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Hoffen auf das Unglück der Anderen

Thomas Klein5. Mai 2013

Vor neun Jahren feiert Werder Bremen den Double-Gewinn. Aktuell kämpft der Klub um den Verbleib in der Bundesliga, doch "Abstiegskampf" ist immer noch ein Fremdwort in der Hansestadt, meint DW-Sportreporter Thomas Klein.

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Thomas Schaaf ist seit 14 Jahren Trainer des SV Werder Bremen. Er führte den Verein durch eine der erfolgreichsten Zeiten der Klub-Geschichte: ein deutscher Meistertitel, drei DFB-Pokal-Siege und starke Auftritte auf internationalem Parkett schmücken seine Vita. Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Werder dümpelt seit drei Jahren nur noch im Mittelmaß der Bundesliga herum und muss in dieser Spielzeit sogar um den Klassenerhalt zittern. Doch kann der ehemalige Champions-League-Teilnehmer überhaupt "Abstiegskampf"?

"Wir haben alles noch selbst in der Hand, wir werden uns zerreißen und es schaffen", sagte Clemens Fritz nach dem Last-Minute-Unentschieden gegen 1899 Hoffenheim. Die Einstellung beim letzten Auftritt der Schaaf-Elf stimmte zwar über weite Strecken, doch nach elf sieglosen Spielen hintereinander dürfte Werders Klassenerhalt eher in der Hand der Mitkonkurrenten liegen als in der eigenen. Bremen muss an den verbleibenden beiden Spieltagen auf das Unvermögen der anderen Klubs hoffen, weil das Nervenkostüm der eigenen Akteure eben nicht für den bedingungslosen Kampf gegen den Abstieg gemacht ist. Spätestens die letzten sechs Minuten gegen Hoffenheim haben das gezeigt.

Ungewohnte Situation

Einen Rücktritt hat Trainer Thomas Schaaf stets ausgeschlossen und auch die Klub-Bosse hielten am Bremer Urgestein fest. Die "normalen" Mechanismen des Profi-Geschäfts ignorierte man in der Hansestadt konsequent. Eine lobenswerte Entscheidung, aber ist es auch die Richtige? Kann ein Erfolgstrainer überhaupt die passenden Worte in so einer Situation finden? Was in der Kabine gesprochen wird und wurde, bleibt natürlich geheim. Doch die Art und Weise wie der SVW in den letzten Begegnungen auftrat, zeigte, dass sich auch ein erfahrener Trainer wie Schaaf zunächst an eine solche Situation gewöhnen musste.

Der SV Werder Bremen geht auch in die letzten beiden Bundesliga-Spiele mit seinem Trainer Thomas Schaaf. (Foto: dpa)
Der SV Werder Bremen geht auch in die letzten beiden Bundesliga-Spiele mit seinem Trainer Thomas SchaafBild: picture-alliance/dpa

Klare Ansagen oder Entscheidungen vermisste man in Bremen lange Zeit, immer wieder wurde an die eigene Stärke appelliert – funktioniert hat das nicht, wie die Tabelle unmissverständlich zeigt. Die Verantwortlichen und auch die Spieler haben die bedrohliche Situation zu lange ignoriert und unterschätzt, zu lange wurde an die guten alten Zeiten gedacht und erst am Ende (vielleicht zu spät) gehandelt. Die Suspendierung von Marko Arnautovic und Eljero Elia war das erste Ausrufezeichen, das Trainer Schaaf setzte.

Noch 180 Minuten

Endlich eine Reaktion! In den Köpfen der Spieler scheint sich also etwas getan zu haben, wie die ersten 85 Minuten gegen Hoffenheim gezeigt haben. Gut 180 Minuten müssen die Bremer aber noch durchhalten dann ist die nervenaufreibende und von Enttäuschungen geprägte Saison vorbei. Und am Ende wird Werder Bremen mit Thomas Schaaf auf der Trainerbank die Klasse halten, weil Fortuna Düsseldorf und Hoffenheim noch schwächer sind als die Hanseaten.