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Hollande: Judenrazzia war ein Verbrechen

22. Juli 2012

Der französische Präsident François Hollande hat 70 Jahre nach der Deportation von mehr als 13.000 Juden aus Frankreich in NS-Vernichtungslager der Opfer gedacht. Nur wenige Erwachsene überlebten - kein einziges Kind.

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Der französische Präsident François Hollande vor der Gedenktafel des Wintervelodroms (Foto: REUTERS)
Bild: Reuters

Die Massenverhaftung von Juden zur Deportation nach Auschwitz war "ein Verbrechen, das in Frankreich durch Frankreich ausgeübt wurde", sagte Hollande. Er empfände die Auslieferung an die Deutschen als einen Betrug an den Opfern, die vor den Nazis nach Frankreich geflohen waren. Ihr Vertrauen in das Land sei "mit Füßen getreten" worden.

François Hollande hielt seine Rede bei einer Gedenkfeier in Paris zum 70. Jahrestag der "Rafle du Vél d'Hiv" ("Razzia des Wintervelodroms"). Mehrere Minister und Nachfahren der Deportierten nahmen an der Zeremonie am ehemaligen Standort des Radrennstadions teil, nach dem die Massenverhaftung benannt wurde. Das Stadion in der Nähe des Eiffelturms ist 1959 abgebrannt.

1942 hatten hier tausende französischer Polizisten auf Anweisung Nazideutschlands bei einer zweitätigen Großrazzia französische und ausländische Juden eingesperrt. Mit Bussen hatte man insgesamt 13.152 Menschen in das Stadion gebracht, wo sie vier Tage lang unter unmenschlichen Bedingungen eingesperrt blieben, bevor sie in Zügen in das NS-Vernichtungslager Auschwitz abtransportiert wurden. Nur rund hundert Menschen überlebten, darunter kein einziges der 4.115 Kinder.

Französische Beteiligung an Judenverfolgung

Mit seinen Worten spiegelte Hollande die Aussagen des ehemaligen Präsidenten Jacques Chirac wieder. 1995 hatte er als erstes französisches Staatsoberhaupt die Beteiligung der französischen Behörden an den Deportationen eingestanden. Bis dahin war offiziell allein die deutsche Besatzungsmacht dafür verantwortlich gemacht worden.

rv/gmf (dpa, afp)