Hoffnung im Ausweglosen: Zum 85. Geburtstag von Guillermo Mordillo
Guillermo Mordillo, humoristischer Zeichner von Weltruhm, wird am 4. August 85 Jahre alt. Seit den 1960er Jahren eroberten seine Figuren die ganze Welt: farblose Charaktere mit Knollennasen in ausweglosen Situationen.
Guillermo Mordillo
Am 4. August 1932 kam Guillermo Mordillo y Meléndez in Buenos Aires als Sohn spanischer Einwanderer zur Welt. Schon als Kind beschloss er, einmal Zeichner zu werden. Mit 14 brach er die Schule ab, anschließend erwarb er ein Zeichner-Diplom und illustrierte im Alter von 18 Jahren Kinderbücher.
Auf der Suche nach der Leidenschaft
Nach einem Ausflug zum Trickfilm entwarf Mordillo als Artdirektor einer Werbeagentur Figuren für Grußkarten. Sie sollten die Vorläufer seiner berühmten Charaktere werden, mit denen dem Argentinier in den 1960er Jahren in Frankreich der Durchbruch gelang.
Kleine Leute, große Nasen
Nach Stationen in Lima und New York ging Mordillo 1963 nach Paris - ohne ein Wort Französisch zu sprechen. Damit erklärte der Künstler später, dass seine Figuren stets wortlos blieben. Seine Motive kennen keine sprachlichen Grenzen und werden dadurch überall verstanden. 1966 erschien in dem Magazin "Pèlerin" sein erster Cartoon. Fortan war die Knollennase das Markenzeichen des Cartoonisten.
Identische Eigenschaften
Neben den Nasen teilen Mordillos Figuren auch andere Eigenschaften: Sie sind namenlos, ohne Ohren, tragen identische Frisuren, haben häufig weit aufgerissene Augen und ihr Mund ist nur zu sehen, wenn er geöffnet ist. Der Künstler bezeichnete das nahezu identische Äußere als "symbolisch für das menschliche Wesen".
Inspiration bei den sieben Zwergen
Für die Knollennasen hat sich Mordillo übrigens schon als kleiner Junge im Kino inspirieren lassen: Als er dort "Schneewittchen" sah, war er von den Nasen der sieben Zwerge, die sich über die Bettkante ihrem schlafenden Gast nähern, derart beeindruckt, dass er dieses Merkmal später in seinen Zeichnungen aufgriff.
Große Tiere
Zum Portfolio des Argentiniers zählen nicht nur die kleinen Figuren mit ihren großen Nasen, sondern auch große Tiere, bevorzugt Kühe und Giraffen. Mortillo verwendet in seinen Arbeiten Wasserfarben, Tinte, Pastell und Acryl. Rund eine Woche nimmt er sich inzwischen für eine Arbeit Zeit.
Häufig hilflos
Häufig befinden sich Mordillos Figuren in scheinbar ausweglosen Situationen. Auf sich selbst gestellt, tragen sie diese Momente dennoch mit Würde. Der Künstler verbindet mit ihnen Zärtlichkeit, Hoffnung und den Anspruch, das Beste aus dem Moment zu machen - so dramatisch er auch sein mag.
Farbenfrohes Umfeld
Während Mordillo seine Figuren farblos darstellt, sind sie in den meisten seiner Werke von kräftigen Farben umgeben. Die eingefangenen Augenblicke sind meist auf das Wesentliche reduziert: Ein Blick genügt, um die Atmosphäre zu transportieren, in der sich seine Helden bewegen.
Ein weißes Blatt Papier
2012 war Guillermo Mordillo auf der Buchmesse in Frankfurt am Main zu Gast. Dort zückte er seinen Stift und malte eine Giraffe - mit der Mordillo-typischen Nase. Schnell von der Hand gehen die Arbeiten dem Künstler aber nicht. "Nichts in meinen Cartoons ist spontan. Ich arbeite Millimeter für Millimeter und brauche sehr viel Zeit", sagt er einmal.
Künstler von Weltruhm
Mordillos Figuren sind in der ganzen Welt bekannt. In Deutschland waren sie in Spots der ARD-Fernsehlotterie zu sehen. Die Vermarktung von Lizenzprodukten ist unerschöpflich: Neben Cartoons und Büchern gibt es Kalender, Poster, Stofftiere und Puzzles von und mit Mordillos Figuren zu erwerben. Seine Originale verkauft der Künstler übrigens nicht - sie liegen in einem Bankschließfach.