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Heilung nur auf Raten

Steffen Leidel4. Oktober 2002

Die Entschlüsselung des Genoms der Stechmücke und des Malaria-Erregers eröffnet neue Wege bei der Bekämpfung der Krankheit. Schnelle Hilfe ist jedoch nicht in Sicht. Der Kampf gegen Malaria ist kein gutes Geschäft.

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Warten auf Malaria Test in MaputoBild: AP

Neue Medikamente, Impfstoffe oder Mückenschutzmittel: Das alles sei noch Zukunftsmusik, sagt Ewald Beck, Professor für Biochemie an der Universität Gießen, im Gespräch mit DW-WORLD. Beim Kampf gegen Malaria reiche Know-How allein nicht aus. "Für jedes neue Medikament muss die Pharmaindustrie rund eine Milliarde Dollar investieren". Ob soviel Geld allerdings für ein Malaria-Präparat aufgebracht wird, sei fraglich. Der Kampf gegen Malaria sei kein lukratives Geschäft, so Beck. Neun von zehn Malariaopfern leben in den Armutsgebieten in Afrika. Gerade Mal 300 Millionen Dollar werden pro Jahr in die Malariaforschung gesteckt. "In die Aids-Forschung wird zig Mal so viel investiert", sagt Beck. Der Biochemiker glaubt, dass die Infektionskrankheit schon längst unter Kontrolle sein könnten, wenn die Pharmaindustrie daran etwas verdienen könnte. "Wenn hier ein großes Pharmaunternehmen investiert, dann hauptsächlich aus Imagegründen", glaubt Beck.

Wenig Forschungsgelder

Sein Team an der Universität Gießen identifizierte bereits vor drei Jahren ein Enzym des Malariaerregers, das dieser für sein Überleben braucht. Die Forscher gründeten eine eigene Firma und entwickelten ein Medikament, das in mehreren klinischen Studien eine Heilungsquote von fast 100 Prozent erzielte und das fast ohne Nebenwirkungen. Dennoch drohe dem Projekt nun das Aus. "Wir zahlen allein an Patentgebühren eine Million Dollar pro Jahr", so Beck, "ohne Sponsoren geht es nicht weiter".

Weltweite Initiative

Auch Bernhard Fleischer, Direktor des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, glaubt, dass die Bekämpfung von Krankheiten wie Malaria nur verbessert werden kann, wenn den Pharmaunternehmen dafür finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt wird. Fleischer ist sich aber auch sicher, dass das Problembewusstsein für Malaria in den vergangenen Jahren in der internationalen Gemeinschaft gewachsen sei. Gegenüber DW-WORLD verweist er dabei unter anderem auf die Roll-Back-Malaria Initiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das Ziel der Initiative, in der auch Unicef und die Weltbank mit eingebunden sind, ist es, die Zahl der Malariaerkrankungen bis 2010 auf die Hälfte zu reduzieren. Die Kampagne sieht unter anderem vor, imprägnierte Moskitonetze in den betroffenen Gebieten zu verteilen und bessere Behandlungsmöglichkeiten zu schaffen.