1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Beamte missbrauchen Boko-Haram-Opfer

31. Oktober 2016

Nach ihrer Flucht vor Boko Haram werden Opfer der Terrororganisation häufig von nigerianischen Staatsangestellten missbraucht. Dies berichtet Human Rights Watch. Die Täter würden nicht bestraft.

https://p.dw.com/p/2RvxR
Nigeria Soldaten an einem Checkpoint in Gwoza
Bild: picture-alliance/AP Photo/L. Oyekanmi

Frauen und Mädchen, die vor den Islamisten in Lagern Zuflucht suchten, würden von Soldaten, Polizisten und Camp-Mitarbeitern sexuell ausgebeutet und vergewaltigt, heißt es in einer Studie von Human Rights Watch. Der Staat erfülle seine Aufgabe nicht, die Geflohenen zu schützen. Zudem würden die Täter nicht bestraft.

In dem Bericht dokumentiert die Menschenrechtsorganisation 43 entsprechende Fälle. Einige der Opfer seien vergewaltigt, andere mit falschen finanziellen Versprechungen zu Sex gedrängt worden. Sobald sie schwanger wurden, seien die Frauen und Mädchen jedoch verstoßen worden. Mehrere von ihnen waren nach eigener Aussage davor von Boko-Haram-Kämpfern verschleppt und ebenfalls sexuell missbraucht worden. In vielen dieser Lager erhalten die traumatisierten Geflohnen laut Human Rights Watch nicht ausreichend Hilfe. Das sei schon schlimm genug, sagte die Nigeria-Expertin Mausi Segun. Aber es sei unfassbar, dass die Leute, die diese Frauen und Mädchen schützen sollten, sie angriffen und missbrauchten.

Kaum Konsequenzen

Menschenrechtsverletzungen sind der nigerianischen Armee in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen worden. Amnesty International und Human Rights Watch haben mehrere entsprechende Untersuchungen veröffentlicht und zahlreiche Zeugenaussagen gesammelt. Konsequenzen gab es bislang jedoch kaum. So gut wie nie wird in Nigeria über Gerichtsprozesse gegen Armeeangehörige berichtet.

Karte Nigeria Englisch Deutsch
Bild: DW

Boko Haram versteht sich als Teil der Terrormiliz "Islamischer Staat" und will nach eigenen Angaben einen Gottesstaat im Norden Nigerias errichten. Die Organisation begeht seit Jahren immer wieder Anschläge und strebt im Nordosten Nigerias einen islamistischen Staat an. Tausende Menschen wurden getötet, Hunderte verschleppt, unter ihnen auch viele Mädchen. Durch die Gewalt von Boko Haram und deren Bekämpfung durch das Militär sind nach UN-Schätzungen mehr als zwei Millionen Nigerianer auf der Flucht.

Anfang 2015 kontrollierten die Extremisten ein Gebiet von der Größe Belgiens. Doch seither hat die nigerianische Armee mit Unterstützung der Nachbarländer den Großteil der Region zurückerobert. Nigeria ist der größte Erdölexporteur Afrikas und mit 170 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land des Kontinents.

stu/rb (afp, kna, rtr)