1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Höchste Alarmbereitschaft in Mekka

15. Februar 2002

Millionen Menschen bereiten sich zur Zeit auf die Pilgerfahrt nach Mekka vor. In diesem Jahr werfen die Terroranschläge vom 11. September allerdings ihre Schatten auf das Großereignis.

https://p.dw.com/p/1rAq
Die Kaaba in MekkaBild: AP

Bis zum Beginn der Zeremonien am 20. Februar rechnet Saudi-Arabien mit einem Anschwellen des Pilgerstroms auf zwei Millionen Menschen - doppelt so viele, wie während der Olympischen Winterspiele in Salt Lake City erwartet werden. Für die Behörden stellen sich vor allem Logistik- und Sicherheitsprobleme. Angesichts der anti-amerikanischen Stimmung in weiten Teilen der islamischen Welt nach den US-Angriffen auf Afghanistan hat König Fahd bereits gewarnt, politische Demonstrationen würden nicht toleriert.

20.000 Soldaten und 1755 Überwachungskameras sollen nach Angaben von General Ali el Bar, zuständig für die Sicherheit bei der Hadsch, der offiziellen Pilgerfahrt nach Mekka, die Pilger im Auge haben. Nach Angaben der "New York Times" sammeln die Behörden an den Flug- und Seehäfen des Königreichs gezielt personenbezogene Daten. Eine US-Firma sei beauftragt worden, die unverwechselbaren Augen-Merkmale ausgewählter Pilger digital zu erfassen.

Immer wieder Todesfälle während der Hadsch

Vorsicht scheint angebracht. So verbarrikadierten sich 1979 Gegner der saudischen Monarchie in der Großen Moschee von Mekka und nahmen Pilger als Geiseln. Bei der Befreiung kamen 153 Menschen im Kugelhagel ums Leben. Im Sommer 1987 ging die Polizei gewaltsam gegen eine unerlaubte Demonstration iranischer Pilger vor - mehr als 400 Menschen starben dabei. Weitaus mehr Menschen kamen jedoch bei den zahlreichen Unglücken während der Hadsch ums Leben.

Um den Ansturm der frommen Pilger zu bewältigen, investieren die saudischen Herrscher Milliarden-Beträge in die Infrastruktur. Straßen, Tunnel und Moschee-Anlagen wurden renoviert und erweitert. Zusätzlich wurde ein Quotensystem eingeführt - für jeweils tausend Einwohner eines islamischen Landes wird nur ein Einreisevisum für die Pilgerfahrt erteilt.

Die All-inclusive-Pilgerfahrt ist zur Regel geworden

Die Hadsch mindestens einmal im Leben ist religiöse Pflicht für jeden Moslem, der es sich leisten kann. Während in früheren Jahrhunderten Räuber den frommen Pilgern in der Wüste auflauerten und die beschwerliche Anreise Monate in Anspruch nahm, kommen heute die meisten Männer und Frauen in organisierten Gruppenreisen. Vollklimatisierte Busse und komfortable Hotels gehören zum Standard-Angebot. So bot das "Haus des Islam" in Lützelbach im Odenwald auf seiner Website eine All-inclusive-Pilgerfahrt mit deutschsprachiger Reiseleitung für 2000 Euro an. Für die Türken in Deutschland wie in der Heimat bietet das Religionspräsidium in Ankara seine Vermittlungsdienste an.

Die Pilgerfahrt folgt seit knapp 1400 Jahren einem festen Muster: Im islamischen Monat Dhul Hidscha, der in diesem Jahr in den Februar fällt, reisen die Gläubigen nach Mekka und hüllen sich in weiße Tücher. Zu den rituellen Handlungen der Hadsch gehört das siebenmalige Umkreisen des würfelförmigen Gebäudes mit dem schwarzen Stein - der Kaaba - in Mekka. Höhepunkt ist das "Stehen" am Berg Arafat am 21. Februar. Der Überlieferung nach hielt der islamische Prophet Mohammed im Jahre 632 n. Chr. dort seine letzte große Predigt, bevor er wenig später verstarb. afp/(pg)