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Barbara Brecht-Schall ist tot

Heike Mund (mit dpa)1. September 2015

Ihr Einspruch war bei Theatermachern gefürchtet. Viele Inszenierungen konnten nicht aufgeführt werden, weil Brecht-Tochter Barbara ihr juristisches Veto einlegte. Im Alter von 84 Jahren ist sie in Berlin gestorben.

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Barbara Brecht-Schall
Bild: picture-alliance/dpa/Soeren Stache

Barbara Brecht-Schall war die Tochter des deutschen Dramatikers Bertolt Brecht und der Schauspielerin Helene Weigel. Im Alter von 84 Jahren ist sie am Montag (31.08.2015) in Berlin gestorben, teilte der Suhrkamp-Verlag unter Berufung auf die Familie mit.

Die Schauspielerin Brecht-Schall gehörte lange dem berühmten Berliner Ensemble an und stand in vielen Brechtinszenierungen selbst auf der Bühne. Als Nachlassverwalterin der literarischen Werke ihres Vaters wachte sie äußerst streng über den Umgang der Theaterleute mit den Texten von Bertolt Brecht. So manche moderne Aufführung eines Brecht-Stücks verhinderte sie durch ihr striktes Veto.

Ohne Erlaubnis durfte niemand Werke von Brecht auf die Bühne oder zu Gehör bringen. Zuletzt hatte Brecht-Schall eine aktuelle Aufführung von Brechts Stück "Baal" am Münchner Residenztheater in der Regie von Frank Castorf gerichtlich untersagen lassen - wegen zu starker Eingriffe in den Originaltext, wie das Gericht entschied.

Reste von Kartoffelsalat liegen am 23.12.2014 in Berlin vor dem Bertolt Brecht-Denkmal
Bild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

Literarisches Erbe

Barbara Brecht-Schall ist mit dem Schauspieler Ekkehard Schall (1930-2005) verheiratet gewesen, der 1952 noch von ihrem Vater Bertolt Brecht persönlich aus der ostdeutschen Provinz an das Theater am Schiffbauerdamm geholt worden war. Er war einer der bekannteste Brecht-Darsteller schlechthin. Schall verkörperte mehr als 60 Rollen allein am Berliner Ensemble.

Privat lebte das Paar im brandenburgischen Buckow, wo auch Helene Weigel und Bertolt Brecht früher ihre Sommermonate verbracht haben. Heute ist das Sommerhaus ein Museum. Zwei Töchter entstammen der Ehe: Schauspielerin und Regisseurin Johanna Schall und Kostümbildnerin Jenny Schall. Die beiden übernehmen nach Auskunft von Suhrkamp nun den Vorsitz der Erben-GmbH und damit die Verwaltung des Dramatiker-Nachlasses.

Trauer am Berliner Ensemble

Deutschland Geschichte Literatur Theater Bertolt Brecht und Helene Weigel
Bild: ullstein bild

Mit Bestürzung und Trauer reagierte das Berliner Ensemble auf den Tod der Nachlassverwalterin von Bertolt Brecht. "Als Hüterin des Erbes ihres Vaters war Barbara Brecht-Schall eine konsequente und mutige, oft schwierige Verhandlungspartnerin", erklärte Claus Peymann, der Direktor des Theaters am Schiffbauerdamm. "Ihre Härte und Unerbittlichkeit, aber auch ihr Herz waren berühmt-berüchtigt", so Peymann. "Eine wahre Jeanne d'Arc des Theaters, die das Werk ihres Vaters, eines der bedeutendsten Dramatiker der Moderne, immer verteidigt und geschützt hat."

Vereinzelt war Barbara Berg, wie sie in ihrer Zeit als Theaterschauspielerin und Kostümbildnerin in der DDR hieß, auch in literarischen Verfilmungen auf der Leinwand zu sehen. In dem berühmten Kinofilm "Lotte in Weimar" spielte sie neben Hauptdarstellerin Lilli Palmer auch eine Rolle. In der DDR wurde sie 1987 mit dem Vaterändischen Verdienstorden ausgezeichnet.