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Hilfe in der Krise - die asiatische Entwicklungsbank in Manila

Ruth Reichstein4. Februar 2009

Seit 1966 unterstützt die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) die Finanzierung von Infrastruktur und Sozialentwicklung in den asiatischen Ländern. Ihren Sitz hat sie in der Philippinischen Hauptstadt Manila.

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Die Asian Development Bank in ManilaBild: DW / Ruth Reichstein

Ende der 60er Jahre sah die wirtschaftliche Entwicklung der Philippinen ähnlich vielversprechend aus wie die Japans. Aber die Philippinen fielen Korruption und Vetternwirtschaft zum Opfer und gehören bis heute zu den ärmeren Ländern der Region.

Deshalb hat die Bank dort 2007 Kredite in Höhe von knapp 600 Millionen US-Dollar vergeben. Die Vize-Präsidentin der Bank, Ursula Schäfer-Preuss ist überzeugt, dass der Hauptgrund dafür in der Gesellschaftsstruktur des Landes zu suchen ist: „Etwa 60 reiche Familien sitzen an allen wichtigen Stellen in Politik und Wirtschaft. Sie sind nicht an Veränderungen interessiert. Es könnte noch viel getan werden. Aber der politische Wille fehlt.“

Nichts geht ohne Vitamin B

Deshalb versucht die Entwicklungsbank auch auf der politischen Ebene Einfluss zu nehmen. Gerade arbeitet sie an einem Anti-Korruptionsprogramm mit, das die Regierung ins Leben gerufen hat. Außerdem versucht die Bank, es Unternehmern und hochqualifizierten Arbeitnehmern im Land einfacher zu machen: „Es ist sehr schwer hier, gute Positionen zu bekommen ohne Beziehungen zu haben. Deine Qualifikationen zählen kaum etwas. Und deshalb gehen natürlich auch viele gute Leute in andere Länder, um dort zu arbeiten. Das ist ein ziemlicher Teufelskreis. Wir versuchen, ihn aufzubrechen“, sagt die Chef-Ökonomin Shigeko Hattori aus Japan. Das gleiche gelte für die Kreditvergabe: „Auch dafür braucht man Beziehungen. Sonst bekommt man kein Darlehen. Wir versuchen diese bürokratischen Hürden abzubauen. Das ist eine unserer Aufgaben hier bei der Asiatischen Entwicklungsbank.“

Philippinen Viertel und Projekt Smokey Mountains
Neue Perspektiven für die Armen durch konkrete ProjekteBild: DW / Ruth Reichstein

Neuanfang durch Weiterbildung

Aber die Bank investiert auch in konkrete Projekte, zum Beispiel im Stadtviertel Smokey Mountains in der Nähe des Hafens von Manila. In der örtlichen Kooperative unterstützt die Bank ein Projekt der Nichtregierungsorganisation SPM: „Das war eine große Hilfe für die Kooperative. Viele Menschen hier hatten überhaupt keine Ausbildung. Sie wussten nicht, wie sie ihr Projekt führen und organisieren sollten. Das ADB-Projekt hat uns erlaubt, ihnen Weiterbildungskurse zu geben – zum Beispiel in Buchhaltung. Mit dem Kredit konnten wir auch ein Grundstück von 1000 Quadratmetern kaufen, auf dem wir einen Recycling-Hof gebaut haben“, sagt Joyette Castor, die Projektkoordinatorin. Die Frauen, die in der Kooperative arbeiten, verdienen 200 bis 300 Philippinische Pesos am Tag. Das sind knapp fünf Euro. Der Lohn liegt damit weit über dem Philippinischen Mindestlohn.

"Rauchende Müllberge" - Wandel eines Viertels

Früher sah das Viertel anders aus. Die einzige Einkommensmöglichkeit für die Bewohner war die nahe gelegene Müllkippe, die dem Viertel wegen der giftigen Dämpfe auch seinen Namen gegeben hat: Smokey Mountains, rauchende Berge. Macario Lagora, Bürgermeister des Viertels erinnert sich mit Grauen an die Zeit, bevor die Entwicklungsbank hier vor drei Jahren investiert hat: „Wir hatten viele Gangs hier, die um den Abfall gekämpft haben. Es gab regelmäßig Straßenkämpfe. Oft gab es Abfall-Lawinen. Die Leute sind praktisch lebendig begraben worden.“

Philippinen Viertel und Projekt Smokey Mountains
Mittlerweile werden die Taschen von Smokey Mountains auch ins Ausland exportiertBild: DW / Ruth Reichstein

Jetzt ist die Müllkippe geschlossen. Die Kooperative hat ihre eigene Trinkwasserstation und lässt sich den wieder verwertbaren Abfall anliefern. Daraus machen die Frauen dann zum Beispiel die Handtaschen, die mittlerweile sogar nach Australien und in die USA exportiert werden.

Insgesamt hat die Bank 2007 Kredite in Höhe von über 10 Milliarden US-Dollar vergeben. Gerade jetzt in der Finanzkrise, wenn private und staatliche Financiers ausfallen, ist die Bank gefragt. Deshalb hat sie nun eine Kapitalerhöhung von ihren Geberländern gefordert, um weiterhin ihre Projekte finanzieren zu können. Allerdings ist noch offen, ob dieser Bitte entsprochen wird. Schließlich knabbern auch viele der Geberländer an den Folgen der Krise.