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Ein Bett im Laden

26. April 2009

Ein österreichisches Architektenteam hat leer stehende Räume in ganz Linz zu Vier-Sterne-Unterkünften umgebaut. Wo Pixel in der Computersprache ein Bild ergeben, wird aus den "Pixel-Zimmern" ein Hotel der anderen Art.

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Blick in einen Hinterhof, wo man ein Bett und einen Wohnwagen in einer Garage sieht - ein Hotelzimmer (Foto: archipicture.at/Pixel-Hotel)
In Linz kann man an ungewöhnlichen Orten übernachten: im Pixel-HotelBild: archipicture.at/Pixel Hotel

Ein Tante-Emma-Laden im Franckviertel, der Arbeitersiedlung aus den 1920er-Jahren, das im Südosten von Linz liegt: Die Räume standen lange leer, bevor Christoph Weidinger und seine Architektenkollegen die Idee hatten, darin ein Hotelzimmer einzurichten. Auf diese Weise, so ihre Idee, lernten Gäste die Kulturhauptstadt Linz aus anderen Perspektiven kennen - denn wo wohne man schon in einem Tante-Emma-Laden?

Billige Tapete und Vier-Sterne-Komfort

Ein Feuerwerk über Linz (Foto: dpa)
Die europäische Kulturhauptstadt hat sich für Übernachtungsgäste etwas Besonderes ausgedachtBild: picture-alliance/ dpa

Wo früher die Verkaufsfläche war, wuchern jetzt Bananenstauden und versperren Neugierigen den Blick durch das Schaufenster ins Innere. Der Schlafbereich liegt ein paar Stufen höher. "Das war ursprünglich eine sehr kleine Arbeiterwohnung, so um die 25 Quadratmeter. Wir haben billige Tapete mit einem floralen Walzmuster verwendet und dann auch noch ein Bad eingebaut, das es ursprünglich in den Arbeiterwohnungen nicht gab", erläutert Christoph Weidinger.

Außerdem stelle man zwei Fahrräder bereit, um den Gästen zu ermöglichen, sich in der Stadt zu bewegen. Und auf zwei Liegestühlen könnte man sich im Sommer auf dem Vorplatz sonnen. Wo früher noch nicht einmal ein Badezimmer zur Ausstattung gehörte, gibt es heute jeden Komfort: Die Zimmer entsprechen Vier-Sterne-Standards und kosten zwischen 124 und 147 Euro für zwei Personen.

Auf Frühstücksjagd mit Verzehrgutschein

"Ich würde sofort einziehen. Es ist kein Hotelzimmer, wo man schnell duscht und gleich wieder abhaut. Hier kann man sich gut ausruhen", sagt eine Linzbesucherin. Ein Domizil für Individualisten. Zum Einchecken kommt eine mobile Rezeptionistin. Sie erledigt alle Formalitäten und händigt dem Gast auch die Gutscheine für das Frühstück aus: "Wir haben Kooperationen mit Kaffeehäusern und Betrieben in der Umgebung oder auf dem Weg ins Zentrum. So kann sich der Gast aussuchen, wo er frühstücken will. Man kann auch im traditionellen Gasthaus in der Umgebung essen, wo man den Alltag des Stadtviertels mitbekommt", erläutert sie das Konzept.

Sechs Pixel-Zimmer betreibt der Verein zur "Reurbanisierung und Stradtreparatur", zu dem sich die jungen Architekten zusammengeschlossen haben. Dank Linz 09, dem Jahr als europäische Kulturhauptstadt, konnten sie ihre Idee realisieren. Fremdenführerin Sylvia Meyer schwärmt von den Zimmern im Pixel-Hotel Sie würde am liebsten in der Textilpassage am Graben in einem ehemaligen Industriegebäude übernachten: "Es hat einen wunderschönen Holzboden und ist so entspannend, denn da gibt es auch eine Spielkonsole und alles ist mit Polstern und Teppichboden ausgelegt", sagt Sylvia Meyer.

Jedes Zimmer ein Unikat

Blick in ein Zimmer, an dessen Decke ein Bett hänge (Foto: archipicture.at/Pixel-Hotel)
Architekten haben aus leer stehenden Räumen Hotelzimmer gemachtBild: archipicture.at/Pixel Hotel

Ein weiteres Pixel-Hotelzimmer ist in einer ehemaligen Kunsttischlerei untergebracht. Der alte Lastenlift dort dient als begehbarer Schrank und ein Wohnwagen aus den 60er-Jahren als Kuschelecke in dem 90 Quadratmeter großen Raum. Jedes Pixel-Zimmer habe seinen ganz eigenen Charakter, sagt Architekt Christoph Weidinger: "Wir haben versucht, mit einfachen Eingriffen die Raumqualitäten zu steigern und auch die Geschichte des Ortes beziehungsweise des Stadtteiles aufzugreifen."

Nicht nur Gäste sondern auch Linzer seien so begeistert von der Idee, dass so mancher schon in der eigenen Stadt Pixel-Urlaub gemacht habe, erzählt Christoph Weidinger. Mindestens vier der über ganz Linz verteilten Zimmer werden den Kulturhauptstadt-Trubel überleben und können auch im nächsten Jahr noch gebucht werden. Die große Hoffnung der Architektengruppe ist, Pixel-Hotels auch in anderen Städten auszuprobieren.


Autorin: Hannelore Fisgus

Redaktion: Sandra Voglreiter