Iberische Halbfinals in der Europa League
18. April 2012Die Europa League geht auf die Zielgerade und die spanische Dominanz ist erdrückend. Neben Atletico Madrid, dem FC Valencia und Athletic Bilbao hat es nur der portugiesische Außenseiter Sporting Lissabon bis in die Vorschlussrunde geschafft, aber der kommt ebenfalls von der iberischen Halbinsel. Wie stark diese Mannschaften sind haben kürzlich die beiden letzten deutschen Vertreter in der Europa Legaue zu spüren bekommen: Hannover 96 zog im Viertelfinale gegen Atletico Madrid den Kürzeren und Schalke 04 schied ebenfalls in der Runde der letzten Acht gegen Athletic Bilbao aus.
Madrid setzt auf Radamel Falcao
Atletico Madrid hat seine Anhänger mit reichlich Pathos auf das Halbfinal-Hinspiel gegen den FC Valencia am Donnerstag (19.04.2012 / 21.05 Uhr MESZ) eingestimmt: "Während andere schlafen, träumen wir", heißt es von der Chefetage des spanischen Hauptstadtclubs. In der Liga nur Achter, hat die Mannschaft um den ehemaligen Bremer Diego in der Europa League mehr Erfolg: Neun Siege in Serie stehen hier zu Buche. Die Hoffnungen der Madrilenen, die Trophäe nach 2010 ein zweites Mal zu gewinnen, stützen sich vor allem auf einen Mann: Neuzugang Radamel Falcao. "Real Madrid hat Cristiano Ronaldo, Barcelona hat Messi – und wir haben Falcao", sagt Trainer Diego Simeone über seinen Stürmer. Der Tiger, wie er in Madrid genannt wird, trifft derzeit nach Belieben. In der laufenden Saison erzielte der Kolumbianer 30 Tore für Atletico. "Den Pokal zu gewinnen", sagt Falcao, "wäre eine große Gelegenheit zu beweisen, dass dieser Verein viel erreichen kann, dass Atletico Madrid ein großer Klub in Spanien ist." Die mittelmäßigen Leistungen in der Liga haben zuletzt am Selbstwertgefühl des Hauptstadtklubs genagt.
Valencia sinnt auf Revanche
Aber auch Gegner FC Valencia hinkt in der Primera Division seinen Ansprüchen hinterher: Nur ein Sieg aus den letzten sechs Ligaspielen und mit dem 0:4 bei Espanyol Barcelona am vergangenen Wochenende eine Klatsche zur Unzeit haben ihre Spuren hinterlassen. "Das war hart für uns alle", sagte Linksverteidiger Jordi Alba, "aber die Mannschaft ist motiviert. Wir werden zeigen, dass Liga und Europa League zwei völlig verschiedene Wettbewerbe sind." Zudem hat Valencia mit den Madrilenen noch eine Rechnung offen. Im Viertelfinale vor zwei Jahren schied Valencia gegen den späteren Sieger Atletico aus und fühlte sich nach einem nicht gegebenen Strafstoß um das Halbfinale betrogen. "Spieler und Fans haben das nicht vergessen, weil das Aus ungerecht war", sagt Alba: "Wir wollen diesmal unbedingt gewinnen."
In Bilbao bestimmt ein Argentinier
Bei Athletic Bilbao hält Trainer Marcelo Bielsa das Zepter fest in der Hand. Der Argentinier, der bei seinen Fans als der "beste Coach der Welt" gilt, will im Halbfinal-Hinspiel bei den Portugiesen von Sporting Lissabon am Donnerstag (19.04.2012 / 21.05 Uhr MESZ) den Grundstein für ein rein spanisches Finale legen. Auch von seinen Spielern kommt überschwängliches Lob: "Bielsa arbeitet wie kein Zweiter, hat uns einen Qualitätsschub gegeben und will, dass wir wie Barça spielen", erzählt Mittelstürmer Fernando Llorente. Der Trainer will dafür sorgen, dass Bilbao, das nur baskische Spieler einsetzt und vor Schalke die Millionentruppe von Manchester United aus dem Wettbewerb schoss, das erste europäische Finale erreicht seit der UEFA-Cup-Niederlage 1977 gegen Juventus Turin. Leicht wird es für die "jungen Wilden" in Lissabon aber keinesfalls. National-Mittelfeldmann Javi Martínez ist gesperrt, Stürmer Iker Muniain bangt wegen einer Augenentzündung um seinen Einsatz. Dennoch meint Bilbaos Mittelfeldmann Ander Iturraspe: "Wir sind zuversichtlich. Wenn wir unsere Normalform erreichen, haben wir gegen Sporting gute Chancen."
Lissabon hat einen Lauf
Sporting Lissabon setzt auf die tolle Form von Nationaltorwart Rui Patrício, des chilenischen Regisseurs Matís Fernández und des niederländischen Stürmers Ricky van Wolfswinkel. Seit der Amtsübernahme von Trainer Ricardo Sa Pinto im Februar 2012 haben die "Löwen" alle acht Heimspiele gewonnen und nur ein Gegentor zugelassen. "Wir brennen vor Ehrgeiz", sagt Kapitän Daniel Carriço. 48 Jahre nach dem Triumph im Europapokal der Pokalsieger will der Finalist des UEFA-Pokals von 2005 wieder einen europäischen Titel holen.