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Gelähmter kann wieder laufen

Zulfikar Abbany/ fs21. Oktober 2014

Ein querschnittsgelähmter Mann kann nach einer Operation wieder laufen. Der Mediziner, der Zellen aus der Nase ins Rückenmark implantiert hatte, freut sich: Es sei "beeindruckender als ein Mondspaziergang".

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Darek Fidyka (Foto: dpa).
Bild: picture-alliance/dpa/BBC/Handout

Darek Fidyka war nach einer Messerattacke von der Brust ab querschnittsgelähmt. Nun kann er wieder laufen - zwar gestützt auf einen Barren, aber Schritt für Schritt, aus eigener Kraft.

Ermöglicht wird ihm das durch eine "Nervenbrücke". Ein Team von britischen und polnischen Ärzten hat dem Patienten diese Brücke zwischen zwei durchtrennte Nervenenden in seinem beschädigten Rückenmark eingesetzt.

Die Technik beschreibt Professor Geoffrey Raisman vom University College London in der Fachzeitschrift "Cell Transplantation": Er nahm Geruchszellen aus der Nase und setzte sie ins verletzte Rückgrat ein.

"Ich glaube, wir haben jetzt die Tür zu einer Behandlung von Rückenmarksverletzungen geöffnet, die Patienten aus dem Rollstuhl befreien wird", sagte Raisman, der die Forschungsgruppe geleitet hat.

"Das ist beeindruckender als ein Mondspaziergang", sagte der Mediziner, "Ich glaube, wir sind an einem Punkt, wo Lähmungen rückgängig gemacht werden können."

Wie ist es, wieder gehen zu können?

Fidyka, der 38-jährige Patient aus Bulgarien wurde von Pawel Tabakow am Universitätskrankenhaus im polnischen Wroclaw behandelt. Jetzt durchläuft er eine Rehabilitation am dortigen Akron Neuro-Rehabilitationszentrum. In einer Dokumentarsendung der BBC, sagte er, es fühle sich an "als ob das Leben von vorne begonnen hat."

Die vorausgegangenen Forschungsarbeiten wurden teilweise durch Spenden der Nicholls Spinal Injury Foundation (NSIF) finanziert. Sprecher der NSIF erklärten, dass Fidykas Zustand sich immer weiter bessere.

Tabakows Team entnahm aus der Nase Geruchszellen (olfactory ensheating cells OECs) und Geruchs-Nervenfasern (olfactory nerve fibroblasts ONFs). Er spritzte sie in 100 Mikroinjektionen genau in den Bereich, der durch die Messerattacke durchtrennt worden war. Durch die injizierten Zellen konnten sich die Nervenenden regenerieren und wieder zusammenzuwachsen. Eine "Nervenbrücke" entstand.

"Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Regeneration des Rückenmarks vor sich geht. Das ist etwas, das wir jahrelang für unmöglich gehalten haben", sagte Tabakow.

Die nächsten Schritte

Um genau zu erklären, warum die Behandlung Erfolg hatte, müssen die Mediziner nun weiterforschen. Denn trotz des Durchbruchs wissen sie noch nicht, was sich bei der Regeneration der Nervenzellen genau abgespielt hat.

"Es scheint, dass die OECs und ONFs zusammengearbeitet haben, aber der Mechanismus, der ihrer Interaktion zugrunde lag, ist uns noch nicht klar", sagte Raisman in einer Stellungnahme nach der Operation.

Raisman erklärte, dass die Technik, Nervenbrücken durch Nervenzellen aus anderen Geweben zu bauen, schon zuvor vielfach in Tierversuchen erprobt worden sei, aber noch nie in dieser Kombination.

"Unser Ziel ist es jetzt, diese Prozedur so weiterzuentwickeln, dass wir sie weltweit als Behandlungsmethode nutzen können", sagte Raisman.