Gegenseitig Trost spenden
10. März 2010Andrea Beljos Mann ist 2003 bei einem Busanschlag in Afghanistan ums Leben gekommen, der Mann von Ina Schlotterhose starb 2005 in Afghanistan. Die beiden Soldatenwitwen haben damals eher zufällig voneinander erfahren, als Ina ein Interview mit Andrea im Fernsehen sah. Ina schrieb eine Email, der Fernsehsender leitete es weiter – seitdem haben sich die beiden mit vielen Gesprächen und gegenseitigen Besuchen in ihrer Trauer geholfen.
Zusammenhalt als Trost
Damit andere trauernde Angehörige nicht auch auf den Zufall hoffen müssen, haben die beiden ein Netzwerk gegründet, www.du-bist-nicht-allein.net.
Hinterbliebene von Soldaten bekommen nicht automatisch Kontakt zueinander, selbst, wenn sie sich vielleicht schon einmal getroffen haben, sagt Andrea Beljo. "Wenn bei einem Attentat drei Soldaten ums Leben gekommen sind, kommen ihre Familien vielleicht bei der Trauerfeier zusammen, aber da denken sie überhaupt nicht an einen Adressenaustausch."
Datenschutz erschwert Kontaktsuche
Wenn die Familien dann wieder nach Hause reisen und merken, dass sie gerne mit anderen Hinterbliebenen sprechen möchten, können sie sich an das Online-Netzwerk wenden. So etwas hätte sich Ina Schlotterhose damals auch gewünscht, als sie sich um Kontakt bemühte. Aber die Bundeswehr konnte ihr keine Adressen nennen.
"Sie dürfen schließlich auch keine Daten herausgeben", erklärt Ina Schlotterhose. "Ich wollte damals gern einer Familie, die auch jemanden verloren hatte, schreiben. Aber es war mir unmöglich." Letztendlich hat sie sich dann an die evangelische Militärseelsorge gewandt, die die Briefe weiterleiten konnte.
Angehörige für Angehörige
Aber eine andere Witwe wie Andrea, die ihren Schmerz als Ehefrau mitempfinden konnte, fand Ina dadurch nicht. "Viele sagen: 'Es sind jetzt vier Jahre vorbei. Das Leben muss weitergehen. ' Das ist ja auch richtig. Aber mit Andrea kann ich mich noch heute über gewisse Sachen austauschen, wo ich weiß, dass sie mich versteht. Und umgekehrt ist das genauso."Der Austausch mit Andrea gebe ihr immer noch Kraft, sagt Ina.
Das Netzwerk "Du bist nicht allein" gibt es seit über acht Monaten. Um die 20 Kontaktdaten von Angehörigen haben sie, sagt Andrea Beljo. Ein Netzwerk von Angehörigen für Angehörige sei gerade deshalb sinnvoll, weil sie den Schmerz und Verlust selbst erlebt haben, sagt Andrea Beljo. "Ich glaube, dass es nicht so gut wäre, wenn die Bundeswehr sich um ein solches Netzwerk kümmern würde. Viele geben ja auch der Bundeswehr oft die Schuld am Tod des Verstorbenen. Und die sind dann nicht so gut auf die Bundeswehr zu sprechen."
Autorin: Sarah Steffen
Redaktion: Esther Broders