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Hongkong: Studentenführer festgenommen

26. November 2014

116 Demonstranten mussten in Arrest, darunter auch zwei Wortführer der Demokratiebewegung: Die Staatsmacht in Hongkong hat die Geduld verloren und greift durch. Der Konflikt eskaliert.

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Festnahme von Demonstranten in Hongkong (foto: reuters)
Bild: Reuters/Liau Chung-ren

Im Geschäftsviertel Mong Kok auf der Halbinsel Kowloon war es in der Nacht zu den gewalttätigsten Auseinandersetzungen seit Wochen gekommen. Den zweiten Tag in Folge versuchte die Hongkonger Polizeimacht, die Barrikaden um das dortige Protestlager der Demokratiebewegung endgültig zu räumen. Es gab schwere Ausschreitungen.

Lokale Medien berichteten, bis zu 4000 Sicherheitskräfte seien aufgeboten worden, um den Gerichtsbeschluss zur Beendigung der Blockade auf der wichtigen Verkehrsader und pulsierenden Einkaufszone Nathan Road durchzusetzen. "Die Polizei hat entschlossen gehandelt und die Demonstranten vertrieben", resumierte die Führung der Sonderverwaltungszone. 116 Personen seien festgenommen worden.

Räumung von Barrikaden in Hongkong (foto: reuters)
Szenerie einer Schlacht: Auch die Barrikaden in der Nathan Road in Hongkong sollen fallenBild: Reuters/Bobby Yip

Zwei Anführer festgenommen

Nach Angaben von Korrespondenten und der Studentenvereinigung sind darunter auch zwei Anführer der Proteste in der früheren britischen Kronkolonie. Es handele sich um Joshua Wong und Lester Shum. Beide zählen zu den bekanntesten Gesichtern der seit Wochen andauernden Kundgebungen. Wong und Shum hatten ihre Anhänger dazu aufgerufen, keinen Widerstand zu leisten. Auch andere prominente Schlüsselfiguren der Bewegung wurden vermisst und werden vermutlich festgehalten.

Mong Kok stand wiederholt im Brennpunkt der Konfrontationen. Unter anderem hatten auch schon einmal bandenmäßig organisierte Schläger versucht, den Widerstand der Studenten zu brechen. Der neue Anlauf der Hongkonger Verwaltung gegen das dortige Protestcamp kommt eine Woche nach der Räumung der Barrikaden im Bezirk Admiralty auf der Hongkonger Insel.

Keine frei Kandidatenauswahl

Der Protest hatte sich an Plänen der Pekinger Kommunisten entzündet, 2017 zwar erstmals eine direkte Wahl in Hongkong zu erlauben, den Wählern aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern.

Seit der Rückgabe an China im Jahr 1997 wird Hongkong als eigenes Territorium autonom regiert. Die Demonstrationen könnten nach Einschätzung von Beobachtern zu einer der größten Herausforderungen für Chinas KP seit der Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking 1989 werden.

Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung sagte Choy Chi-Keung Ivan, Politologe an der Chinesischen Universität Hongkong und ein bekannter Kommentator in Hongkong, der Deutschen Welle: "Diese Protestbewegung hat sehr lange gedauert und die Regierung hat auf einen geeigneten Zeitpunkt gewartet, um zuzugreifen." In den vergangenen Wochen habe man gesehen, dass sich die Stimmung laut Umfragen verschiedener Universitäten unter der Bevölkerung drastisch verändert hat. "Aufgrund dieser Umfragen glaubt die Regierung, dass es selbst bei einem harten Vorgehen keine heftigen Reaktionen unter der Bevölkerung geben wird. Das ist ganz anders als noch im September oder Oktober."

SC/kle (APE, rtre, dpa, DW)