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Hoffnung auf Hilfe vom neuen US-Handelsminister

Steffen Leidel1. Dezember 2004

Die Wirtschaftspolitik von US-Präsident Bush ist wegen des hohen Handelsdefizits des Landes in der Kritik. Nun soll ihm ein neues Beraterteam helfen - allen voran der neue Wirtschaftsminister Carlos Gutierrez.

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Handelsminister mit kubanischen Wurzeln: Carlos GutierrezBild: AP

Ein breites Grinsen fuhr über das Gesicht von US-Präsident George W. Bush, als er am Montag (30.11.) der Presse die Nominierung von Carlos Gutierrez als neuen Handelsminister präsentierte. Vielleicht war es die Freude darüber, einen der profiliertesten Manager der USA für sein wirtschaftspolitisches Team gewonnen zu haben, das bislang nicht gerade durch seine Erfolge aufgefallen ist.

Vielleicht aber amüsierte sich Bush nur über die etwas verwunderten Gesichter der Journalisten, die mit einem ganz anderen Kandidaten gerechnet hatte. Die US-Medien hatten sich auf Mercer Reynolds eingeschossen, der während des Wahlkampfes 255 Millionen US-Dollar an Spenden für Bush eingeworben hatte.

Amt ohne großen Einfluss

Der 51-Jährige Gutierrez wird Nachfolger von Donald Evans, der kurz nach Bushs Wiederwahl seinen Rücktritt eingereicht hatte. Der Texaner Evans, der persönliche Gründe für seinen Rücktritt angab, gilt als guter Freund Bushs. Während seiner Amtszeit blieb er farblos, was jedoch wohl auch am Amt des Handelsministers liegt.

Das Ressort wurde bislang im wirtschaftspolitischen Team der US-Regierung eher stiefmütterlich behandelt. Wichtige Entscheidungen, die Steuern oder die Stärke des Dollars betreffen, wurden im Finanzministerium (Treasury) gefällt. Auf die wichtige internationale Handelspolitik drückte der Handelsbeauftragte Robert Zoellick seinen Stempel auf. Für den Handelsminister blieben Aufgaben wie das Erstellen und präsentieren von Wirtschaftsstatistiken, die Regulierung von Patentangelegenheiten oder Fischfangquoten für Sportfischer.

Bush könnte nun eine Aufwertung des Amtes des Handelsministers im Sinn haben. Dafür spricht, dass er Gutierrez wohl vor allem wegen seiner Kompetenz ausgewählt hat. Als großzügiger Parteispender für die Republikaner ist der gebürtige Kubaner zumindest noch nicht in Erscheinung getreten. Er gehört vielmehr zu den gefragtesten Top-Managern der USA - so war er auch einmal als Vorstandschef für Coca Cola im Gespräch. Das Leben von Gutierrez repräsentiere eine "großartige amerikanische Erfolgsgeschichte", erklärte Bush.

Vom Lastwagenfahrer zum Top-Manager

Gutierrez, geboren 1953 Havanna, verließ als 6-Jähriger gemeinsam mit seiner Familie Kuba. Sein Vater hatte es dort mit einer Ananas-Plantage zu einigem Reichtum gebracht, sein Vermögen durch die kubanische Revolution jedoch verloren. Bei Kellogg heuerte Gutierrez 1975 an und verteilte zunächst als Lastwagenfahrer in Mexiko-Stadt Cornflakes. Zehn Jahre später übernahm er die Leitung des gesamten Kellogg-Geschäfts in Mexiko.

1999 wurde Gutierrez jüngster Geschäftsführer in der Geschichte des Konzerns, der derzeit nach seinen Angaben 25.000 Mitarbeiter beschäftigt. An der Spitze des Traditionsunternehmens erwies er sich als ehrgeiziger Sanierer. Er schloss zwar die Stammfabrik in Battle Creek im US-Bundesstaat Michigan und entließ 500 Mitarbeiter, führte Kellog jedoch aus der Krise.

Neben dem designierten Justizminister Alberto Gonzales ist Gutierrez der zweite Politiker lateinamerikanischer Herkunft, der einen Ministerrang in Bushs neuem Kabinett bekommen soll. Seine Ernennung könnte insofern als Zugeständnis an die hispanischen Einwanderer betrachtet werden, die inzwischen eine der wichtigsten Wählergruppen darstellen.

Neue Wirtschaftsberater

Zeitgleich mit der Nominierung von Gutierrez wurde bekannt, dass Bush fast sein komplettes Wirtschaftsberaterteam auswechseln will. Laut "Washington Post" soll lediglich der Budgetdirektor im Weißen Haus, Joshua Bolten, sein Amt behalten. Dagegen wechselt wohl der Vorsitz der zwei Wirtschaftsberaterstäbe, des National Economic Council (NEC) sowie des Council of Economic Advisers (CEA). Der Abgang von NEC-Direktor Stephen Friedman ist bereits offiziell bestätigt. Über den CEA-Vorsitzenden, Gregory Mankiw, - zu seinem Amtsantritt noch als Überflieger unter den Nachwuchs-Ökonomen gepriesen - heißt es schon seit längerem, dass er eine Rückkehr an die Universität anstrebt.

Als wahrscheinlichster Nachfolger Friedmans beim NEC gilt Tim Adams, der sich als Stabsmitglied der Wahlkampagne Bushs verdient gemacht hat. Die Stelle Mankiws soll dagegen erneut durch einen angesehenen Wirtschaftsprofessor besetzt werden. Außerdem wird auch mit einem Abgang von Finanzminister John Snow gerechnet, allerdings erst im Laufe des nächsten Jahres.

Mit der Aufstellung eines runderneuerten Wirtschaftsteams will Bush offenbar Entschlossenheit demonstrieren. Er hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Der Präsident plant Reformen zur Vereinfachung des Steuerrechts sowie zur Privatisierung des Rentensystem. Dafür braucht er eine starke Mannschaft, die vor dem Kongress sowie auf den Finanzmärkten überzeugen.