügig passieren: erstmal das erste Buch, dann das erste Kind bekommen", erklärt die Autorin. "Das muss getragen werden, wenn man gelernt hat, sich nicht abhängig zu machen von einem Mann."

Peace – eine Satire über die Folgen von 68

Buchcover Peace von Alexa Hennig von Lange

In ihrem neuen Roman "Peace" geht es um ein Kind der 70er Jahre, den 17-Jährigen Joshua, der antiautoritär von seiner feministischen Mutter erzogen wurde und darunter extrem leidet. Er kann sich als Mann nicht definieren, und seine Mutter kämpft mit 50 weiterhin mit ihrem Frauen-Dasein. "Peace" ist eine temporeiche, sehr überzogne Satire in flapsigem Ton über die Folgen von 68. Dabei scheut die Autorin keine Klischees. "Ich bin nicht der Typ für Zwischentöne. Das sind Prototypen, die ich darstelle. Mir ging es nur darum zu gucken: wie funktionieren Mann und Frau zusammen".

Magersucht in der Pubertät

Es sei ihr starkes Bewusstsein von Vergänglichkeit, das sie zum Schreiben gebracht hat, sagt Alexa Hennig von Lange. Am Anfang der Pubertät wollte sie Erinnerungen aus ihrer Kindheit festhalten – in Worten. Vom Umbruch ins Erwachsenenalter verunsichert, wird sie magersüchtig. Ein Lebensabschnitt, über den die Schriftstellerin offen redet und schreibt: Lelle, Alter Ego ihrer Jugendbuchreihe, hungert. Ihre Krankheit literarisch aufzuarbeiten war für die Autorin "einerseits traurig und sehr melancholisch, andererseits aufschlussreich, weil ich gemerkt habe, wie sehr ich mich Gott sei dank entwickelt habe".

Für sich Verantwortung zu übernehmen und sich nicht in eine Opferrolle zu begeben - das musste die junge Alexa lernen, um aus der Magersucht herauszukommen. Noch vor dem Abitur in Hannover zieht sie bei ihren Eltern aus. Sie lebt in WGs, entscheidet sich gegen ein Studium, will Geld verdienen – mit dem Schreiben. Sie moderiert erst eine Kindersendung, modelt, arbeitet als Autorin für die Fernseh-Soap "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten".

Mit dem Debütroman "Relax" auf einem Schlag bekannt

Buchcover Relax von Alexa Hennig von Lange

Als ihr erstes Buch "Relax" 1997 herauskommt, wird Hennig von Lange zur Ikone der Popliteratur - und mit einer der Hauptfiguren gleichgestellt: ein Party-Girl, das unverblümt über Sex spricht und sich mit Drogen auskennt. Dieses Image, mit dem sie in Talkshows und Interviews zunächst auch kokettierte. "Aus dieser Rolle der sehr offenen, lebensfrohen Person zu der zu werden, die Themen hat, das war eher ein harter langer Weg."

Das sagt Alexa Hennig von Lange nicht verbittert. Sie wirkt aufgeräumt, als wisse nun, worauf es ihr in ihrem Leben und in ihrer Arbeit ankommt. Gerade freut sie sich über eine neue Form des Schreibens: sie hat zum ersten Mal ein Buch aus dem Englischen übersetzt - und arbeitet schon an der nächsten Übersetzung, diesmal eines Jugendbuches.

Autorin: Guylaine Tappaz
Redaktion: Gabriela Schaaf


Alexa Hennig von Lange: Peace. Dumont Verlag; 270 Seiten; 14,95 Euro.