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Hotelier zieht Bilanz nach WM in Südafrika

30. Juli 2010

Anfangs wurde mit 500.000 Gästen zur WM gerechnet, dann wurden die Zahlen drastisch reduziert und schließlich flogen viele Fans doch noch kurz entschlossen ans Kap. Eines der ältesten Hotels in Durban zieht WM-Bilanz.

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Fußballfans vor Hotel
Gutes Geschäft dank FußballfansBild: Leonie March
Samuel Nhlangulela, Rezeptionschef im Royal Hotel, steht hinter der Rezeption und winkt
Samuel Nhlangulela, Rezeptionschef im Royal HotelBild: Leonie March

Samuel Nhlangulela lächelt, als er den Telefonhörer abnimmt. Es klingelt nicht mehr ganz so oft, wie noch vor einem Monat, sagt der Chef der Rezeption im Royal Hotel, nachdem er die Buchung entgegen genommen hat. Die Fußball-WM war für ihn ein unvergessliches Erlebnis. "Es war sehr aufregend. Wir haben viele unterschiedliche Menschen kennen gelernt", erzählt er strahlend. Die Fans kamen aus Ländern, mit denen das Hotel zuvor noch nichts zu tun hatte, zum Beispiel aus Spanien, Portugal und Brasilien. Manchmal sei es etwas schwer gewesen sich zu verständigen, fügt Samuel Nhlangulela hinzu, aber irgendwie sei es immer geglückt. Die Gäste seien alle außerordentlich freundlich gewesen.

"Zwischendurch gab es Durststrecken"

Fast drei Wochen nach dem Abpfiff ist im Hotel wieder der Alltag eingekehrt. In der Lobby stehen ein paar Geschäftsleute, die zu einer Konferenz angereist sind. Im Café direkt am Haupteingang trinken schwarze Südafrikanerinnen Tee. Zwei Zimmermädchen schlendern ihre Staubwedel schwenkend den Flur entlang. Keine Spur mehr vom WM-Trubel. Die Fußball-Fans sind unmittelbar nach dem Halbfinale, dem letzten Spiel in Durban, abgereist, erzählt Hotelmanager Philip Adamson. Die Fans seien rund um die Spieltage im Durchschnitt drei Tage lang geblieben. Die Delegationen seien länger da gewesen: Eine Gruppe habe ganze zwei Wochen in seinem Hotel gebucht. An Spieltagen seien alle 206 Zimmer belegt gewesen. "Zwischendurch gab es Durststrecken, die schlimmste kurz vor dem Halbfinale", räumt der Hotelmanager ein, "aber die Buchungsrate lag nie unter 40 Prozent."

Für die Hotels war die WM eine Achterbahnfahrt

Hotelrezeption mit Gast, Teppichboden Fußballrasen
Der grüne Rasen wurde extra für die WM-Fans ausgerolltBild: Leonie March

Die WM war für das renommierte Vier-Sterne-Hotel in Durban, wie für viele andere, eine Achterbahnfahrt, sagt Philip Adamson und lehnt sich auf die dunkle Holztheke der Rezeption. Die Erwartungen waren zunächst enorm. Viele rechneten fest damit, während der gesamten Zeit restlos ausgebucht zu sein. Der Dämpfer kam kurz vor dem Anpfiff, als die FIFA-Tochter Match die geblockten Kontingente zurückgab: Im Fall des Royal Hotels satte 85 Prozent. Dadurch sei eine neue Dynamik entstanden, so Adamson: "In kürzester Zeit mussten wir versuchten unsere Hotelzimmer zu füllen. Der Umstand, dass die meisten Fans damals bereits ihre Unterkunft gebucht hatten, machte das nicht einfacher." In Durban und Kapstadt sei die Situation besonders angespannt gewesen, in Johannesburg hätten die Hotels dagegen weniger Probleme gehabt. Hotelmanager Adamson ist angesichts dieser Vorschichte insgesamt zufrieden mit den Buchungszahlen, Rezeptions-Chef Samuel Nhlangulela ebenso: "Unsere Erwartungen sind während der WM erfüllt worden." Sein Hotel habe die Herausforderung gut gemeistert, auch wenn der Gewinn nicht so hoch ausgefallen sei, wie erwartet. "Aber wir haben ausgezeichnete Arbeit geleistet und unser Bestes gegeben", betont er.

Rosige Zukunftsaussichten

Ein Mann im Anzug in der Hotellobby
Keine Spur mehr vom WM-TrubelBild: Leonie March

Ein dutzend Konferenzteilnehmer geht in eiligen Schritten an der Rezeption vorbei, Männer in Anzügen, Frauen in schicken Kostümen. Das Geschäft läuft weiter, auch nach der WM. Um seine Existenz muss ein etabliertes Hotel wie dieses nicht fürchten. Im Gegensatz zu neuen Hotels und einfacheren Unterkünften, die in den Jahren vor der WM wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, meint Hotelmanager Philip Adamson. Alle setzen nun auf den langfristigen Imagegewinn der WM, der mehr Touristen ans Kap bringen soll. Die Aussichten seien gut, davon ist Adamson überzeugt: "Ich bin mir sicher, dass viele Touristen, die zur WM hier waren, wieder kommen." Südafrika habe endlich gute Presse bekommen und die Probleme im Vorfeld hätten die Hotelindustrie zusammen geschweißt, erzählt er. Alle hätten miteinander kooperiert, um die Lage in den Griff zu bekommen. Meinungsumfragen belegen die Hoffnung auf eine rosige Zukunft: Über 90 Prozent der WM-Besucher würden Südafrika als Reiseland empfehlen. Branchenexperten sind zuversichtlich, dass die Zahl der Touristen am Kap in den kommenden Jahren weiter steigen wird.

Autorin: Leonie March

Redaktion: Carolin Hebig