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Was wird aus Chávez' Verbündeten

Clara Walther8. März 2013

Die Bündnispartner sind vom Tod Hugo Chávez erschüttert. Doch die neuen Machthaber werden die alten Freundschaften weiter pflegen. Das meint Bert Hoffmann vom Institut für Lateinamerika-Studien in Hamburg.

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Bert Hoffmann, Kuba-Experte am GIGA- Institut für Lateinamerika-Studien Copyright: GIGA/Susanne Dupont
Bild: GIGA/Susanne Dupont

Über Jahre baute der venezolanische Staatschef Hugo Chávez ein Netz anti-amerikanischer Verbündeter auf. Die Basis seiner Beziehungen bildeten vor allem einige südamerikanische Staaten, die sich 2004 in der "Bolivarianischen Allianz der Völker Amerikas" (Alba) unter seiner Federführung zusammen geschlossen haben. Kuba gehörte dazu - aber  auch die Staatsführer Boliviens, Ecuadors und Nicaraguas stellten sich hinter Chávez. Und auch mit anderen, weiter entfernten Staaten pflegte der venezolanische Präsident enge Freundschaften. Mit dem Iran zum Beispiel. Und mit Russland. Aber wie steht es mit diesen Freundschaften nach Chávez Tod? Darüber haben wir mit dem Südamerika-Experten Bert Hoffmann gesprochen.

Herr Hoffmann, welchen Bündnispartner trifft der Tod von Hugo Chávez am meisten?

Am intensivsten getroffen werden diejenigen Staaten, die am meisten materiell von Venezuela profitiert haben. Hierzu gehören zum Beispiel Kuba und Bolivien. Wobei Kuba am meisten wirtschaftlich abhängig ist von Venezuela. Gleichzeitig ist Kuba aber auch das Land, das den größten Einfluss auf die Chávez-Nachfolge hatte. Das gesamte Drehbuch für die Chávez-Nachfolge wurde in Kuba geschrieben. Auch weil Hugo Chávez hier im Krankenhaus lag. Der designierte Nachfolger von Chávez, Nicolás Maduro, ist definitiv auch der Wunschkandidat von Havanna. Insofern ist damit zu rechnen, dass die Subventionen, die von Venezuela nach Kuba fließen, zunächst weiter aufrecht erhalten werden. Ob dies jedoch dauerhaft und in gleichem Umfang geschehen wird, ist ungewiß.

Hugo Chávez mit seinem politischen Weggefährten Fidel Castro. (ADALBERTO ROQUE/AFP/Getty Images)
Freunde: Chávez und CastroBild: Getty Images

Was bedeutet das für die kubanische Politik?

Für Kuba bedeutet das eine wirtschaftliche Unsicherheit. Und in der Tat hat Raúl Castro auch bereits begonnen, das Land auf Veränderungen einzustellen. In den letzten Jahren ist sehr zögerlich mit wirtschaftlichen Reformen in Kuba begonnen worden - auch mit dem Hinweis, man könne sich nicht ewig auf externe Wohltäter verlassen. Daran sieht man: Die Kubaner bereiten sich darauf vor, dass die Unterstützung von Venezuela tendenziell abnehmen wird. Sie stellen sich darauf ein, dass sie  ihre eigene Wirtschaft reformieren und dynamischer machen müssen.

Eine besondere Freundschaft pflegte Chávez auch mit dem iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad.

Das ist richtig. Die Beziehung zwischen dem Iran und Venezuela ist in der Weltöffentlichkeit sehr intensiv wahrgenommen worden. Die beiden Länder haben damit demonstriert, dass sie nicht nur in ihrer Region agieren, sondern sich auch in Dinge einmischen, die ganz weit entfernt sind. Beide Länder sind Ölstaaten, und zwar solche, die von staatlicher Seite sehr viel Zugriff auf ihre Öl-Einnahmen haben.Und beide haben einen gemeinsamen Feind, die USA. Aber in meinen Augen war das eher ein Zweckbündnis, als ein strategisch-inhaltliches Bündnis.

Wie werden die Nachfolger von Chávez mit diesem Erbe umgehen?

Grundsätzlich wird dieses Bündnis niemand kappen - zumal, wenn wir von einer Wahl des designierten Chávez-Nachfolgers, Maduro, ausgehen. Dann wird das Bündnis mit dem Iran weiterbestehen. Aber es ist keine Ausbaustrecke. Es wird auf internationaler Bühne an Gewicht verlieren.

Eine Politik der Annäherung an den Iran ist auch innerhalb der Region - von befreundeten Staaten Venezuelas - nicht wirklich gewollt. Der Iran ist kulturell schon sehr weit weg. Und die meisten Staaten in der Region existieren Demokratien, die sich auch über die Mehrparteienwahl identifizieren. Ich bin mir auch gar nicht ganz sicher, ob der Iran ein dauerhaftes Interesse hat, sich nach Lateinamerika zu orientieren, oder ob die Politik der letzten Jahren nicht auch eine Politik von Nadelstichen war. Eine Machtdemonstration. Eine Provokation an die USA.

Venezuelas Staatschef Chavez mit Irans Präsidenten Ahmadinedschad (c) dpa - Report+++ dpa 15558661
Chávez mit AhmadinedschadBild: picture-alliance/dpa

Russland hat Venezuela in den letzten Jahren große Waffenlieferungen beschert. Wird sich an dieser Geschäftsverbindung etwas ändern?

Nein, ganz bestimmt nicht. Eine Armee stellt ja Waffensysteme nicht alle zwei Jahre um - da besteht eine Kontinuität. Und durch die Tatsache, dass Venezuela sich auch nach Chávez Tod weiterhin in Konfrontation mit den USA und dem Westen sieht, wird es auch seine Waffenversorgung weiterhin bei nichtwestlichen Ländern suchen. Da bietet sich Russland an, da können auch Staaten wie China mit ins Spiel kommen. Aber Russland wird da weiterhin aller Voraussicht nach der stärkste Akteur bleiben und ein ganz wichtiger Handelspartner - wenn wir denn Waffen zu Handelsgütern zählen.