1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Hungersnot in Teilen des Südsudan ausgerufen

20. Februar 2017

Erstmals seit sechs Jahren haben die Vereinten Nationen den Hungernotstand erklärt. In einigen Gebieten des Südsudan sind demnach schätzungsweise 100.000 Menschen akut vom Hungertod bedroht.

https://p.dw.com/p/2XuyU
Südsudan Hunger Mutter mit Kind in Juba
Eine Mutter in der südsudanesischen Hauptstadt Juba füttert ihr Kind mit einer ErdnussbutterpasteBild: Reuters/S. Modola

Im Norden des Südsudan herrscht nach Angaben der Vereinten Nationen eine verheerende Hungersnot. Rund 100.000 Einwohner des Staates Unity befänden sich in akuter Lebensgefahr, teilten drei UN-Organisationen in einer gemeinsamen Erklärung mit. Eine weitere Million Menschen stehen demnach kurz vor einer Hungersnot, erklärten das Welternährungsprogramm WFP, das Kinderhilfswerk UNICEF und das UN-Welternährungsprogramm FAO.

Von Hungersnot sprechen die UN, wenn mindestens 30 Prozent der Bevölkerung akut unterernährt sind, pro Person weniger als vier Liter Wasser zur Verfügung stehen und mindestens zwei von 10.000 Menschen täglich an Unterernährung sterben. Zuletzt hatten die Vereinten Nationen eine Hungersnot im Jahr 2011 in Teilen Somalias ausgerufen.

Fast jeder Zweite hilfsbedürftig

Im Südsudan benötigten insgesamt 4,9 Millionen Einwohner - 42 Prozent der Bevölkerung - dringend Nahrungsmittel, hieß es bei den UN. Es werde damit gerechnet, dass bis Juli rund 5,5 Millionen Menschen vom Hunger bedroht sein werden. Hilfsorganisationen müsse daher schnell ein ungehinderter Zugang zu den Menschen im Land gewährt werden. Die Krise sei menschengemacht. "Unsere schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden", sagte der Leiter der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation im Südsudan, Serge Tissot.

Drei Jahre Bürgerkrieg haben die Nahrungsmittelproduktion im Südsudan zum Erliegen gebracht. Der Anstieg der Gewalt habe im vergangenen Jahr auch bis dahin sichere Gebiete erreicht, so die UN-Organisationen. In den Städten könnten sich durch die dramatische Inflation und gestiegene Nahrungsmittelpreise viele Menschen nicht mehr ausreichend mit Grundlebensmitteln versorgen. Viele Familien hätten alle Reserven aufgebraucht und müssten von den Pflanzen und Fischen leben, die sie gerade finden beziehungsweise fangen könnten.

Kinder besonders hart betroffen

Dramatisch ist den Angaben nach auch die Situation der Jüngsten. Mehr als eine Million Kinder leide unter einer akuten Mangelernährung, sagte der Vertreter des UN-Kinderhilfswerks im Südsudan, Jeremy Hopkins. Mehr als 250.000 Kinder seien stark unterernährt. "Wenn wir diesen Kindern nicht schnell helfen, werden viele von ihnen sterben."

UN Blauhelme Süd Sudan Südsudan
Eine vertriebene Frau bei Juba mit mehreren UN-Soldaten auf PatrouilleBild: Getty Images/A.G.Farran

Der Südsudan erlangte im Juli 2011 seine Unabhängigkeit vom Sudan. Seit 2013 liefert sich Präsident Salva Kiir in dem bitterarmen Land einen blutigen Machtkampf mit seinem Herausforderer Riek Machar. Der Konflikt zieht sich entlang ethnischer Linien. Die Vereinten Nationen warnten im Dezember vor einem Völkermord. Rund 50.000 Menschen wurden in Kämpfen und ethnisch motivierten Massakern getötet. Rund 3,4 Millionen Menschen wurden laut UN-Angaben bereits in die Flucht getrieben, 1,5 Millionen von ihnen flohen ins Ausland. Zudem ist die Bevölkerung Übergriffen bewaffneter Gruppen ausgesetzt. Mehrfach kritisierten die UN und Hilfsorganisationen auch Plünderungen, sexuelle Übergriffe und rechtswidrige Tötungen durch Sicherheitskräfte. Es ist die größte Flüchtlingskrise Afrikas, nach Syrien und Afghanistan die drittgrößte weltweit.

kle/pab (epd, dpa, afp, kna)