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Hillary am Ende? Nicht ganz

Christina Bergmann8. Mai 2008

Für die meisten Kommentatoren ist Hillary Clinton seit der letzten Wahlschlappe Dienstag erledigt. Doch sie macht weiter – und das ist richtig.

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Bild: DW

Dass Hillary Clinton die Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Partei wird, ist seit ihrem Verlust in North Carolina und ihren extrem knappen Sieg in Indiana unwahrscheinlicher als je zu vor. Die aufputschende Wirkung ihres Sieges von Pennsylvania ist verpufft. Barack Obama konnte seinen Vorsprung bei den Delegierten weiter ausbauen. Er hat die Mehrheit der Staaten gewonnen und auch der Wählerstimmen insgesamt. Immer mehr Superdelegierte entscheiden sich dafür, den Senator aus Illinois zu unterstützen. Zuletzt wechselte George McGovern, Präsidentschaftskandidat von 1972, das Lager. Clinton geht außerdem das Geld aus – sie hat sich selbst wieder einmal einen Kredit geben müssen.

Tiefe Gräben

Fernschreiber Christina Bergmann

In absoluten Zahlen, so die Schätzung der New York Times, haben 16,3 Millionen Menschen bisher für Obama gestimmt und 15,5 Millionen für Clinton. Florida und Michigan nicht mitgerechnet. Die Gräben sind tief. Viele Anhänger von Hillary Clinton sagen im Moment, dass sie im November nicht für Obama stimmen wollen. Wer jetzt Clinton zum Aufgeben drängt, erreicht daher nur, dass diese Menschen im November gar nicht zur Wahl gehen – oder den Republikaner John McCain wählen. Denn der eigentliche Kampf um das Weiße Haus steht ja erst noch bevor. Und dabei ist Barack Obama auf die Stimmen aller Anhänger der Demokraten angewiesen. Millionen Wähler zu ignorieren und zu verprellen, kann nicht in seinem Interesse sein und führt auch nicht zu einer hohen Wahlbeteiligung, die für Obama ebenfalls von Vorteil wäre. Barack Obama weiß das. Er weist stets darauf hin, dass Hillary Clinton so lange im Rennen bleiben soll, wie sie es für richtig hält.

Zeit für die Werbetrommel

Hillary Clinton hat immer wieder erklärt, dass es nicht um sie geht, sondern um die Sache. Wenn das auch nur halbwegs ernst gemeint war, dann hat sie jetzt die Chance, genau das zu zeigen. Sie muss sich in ihrem Wahlkampf wieder auf die Inhalte und die Werte konzentrieren und damit Werbung für die Demokraten machen. Denn wenn es um die Themen geht, unterscheiden sich ihre Vorschläge nur in Details von denen Barack Obamas, aber fundamental von denen des Republikaners John McCain. Und die demokratische Partei braucht Clinton und ihre Wählerinnen und Wähler.

Doch die Parteiführung muss auch selbst noch ihre Hausaufgaben machen. Über den Umgang mit den Delegierten aus Florida und Michigan, die bisher vom Nominierungsparteitag ausgeschlossen sind, weil die Wahltermine dort gegen die Parteiregeln verstoßen haben, muss schnell entschieden werden. Auch, wenn diese Stimmen zählen, würde dies übrigens nichts an der Führung von Barack Obama ändern.

Großer Dienst

Am 3. Juni sind die letzten Vorwahlen in Montana und South Dakota. Dann ist der Wettbewerb um die Wählerstimmen zu Ende, dann sollten auch die restlichen Superdelegierten ihre Entscheidung bekannt geben und erst dann kann der Sieger verkündet werden. Und nicht schon vorher, nur weil einige Zuschauer "Aufhören" brüllen. Bei den Republikanern hat Mike Huckabee, obwohl er chancenlos war, auch so lange weiter gemacht, bis John McCain die nötige Stimmenzahl zusammen hatte.

Ob Hillary Clinton bis zum 3. Juni im Rennen bleibt oder nicht, ist ihre Entscheidung. Wenn sie es tut, kann sie der Partei und Barack Obama trotzdem einen großen Dienst erweisen. Und dann muss eine Niederlage im Vorwahlkampf nicht unbedingt das Ende ihrer politischen Karriere sein. Sollte Barack Obama Präsident werden, ist ja nicht nur das Amt des Vizepräsidenten zu vergeben.