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Heilsbringer für Indiens Kongresspartei?

Roma Rajpal / ef22. Januar 2014

Rahul Gandhi wird den Wahlkampf der regierenden Kongresspartei für die im Frühjahr stattfindenden Parlamentswahlen anführen. Hat der Spross der Gandhi-Dynastie das Zeug dazu, die Partei aus der Krise zu führen?

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Rahul Gandhi mit erhobenem Zeigefinger (Foto: Tauseef Mustafa/AFP/Getty Images)
Bild: Tauseef Mustafa/AFP/Getty Images

In den vergangenen zwei Jahren wurde die Regierung des indischen Premierministers Manmohan Singh von einer ganzen Reihe von Korruptionsskandalen erschüttert - was der Beliebtheit seiner "National Congress Party" erheblichen Schaden zufügte. Experten zufolge hat die Partei bei der in wenigen Monaten stattfindenden Parlamentswahl auch nur geringe Aussichten auf den Sieg. Erst im Dezember 2013 hatte die Partei bei den Wahlen im Stadtstaat Delhi eine herbe Schlappe hinnehmen müssen.

Anhänger der Kongress-Partei sind überzeugt, dass nur einer das Blatt zu ihren Gunsten wenden kann: Rahul Gandhi, der Sohn von Parteichefin Sonia Gandhi. Die Nehru-Gandhi-Dynastie zählt zu den einflussreichsten Politiker-Familien des südasiatischen Landes, lenkte die Geschicke Indiens die meiste Zeit seit der Unabhängigkeit im Jahr 1947. Bereits sein Vater Rajiv, seine Großmutter Indira und sein Urgroßvater Jawaharlal Nehru waren Premierminister in Indien. Rahul selbst ging 2004 in die Politik, nachdem er bei den Parlamentswahlen im Bundesstaat Uttar Pradesh den Wahlkreis Amethi gewonnen hatte.

Zögerlicher Politiker

Einige Experten werfen Rahul Gandhi vor, sich lange gesträubt zu haben, die Führungsrolle der Kongresspartei anzunehmen. Gandhi wisse, dass er letztlich die Parteiführung übernehmen werde, stelle sich aber bewusst als zögernder Politiker dar, ist beispielsweise Pradip Datta, politischer Analyst an der Universität von Delhi, überzeugt. "Rahul will offenbar seine Distanz zeigen zum Politikbetrieb, der als korrupt gilt und von vielen mit seiner eigenen Partei gleichgesetzt wird." Darüber hinaus habe der 43-Jährige bislang noch nicht bewiesen, dass er in der Lage sei, Massen zu mobilisieren, so Datta gegenüber der Deutschen Welle.

Rahul Gandhi winkenden Anhängern im November 2013 in Rajastan (Foto: AP/Deepak Sharma)
Kann es Rahul Gandhi gelingen, die Massen in Indien für sich zu begeistern?Bild: picture-alliance/AP

Die näher rückenden Wahlen machen es Rahul Gandhi jetzt schwerer, sich der Führungsrolle zu entziehen, da sämtliche Hoffnungen der Partei auf ihm ruhen. Als Kandidat für das Amt des Premierministers gehe er aber nicht in Rennen. Das gab Parteichefin Sonia Gandhi Anfang dieser Woche bekannt. Begründung: Das entspreche nicht der Tradition der Kongresspartei, die den Premierminister erst nach der Wahl küre, so Parteisprecher Janardan Dwivedi.

Taktisches Kalkül?

Indische Medien vermuten dagegen taktische Gründe hinter dieser Entscheidung. Denn so kann Rahul Gandhi auf lange Sicht weiter eine Führungsfigur der Partei sein, auch wenn die Kongresspartei die Wahlen verliert.

Anhänger der Kongresspartei mit Plakaten, die Premierminister Manmohan Singh sowie Sonia und Rahul Gandhi zeigen (Foto: REUTERS/Mansi Thapliyal)
Das Image der regierenden Kongress-Partei hat durch die Korruptionsskandale der vergangenen Jahre sehr gelittenBild: Reuters

Jatin Gandhi, Redakteur des Magazins "India Today", ist überzeugt, dass Rahul Gandhi ein Opfer seines eigenen Images ist. "Ihm ist klar, dass die Stimmung im Land gegen eine von Familien-Dynastien dominierte Politik ist." Zwar habe er seit zehn Jahren versucht, dieses Image aufzupolieren, "aber es ist ihm nicht gelungen, daran und an seinem Ruf etwas zu ändern", erklärt Jatin Gandhi im Gespräch mit der DW.

Große Herausforderungen

Rahul Gandhi müsse eine klare Botschaft an seine Partei senden und zeigen, dass er in der Lage ist, die Führungsrolle zu übernehmen und - im Falle eines Wahlsieges - die Korruption effektiv zu bekämpfen, sagt Aarthi Ramachandran. Der Schriftsteller hat ein Buch über Gandhi geschrieben: "Rahul" (Originaltitel: "Decoding Rahul Gandhi"). "Er muss der Bevölkerung vermitteln, dass er anders ist als das derzeitige Spitzenpersonal der Kongresspartei in Neu Delhi." Doch genau das ist aus Sicht von Ramachandran keine leichte Aufgabe.

In den bisherigen Umfragen liegt Rahul Gandhi nicht nur weit hinter dem Spitzenkandidaten der hindu-nationalistischen BJP, Narendra Modi, sondern selbst hinter Arvind Kejriwal von der neu gegründeten Anti-Korruptions-Partei AAP, die im Dezember die Wahl im Stadtstaat Delhi gewonnen hatte.

Narendra Modi beim Internationalen Drachenfest in Ahmedabad (Foto: UNI PHOTO-59U)
Narendra Modi gilt als Favorit für die Parlamentswahlen im FrühjahrBild: UNI

Modi geht als eindeutiger Favorit ins Rennen. Der charismatisch auftretende Politiker gilt als Hoffnungsträger für die Wirtschaft, weil es ihm gelang, zahlreiche Unternehmen in seinen Bundesstaat Gujarat zu locken. Unumstritten ist Modi aber auch nicht: Ihm wird vorgeworfen, seine Regierung sei bei Massakern an Muslimen im Jahr 2002 nicht eingeschritten.

Ein genauer Termin für die Parlamentswahlen steht noch nicht fest. Allerdings muss bis zum Ende der Wahlperiode Ende Mai ein neues Parlament in Indien gefunden sein.