Hommage an den Regisseur Sam Peckinpah
Die 68. Filmfestspiele in Locarno ehren in diesem Jahr den 1984 verstorbenen US-Regisseur mit einer großen Retrospektive. Im Rückblick wird deutlich, wie stark Peckinpah nachfolgende Regiegenerationen beeinflusst hat.
Filmische Entdeckungen
Wer die Gelegenheit hat, die Retrospektive der 68. Filmfestspiele in Locarno zu sehen, kann sich nicht nur die 14 Spielfilme Sam Peckinpahs anschauen, sondern auch dessen Fernseharbeiten und zahlreichen Dokumentationen über den Regisseur. Der schmückt in diesem Jahr übrigens auch das Festivalplakat.
Außenseiter im Wilden Westen
Es sind raue Männer, die den filmischen Kosmos des US-Regisseurs Sam Peckinpah bevölkern. Männer wie in dem Western "Pat Garrett jagt Billy the Kid" (James Coburn, r., Kris Kristofferson, l.) aus dem Jahr 1973. Peckinpah gilt als Meister des Spätwestern. Der zerstörte viele Mythen des beliebtesten aller US-Genres.
Individualist und Freigeist
Sam Peckinpah galt als großer Außenseiter im kommerziell ausgerichteten Studiosystem Hollywoods. Auch deshalb konnte er bis zu seinem Tod nur 14 Spielfilme realisieren. Nicht selten zerstritt er sich mit seinen Produzenten. Er galt als stur und wollte sich von niemandem reinreden lassen. Auch sein Lebensstil machte den Umgang mit ihm nicht einfach. Peckinpah trank und nahm Drogen.
Sein größter Erfolg
Mit dem Spätwestern "The Wild Bunch", der auf Deutsch als "Sie kannten kein Gesetz" lief, gelang Peckinpah sein größter Erfolg - zumindest wenn man den Einfluss auf die Filmgeschichte zum Maßstab nimmt. Legendär ist das Finale: Minutenlang verfolgt der Zuschauer Schießereien zwischen Banditen und einer mexikanischen Garnison. Mit Kunstblut wird in "The Wild Bunch" nicht gegeizt.
Umstritten: Wer Gewalt sät
Höchst umstritten war 1971 auch der Film "Wer Gewalt sät" mit Dustin Hoffman und Susan George. Im scheinbar friedlichen Südengland gerät das Paar David und Amy in eine Spirale der Gewalt. Amy (Susan George) wird von mehreren Männern vergewaltigt. Insbesondere diese lang ausgewälzte Szene schockierte die Zuschauer. Der Film wurde damals gekürzt. Erst 2007 erschien eine vollständige Fassung.
Erfolg mit Steve McQueen
Einen großen kommerziellen Erfolg konnte Sam Peckinpah 1972 mit "Getaway" feiern. Der Film erzählt von einem Verbrecherpärchen auf der Flucht durch Amerika. Für seine Darsteller Steve McQueen und Ali MacGraw wurde die Mitwirkung in dem rasanten Roadmovie zu einem Karrierehöhepunkt.
Kampf mit den Produzenten
Eine Sonderstellung im Werk Sam Peckinpahs nimmt der Film "Bring mir den Kopf von Alfred Garcia" ein. In späteren Jahren sagte der Regisseur, dies sei der einzige Film gewesen, den er komplett nach eigenen Vorstellungen habe realisieren können. Sein übriges Werk wurde von Produzenten und Studios immer wieder geschnitten und dramaturgisch verändert.
Umstrittener Kriegsfilm
In Jugoslawien drehte der US-Regisseur 1977 seinen Kriegsfilm "Steiner - Das Eiserne Kreuz". Trotz kritischer Absichten sei das Epos nicht psychologisch aufgearbeitet, sondern zeige den Krieg als charakterforderndes Abenteuer, so das Lexikon des internationalen Films. Die Produktion entstand mit deutscher Finanzierung und zahlreichen deutschen Darstellern wie Maximilian Schell oder Senta Berger.
Roadmovie
Eines seiner letzten Werke entstand 1978: "Convoy", ein Roadmovie. Die Charaktere im Film entsprachen einmal mehr Peckinpahs Lebensmotto: "Ich bin ein Romantiker durch und durch und habe eine Schwäche für die Verlierer ebenso wie für die Ausgeflippten und Vagabunden dieser Welt."