Hoffenheims neues Stadion
22. Januar 2009Als Mäzen Dietmar Hopp am Samstag (24.1.2009) mit Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger das offiziell "Rhein-Neckar-Arena" genannte Stadion eröffnete, begann für 1899 Hoffenheim eine neue Zeitrechnung. Nach einem halben Jahr im Mannheimer Exil wird der Sensations-Aufsteiger seine Heimspiele zukünftig in seinem 30.150 Zuschauer fassenden und 60 Millionen Euro teuren Stadion im heimischen Sinsheim austragen.
Ein Risikoprojekt
Beim Spatenstich im Mai 2007 spielte Hoffenheim noch in der Regionalliga. Der Höhenflug des Vereins aus dem 3300-Einwohner-Teilort Hoffenheim vollzog sich dann parallel mit den rasant fortschreitenden Baumaßnahmen. "Ich möchte nicht daran denken, was die Spötter gesagt hätten, wenn alles anders gekommen wäre", war sich Dietmar Hopp klar. Für einen Drittligisten wäre das Stadion einige Nummern zu groß gewesen, jetzt genügt es internationalen Ansprüchen und ist auch Spielstätte der Frauen-WM 2011. In Zeiten der Wirtschaftskrise schauen nun viele Clubs neidvoll nach Nordbaden: Einen derartigen Neubau wird es in den nächsten Jahren in Deutschland wohl nicht mehr geben.
"Ich bin sehr zufrieden und auch ein wenig stolz", sagte Hopp zum neuen Fußball-Tempel im Kraichgau, dessen Bau der Milliardär aus der eigenen Tasche bezahlt hat. Eröffnet wird die Arena nach einer Bauzeit von 17 Monaten mit einer Partie der Hoffenheimer gegen eine Rhein-Neckar-Auswahl, erster Pflichtspielgegner ist am 31. Januar Energie Cottbus – und da wird sogar der Präsident von Konkurrent Bayern München, Franz Beckenbauer, auf der Tribüne sitzen.
Euphorie in der Region
"Für uns ist das Eröffnungsspiel in dieser Form ein Bekenntnis zur Metropolregion Rhein-Neckar. Das erste Spiel in unserem neuen Stadion widmen wir dieser fußballbegeisterten Region, die uns in den letzten Monaten eine unglaubliche Euphorie entgegengebracht hat", erklärte der für den Stadionbau verantwortliche Geschäftsführer Jochen A. Rotthaus.
Die Vorfreude des Funktionärs auf die Eröffnung kommt nicht von ungefähr. Schließlich wird der Klub zum Rückrundenbeginn alle 20.000 angebotenen Dauerkarten verkauft haben. Zudem sind die 2000 Business-Sitze zum Preis von jeweils 3670 Euro sowie die 40 Logen für die Rückrunde und die kommende Saison längst ausverkauft.
Modern bis in den letzten Winkel
Doch nicht nur an die gut betuchten Fans wurde gedacht, auch eine Fan-Kneipe wurde in das Stadion integriert. "Die Leute sollen sich hier wohlfühlen", meinte Rotthaus dazu. Neben einer Kneipe hat die am Rand der Autobahn 6 stehende Arena, durch die es zukünftig auch Führungen geben soll, noch weitere Besonderheiten zu bieten.
So wurden die 40 Reihen im steilsten Winkel gebaut, der möglich war, damit auch die Besucher auf den oberen Rängen nahe am Spielfeld sitzen. In den Katakomben des Stadions, das 23.000 Sitz- und 7.000 Stehplätze bietet, entstand ein mit Kunstrasen ausgelegter Raum zum Aufwärmen für die Teams. Zudem kann die Arena problemlos für internationale Spiele umgerüstet werden. Dabei verkleinert sich die Kapazität des Stadions, durch das laut Manager Jan Schindelmeiser die "Marke Hoffenheim" gestärkt werden soll, auf 27.500 Plätze.
Es geht noch weiter
Damit sind die Bauaktivitäten der Hoffenheimer aber noch längst nicht beendet: Im nahen Zuzenhausen entsteht derzeit ein hochmodernes Trainingsgelände für 15 Millionen Euro - rund um ein Schloss.
Bei all dem Rummel um die neue Arena, die eigentlich bei Heidelberg gebaut werden sollte und die erst nach Streitigkeiten um den Standort in Sinsheim errichtet wurde, wird das Stadion sicher nie den Nimbus des bisherigen Ausweichstandorts Mannheim erreichen - schließlich blieben die Hoffenheimer in der Nachbarstadt unbesiegt. (WvK)