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Hunger als Folge politischer Fehlentwicklung

14. Oktober 2009

Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) haben derzeit über eine Milliarde Menschen nicht genug zu essen, täglich sterben Zigtausende Menschen den Hungertod. Das müsste nicht sein.

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Eine Schale voller Reis (Foto: AP)
Für viele Menschen auf der Welt wäre das purer LuxusBild: AP

Fast die Hälfte der Menschheit muss mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen; ein Fünftel muss sogar von weniger als einem Dollar pro Tag ein elendes Leben fristen. Es sind diese Menschen, die sich abends mit hungrigem Magen schlafen legen, die mangel- oder fehlernährt sind, die den Hungertod erleiden.

Dabei ist die Erde fruchtbar genug, um noch deutlich mehr als die heute lebenden Menschen ernähren zu können. Fehlernährung, massenhafter Hunger und Hungertod sind nicht naturgegeben. "Das Problem ist nicht so sehr ein Mangel an Nahrungsmitteln als vielmehr ein Mangel an politischem Willen", hat die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) bereits vor zwanzig Jahren festgestellt.

Diktaturen sind anfälliger für Fehlentwicklung

Ein abgemagertes nordkoreansches Kind (Foto: AP)
Nordkorea ist auch ein Paradebeispiel für Hunger durch FehlenwicklungBild: AP

Überall dort, wo Regierungen mit Erfolg eine Politik betreiben, die auf breiter Front zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommen beiträgt, nimmt der Hunger ab. Wo dagegen Diktatur und politische Willkür herrschen, gibt es Hunger und Hungertod. Simbabwe, das früher Nahrungsmittel exportierte und heute auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen ist, steht beispielhaft für Länder, die durch falsche Politik und Misswirtschaft an den Rand des Abgrunds geraten sind. Birma war einst die Reisschüssel Asiens; heute können sich die Menschen dort nicht mehr selbst mit Nahrungsmitteln versorgen. Die Diktatur der Generäle hat kläglich versagt. In Lateinamerika ist Haiti das ärmste und vom Hunger geplagte Land; der wichtigste Grund für die Katastrophe ist seit der Unabhängigkeit das Versagen der Politik.

Drei Krisen verstärken den Hunger

Hinzu kamen in den letzten Jahren drei Krisen, die die Zahl der Hungernden in der Dritten Welt in die Höhe getrieben haben. Von 2007 auf 2008 haben extrem hohe Nahrungsmittelpreise dem Hunger Auftrieb verschafft. Kaum sanken die Nahrungsmittelpreise wieder, wurde auch die Dritte Welt von der Finanzkrise und der globalen Rezession erfasst. Für viele Länder sind durch die Wirtschaftskrise die Exportmärkte kollabiert.

Eine Frau läuft über das verdürrte Land (Foto: dpa)
Fortschreitende Wüstenbildung in IndienBild: picture-alliance/ dpa


Als dritte Fehlentwicklung fördert der vom Menschen verursachte Klimawandel Dürren und Missernten. Zuvor erreichte Fortschritte im Kampf gegen den Hunger - vor allem in China und Indien durch marktwirtschaftliche Reformen und eine Zunahme der Beschäftigung - sind zu erheblichen Teilen wieder verloren gegangen. Vor allem durch die Finanz- und Wirtschaftskrise haben viele Menschen in der Dritten Welt ihre Arbeit und ihr Einkommen verloren. Weil dort soziale Sicherungssysteme nicht bestehen, nimmt der Hunger zu.

Mehr Beschäftigung, mehr Nachfrage

Weil die Menschen arm sind, weil es an kaufkräftiger Nachfrage mangelt, besteht für die Bauern, die meist gerade genug für sich selbst und ihre Familien produzieren, wenig Anreiz zu einer erhöhten Erzeugung. Wo dagegen kaufkräftige Nachfrage besteht, mangelt es nicht am entsprechenden Angebot.

Die wichtigste Einzelmaßnahme zur Lösung des Hungerproblems besteht darin, mehr Beschäftigungsmöglichkeiten und darüber dann kaufkräftige Einkommen zu schaffen. Das ist erst einmal Sache der Entwicklungsländer selbst. Sie müssen - wie in China und Indien geschehen - die Weichen für ihre Wirtschaft so stellen, dass die private Initiative angefacht wird. Sie müssen den Staatseinfluss auf die Wirtschaft zurückdrängen und die Korruption bekämpfen, damit die private Initiative sich entfalten kann.

Auch reiche Staaten sind gefordert

Ein sudanesischer Bauer überprüft bei der Ernte die Qualität der angebauten Baumwolle (Foto: dpa)
Mehr Exporte nach Europa würden die Lage der Bauern in Afrika verbessernBild: dpa

Doch auch die Industrie- Staaten sind gefordert. Hans-Joachim Preuss, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), fordert, armen Ländern den Marktzugang zu erleichtern: "Damit schaffen wir die Chance für Produzenten aus Entwicklungsländern, auch andere Produkte wie zum Beispiel Baumwolle auf die europäischen Märkte zu bringen." Die Vermarktung solcher Produkte schaffe Einkommen. Und Einkommen schaffe Nachfrage. Und diese Nachfrage führe dazu, dass in den Ländern mehr Nahrungsmittel produziert werden, sagt Preuss von der GTZ weiter.

Vor allem für Agrarerzeugnisse aus Entwicklungsländern sollten die Industriestaaten ihre Märkte öffnen, denn viele der armen Länder sind nur mit solchen Produkten konkurrenzfähig. Ein Großteil der Entwicklungszusammenarbeit - und vor allem der guten Ratschläge - läuft ins Leere, wenn weiterhin die Konsequenzen ausbleiben.

Autor: Karl Zawadzky
Redaktion: Zhang Danhong

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