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Hoffen auf Sanierung bei Karstadt

10. November 2009

Die Zeichen mehren sich, dass sich die insolvente Kaufhauskette Karstadt besser erholt als erwartet. Umso mehr steigt die Spannung vor der Gläubigerversammlung in Essen.

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Ein Verkehrszeichen steht vor einer Karstadt-Filiale in Frankfurt am Main (Foto: AP)
Geht es mit Karstadt wieder voran? Das wollen auch die Gläubiger gerne wissenBild: AP

Rund 40.000 Gläubiger haben Forderungen an Karstadt gestellt, 674 davon haben sich für die Versammlung am Dienstag (10.11.2009) in Essen angemeldet. Die Forderungen belaufen sich auf 2,6 Milliarden Euro. Mit gespannter Erwartung sehen die Gläubiger dem Sanierungskonzept entgegen, das Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg präsentieren will. Görg könne im operativen Geschäft schwarze Zahlen präsentieren, sagte sein Sprecher dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe). Vor allem der Oktober sei für die insolvente Kaufhauskette "sehr gut gelaufen", zitierte das Blatt Görgs Sprecher.

Demnach schloss Karstadt mit seinen Lieferanten bereits Verträge für das Sommergeschäft 2010 ab. Damit könnten die Chancen für Görgs Vorhaben steigen, die Karstadt-Standorte nach Sanierung möglichst im Paket zu verkaufen. Der Insolvenzverwalter will angeblich der Gläubigerversammlung in Essen einen Zwischenbericht zum Sanierungsplan vorlegen und vorschlagen, Karstadt "als Ganzes über ein Insolvenzplanverfahren zu sanieren".

Gewerkschaften helfen mit

Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg (Foto: dpa)
Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg hat angeblich erfreuliche Nachrichten für Karstadt im GepäckBild: picture-alliance/ dpa

Die Tarifkommission der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi stimmte am Montag den Eckpunkten über weitere Beiträge der Arbeitnehmer zur Sanierung zu. Demnach werden die rund 28.000 Karstadt-Beschäftigten zur Rettung ihrer Jobs fast drei Jahre lang auf Urlaubsgeld, tarifliche Vorsorgeleistungen und Teile des Weihnachtsgeldes verzichten.

Das Paket hat einen Gesamtwert von 150 Millionen Euro. Laut Verdi soll das Geld auf ein Treuhandkonto fließen, bis ein Investor gefunden ist. Die Einigung zwischen Arbeitnehmervertretern und Görg gilt als wichtiger Eckpunkt eines möglichen Sanierungskonzepts.

17 Karstadt-Häuser gefährdet

Ziel der Verhandlungen sei gewesen, so viele Arbeitsplätze und Standorte wie möglich zu erhalten, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Margret Mönig-Raane. Die Perspektiven der Filialen hingen nun entscheidend von klaren Zugeständnissen seitens der Vermieter ab, erklärte sie. Nach Angaben des Görg-Sprechers stehen derzeit 17 der 126 Karstadt-Häuser auf der Kippe. 109 will der Insolvenzverwalter auf jeden Fall bis zum Verkauf fortführen.

Derweil meldet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf eine mit dem Verfahren vertraute Person, nach der Einigung mit den Arbeitnehmervertretern seien auch die Gespräche mit den Vermietern weit fortgeschritten. Die meisten Häuser hatte der ehemalige Arcandor-Chef Thomas Middelhoff an das "Highstreet"-Konsortium verkauft, zu dem vor allem Fonds von Goldman Sachs und der Deutschen Bank gehören.

Quelle ist als nächstes dran

Ein Quelle-Shop in Frankfurt am Main (Foto: AP)
Auch ein Gläubigertreffen zu Quelle steht bevorBild: AP

Mit dem Treffen der Karstadt-Gläubiger am Dienstag wird der Marathon von Gläubigerversammlungen nach dem Zusammenbruch des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor fortgesetzt, der am Montag begann. Dabei handelt es sich um eines der größten Pleiteverfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte. Am Mittwoch wollen die Gläubiger des Katalogversenders Quelle in der Essener Gruga-Halle zusammenkommen - sie fordern zusammen rund 1,7 Milliarden Euro.

Die Zahl der Gläubiger von Arcandor und allen insolventen Tochtergesellschaften wird nach Gerichtsangaben auf mindestens 42.000 geschätzt. Ihre angemeldeten Ansprüche belaufen sich demnach auf 19 Milliarden Euro.

Arcandor-Gläubiger schauen in die Röhre

Plakate an der Arcandor-Zentrale in Essen
Düstere Aussichten für Arcandor-GläubigerBild: AP

Vor allem die Gläubiger der insolventen Konzernobergesellschaft Arcandor AG haben kaum noch Chancen, einen größeren Teil des ausstehenden Geldes zu bekommen. Für die hier angemeldeten Forderungen in Höhe von rund 15 Milliarden Euro werde es nur Rückzahlungen "im unteren Promille-Bereich" geben, sagte Görg. Das heißt: Für jeden Euro, den Arcandor schuldig geblieben ist, werden die Gläubiger weniger als einen Cent zurückerhalten.

Was in der Holding noch an Werten vorhanden sei wie zum Beispiel das Reiseunternehmen Thomas Cook, gehöre Dritten. Alles andere sei nichts mehr wert, urteilten die Insolvenzverwalter. Besonders pikant: Größter Gläubiger ist das Finanzamt, auf das etwa die Hälfte der Forderungen entfällt.

Autor: Reinhard Kleber (ap, afp, rtr, dpa)

Redaktion: Martin Schrader

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