Humanitärer Alptraum in Syrien
In Syrien gilt eine wacklige Waffenruhe. Für die von Krieg, Hunger und Armut gebeutelten Syrer soll sie vorübergehend Erleichterung bringen. Denn das Leid der Menschen ist groß - vor allem in den eingekesselten Städten.
Die Kinder von Aleppo
Im Zentrum der weltweiten Aufmerksamkeit steht Aleppo. Die in Teilen zerstörte Stadt ist zum Symbol für das Grauen des Krieges geworden. Im belagerten Ostteil der Stadt fehlt es an Wasser, Nahrung, medizinischer Versorgung und einem Dach über dem Kopf. 100.000 Kinder sollen dort leben.
600.000 Menschen abgeriegelt
Neben Aleppo sind 18 weitere Städte (so wie Madaja, siehe Bild) und Regionen von der Außenwelt abgeschnitten. UN-Angaben zufolge leben knapp 600.000 Menschen in Gebieten, die von unterschiedlichen Konfliktparteien abgeriegelt sind, meist jedoch von Truppen des syrischen Regimes. Hilfslieferungen für bestimmte Gebiete muss die Regierung in Damaskus genehmigen, die sie immer wieder verweigert.
Stadt des Widerstands
Daraja war eine der ersten Städte, die sich nach Beginn des Aufstands in Syrien 2011 gegen die Regierung in Damaskus erhoben hatte. Von den Rebellen belagert, vom syrischen Regime eingekesselt, ließ Machthaber Baschar al-Assad die Einwohner Darajas jahrelang am ausgestreckten Arm verhungern. Im August gaben die Rebellen die Stadt schließlich auf - und verbuchten eine ihrer größten Niederlagen.
Notstand in Syriens Krankenhäusern
In syrischen Krankenhäusern können Patienten nicht mehr versorgt werden. "Es gibt kaum noch Verbandsmaterial und Medikamente. Selbst Blinddarmoperationen und Kaiserschnitte sind kaum noch zu bewältigen", klagt der Vorsitzende von "Ärzte ohne Grenzen" in Deutschland, Volker Westerbarkey.
"Man ist nirgendwo sicher"
In den vergangenen fünf Monaten seien alle acht Kliniken und Gesundheitsstationen im belagerten Osten der Stadt Aleppo beschädigt oder zerstört worden, berichtet Westerbarkey. Einige wenige syrische Ärzte riskierten immer noch ihr Leben, um Patienten zu versorgen. "Man ist nirgendwo sicher", fügte der Arzt hinzu.
Die geteilte Stadt
Vor allem für die 300.000 Menschen in den von Rebellen kontrollierten Gebieten im Osten Aleppos ist die Situation dramatisch. Durch die fast täglichen Luftangriffe des Regimes und der russischen Luftwaffe wurden tausende Häuser zerstört. Allein am vergangenen Wochenende starben über hundert Menschen.
Mangel an allem
In Aleppo mangelt es außerdem an Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Strom. Das gilt auch für die vom Regime gehaltenen Gebiete im Westen der Stadt. Das Leid der dort lebenden Menschen lässt sich allerdings kaum abbilden - Journalisten wird nur selten Zugang gewährt.
Leere Straßen
Aus Angst vor Luftangriffen gingen die Einwohner Aleppos kaum mehr auf die Straßen und Märkte, erzählt Dschud al-Chataib, Reporter eines lokalen oppositionellen Radiosenders mit dem Namen Hara FM. Die meisten Geschäfte sind geschlossen. Ein normales Leben gebe es nicht mehr, berichtet al-Chataib. Die ehemalige Millionenmetropole gilt inzwischen als eine der gefährlichsten Städte der Welt.
"In einem großen Gefängnis"
Die Waffenruhe schafft zwar kurzfristig Erleichterung für syrische Zivilisten. Langfristig aber bleiben viele Menschen in den belagerten Städten von der Außenwelt und humanitärer Hilfe abgeschnitten. Der Franziskanerpater Firas Lufti, der Wasser und Nahrungsmittel an Syrer verteilt, bringt die Lage auf den Punkt: "Hier lebt man wie in einem großen Gefängnis."