1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Hollande: Eine Lehre für die Zukunft

8. Mai 2015

Am 8. Mai 1945 sei nicht eine Nation geschlagen worden, es sei vielmehr "der Sieg eines Ideals über eine totalitäre Ideologie": so Präsident Hollande bei den Gedenkfeiern Frankreichs zum Ende des 2. Weltkriegs.

https://p.dw.com/p/1FMq0
Frankreich: Gedenken an Ende des 2. Weltkriegs vor 70 Jahren - Kranzniederlegung mit Präsident Francois Hollande in Paris (foto: AP)
Bild: picture-alliance/AP Photo/R. de la Mauviniere

Am Triumphbogen in Paris haben die Franzosen des Endes der Nazi-Diktatur und des 2. Weltkriegs vor 70 Jahren gedacht. In seiner Ansprache im Elyseepalast würdigte Staatspräsident Francois Hollande die französische Widerstandsbewegung: "Der Sieg vom 8. Mai (1945) war nicht Überlegenheit oder Übermacht einer Nation über eine andere. Es war der Sieg eines Ideals über eine totalitäre Ideologie", so Hollande. "Die Geschichte ist nicht Nostalgie, sie ist eine Lehre für die Zukunft", mahnte der sozialistische Präsident. Auch heute müssten Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus entschlossen bekämpft werden.

Bei Gedenkfeiern in Paris begrüßt Präsident Francois Hollande den US-Außenminister John Kerry (foto: AP)
Präsident Hollande begrüßt US-Außenminister Kerry am Rande der Feierlichkeiten in ParisBild: picture-alliance/AP Photo/R. de la Mauviniere

Während am Arc de Triomphe die Nationalhymne, die Marseillaise, erklang, nahm Hollande dann eine Truppenparade ab. Er legte einen Kranz nieder am Grabmal des unbekannten Soldaten, das die französischen Opfer der beiden Weltkriege ehrt, und entfachte die ewige Flamme neu. In Anwesenheit von Veteranen der Resistance gegen die deutschen Faschisten wurde das Lied der Partisanen angestimmt.

Unter den Staatsgästen war auch US-Außenminister John Kerry, der zusammen mit seinem französischen Kollegen Laurent Fabius einen Kranz zu Ehren der Gefallenen niederlegte. Kerry gilt als besonders frankophil. Seine Mutter wurde zu Beginn der 1920er Jahren als Tochter amerikanischer Eltern in Frankreich geboren und diente 1940 als Krankenschwester in Paris.

Überschattet vom Konflikt Russland-Ukraine

In Polen nutzte Staatschef Bronislaw Komorowski die Gedenkfeierlichkeiten zum 8. Mai dazu, der Ukraine im Konflikt mit Moskau den Rücken zu stärken. "Der Platz der Ukraine und anderer osteuropäischer Länder - wenn sie es wünschen und sie dafür bereit sind - ist in unserem gemeinsamen europäischen Haus", sagte Komorowski in der Nacht zum Freitag bei der Veranstaltung auf der Westerplatte bei Danzig, an der auch der ukrainische Präsident Petro Poroschenko und andere Staatschefs teilnahmen.

Komorowski nannte in seiner Rede Russland nicht ausdrücklich, übte aber offensichtlich Kritik am Kreml. "Der Krieg, der in der Ukraine weiter geht, erlaubt es uns nicht zu vergessen, dass es in Europa noch Kräfte gibt, die an die dunkelsten Zeiten der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts erinnern". Es gehe immer noch um eine "Logik der Einflusszonen" und darum, "Nachbarn im Zustand der Abhängigkeit von Vasallen zu halten".

Die Westerplatte war Schauplatz des deutschen Überfalls auf Polen am 1. September 1939. Das Ende des 2. Weltkriegs wird in Polen nicht ausschließlich als Befreiung empfunden, sondern auch als Beginn einer Unterdrückung durch die Sowjetunion. Das Gedenken auf der Westerplatte wurde von der russischen Regierung als Gegenveranstaltung zu der traditionellen Gedenkveranstaltung auf dem Roten Platz in Moskau gewertet.

Polnisches Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges auf der Westerplatte (foto: epa)
Nächtliche Gedenkkundgebung auf der Westerplatte bei DanzigBild: picture-alliance/epa/A. Warzawa

Fehler der Vergangenheit wiederholt?

Der ukrainische Präsident Poroschenko beklagte bei seinem Polen-Besuch, auch heute noch würden "trotz der grausamen Lektionen" im Zuge einer Aggression Verbrechen gegen sein Land verübt. "Erstaunlicherweise sehen wir Versuche einer Beschwichtigung des Aggressors", kritisierte der Staatschef in Anspielung auf die Appeasement-Politik in den 30er Jahren gegenüber Hitler.

Der Regierungschef der Ukraine, Arseni Jazenjuk, warf dem Kreml zum 70. Jahrestag des Kriegsendes eine verbrecherische Politik vor. Russland beanspruche nicht nur den Sieg gegen Hitler für sich allein, behauptete der Premier. Das Nachbarland führe zudem im Donbass heute selbst einen Krieg gegen die Ukraine.

Die Ukraine gedachte erstmals am 8. Mai des Kriegsendes von 1945. Am 9. Mai wird auch - wie in vielen anderen Ex-Sowjetrepubliken - der Tag des Sieges über Hitler gefeiert.

SC/sti (afp, APE, dpa)