Hitlers vergessener Angriff
7. September 2009Deutsche und polnische Regieanweisungen mischen sich mit Filmmusik und abgespielten Interviewauszügen. Im Schneideraum der Hamburger Produktionsfirma Vidicom kommt es erstmalig zusammen, das deutsche und das polnische Filmmaterial für den Dokumentarfilm "Hitlers Angriff", eine Koproduktion von DW-TV und TVP. Etwas angespannt sitzen Nadine Klemens und Jan Strekowski vor den Monitoren.
Sowohl die deutsche als auch der polnische Dokumentarfilmer haben in den letzten Wochen Zeitzeugen interviewt, in Stadtarchiven nachgeforscht und altes Filmmaterial gesichtet. Ihre Recherchen drehten sich vordergründig um eine einzige polnische Kleinstadt: Wielun, rund 100 Kilometer östlich von Breslau. Und um ein Datum: den 1. September 1939. Denn einige Minuten vor dem Angriff auf die Westerplatte, hatte hier bereits der Zweite Weltkrieg begonnen. "Das war ein Terrorangriff", sagt Nadine Klemens, die für den Dokumentarfilm auf deutscher Seite recherchierte. "Hitler wollte ausprobieren, wie gut er mit seiner Luftwaffe Blitzkrieg führen kann und wie man da am besten vorgeht, um möglichst viel zu zerstören."
Der eigentliche Kriegsbeginn
Drei Angriffswellen flogen die Sturzkampfbomber im Morgengrauen des 1. Septembers. Innerhalb weniger Minuten töteten sie über 1.000 Menschen und zerstörten Wielun zu 75 Prozent - noch bevor offiziell der Krieg erklärt worden war. Die willkürliche Zerstörung der Kleinstadt noch vor Kriegsbeginn ist auch vielen Polen nicht bekannt, sagt der polnische Dokumentarfilmer Jan Strekowski. "Eigentlich denken die meisten, der Weltkrieg habe mit dem Angriff auf die Westerplatte begonnen. Hier war ja schließlich das polnische Militär stationiert. An den mörderischen Angriff auf Wielun, eine Kleinstadt ohne Militär oder strategische Bedeutung, erinnert sich kaum einer."
Der Dokumentarfilm "Hitlers Angriff" lässt beide Seiten zu Wort kommen: deutsche und polnische Soldaten und die Bewohner des Grenzgebietes in Deutschland und in Polen. Die Interviews haben die beiden Dokumentarfilmer einzeln geführt. Die Zusammenführung des Filmmaterials verläuft nicht ganz unproblematisch. "Wir streiten uns kaum über die Geschichte, sondern häufiger über die technische und künstlerische Form des Films oder den Einsatz von Archivmaterial", sagt Jan Strekowski. "Aber anders als wir erwartet haben, gibt es bezüglich der Geschichte die wenigsten Meinungsverschiedenheiten."
Gefühle verbinden
Und dann gibt es die Momente, die beide Dokumentarfilmer berühren - die Deutsche Nadine Klemens und den Polen Jan Strekowski. So wie das Interview mit einem polnischen Zeitzeugen, der bei dem Angriff auf Wielun ein Kind gewesen war. Auf der Flucht habe er eine Leiche eines ermordeten polnischen Soldaten gefunden und sie mit einem Stock angestoßen. "Dieses Interview hat mich am meisten bewegt. Wie dieser kleine Junge das erste Mal eine Leiche sieht und nicht weiß, wie er damit umgehen soll", sagt Jan Strekowski. "Als ich dann gehört habe, dass es Nadine genau so ging, habe ich nur gedacht: Das ist doch toll! Uns trennt die tragische Vergangenheit, aber gleichzeitig verbindet sie uns auch. Deutsche und Polen unterscheiden sich nicht in ihren Gefühlen."
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Autorin: Nadine Wojcik
Redaktion: Dеnnis Stutе