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Heikle Rüstungsgeschäfte in Südasien

26. März 2005

Die USA haben den Verkauf von atomwaffenfähigen Kampfjets an Pakistan gebilligt. Indien ist "sehr enttäuscht", bekam aber ebenfalls Lieferangebote. Die Geschäftszusagen sind eine Kehrtwende in der Politik der Amerikaner.

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Amerikanische F-16, jetzt auch für PakistanBild: AP


Pakistan erhält von den USA 24 Maschinen des Typs F-16. Seit anderthalb Jahrzehnten wartet Pakistan darauf. Die USA hatten die Lieferung 1990 nach der Verhängung von Sanktionen gegen Pakistan wegen dessen Nuklearprogramm gestoppt. Die Jets gelten als Belohnung für die Unterstützung der USA im Afghanistan-Krieg. Sie können mit Atombomben ausgerüstet werden.

US-Außenamtssprecher Adam Ereli bestätigte am 25. März die Zusage Washingtons. Dem vorausgegangen war kürzlich ein Besuch von Außenministerin Condoleezza Rice in Indien und Pakistan.

Neue Versionen des amerikanischen Kampfflugzeuges F-16 sollen an Pakistan gelifert werden
F-16-BomberBild: AP

Pakistans Verhältnis zu den USA

Pakistan ist inzwischen einer der wichtigsten Verbündeten der USA im Kampf gegen den Terrorismus in der Region. "Pakistan hat einen langen Weg hinter sich, das Land ist derzeit auf einer besseren Zustandskurve als je zuvor", sagte US-Außenministerin Condoleezza Rice in einem Interview der Zeitung "Washington Post".

Die Kampfflugzeuge seien von existenzieller Bedeutung für die Sicherheit Pakistans, dass mit seiner Unterstützung im Kampf gegen den Terror ein großes Risiko eingehe, hatte zuvor ein US-Regierungsvertreter die Lieferung begründet. Auch die Pakistanis begrüßten die Entscheidung. Sie zeige, wie gut die Beziehungen zwischen den USA und Pakistan jetzt seien, sagte Informationsminister Scheikh Rashid Ahmed.

Zugeständnisse an Indien

Pakistanisch-Indische Grenze
Pakistanisch-Indische GrenzeBild: Ap

Das Nachbarland Indien zeigte sich "sehr enttäuscht". Die Regierung in Neu-Delhi plant zwar ebenfalls die Anschaffung von neuen Kampfflugzeugen, hat sich aber noch nicht entschieden, ob dies ebenfalls amerikanische F-16 oder Maschinen anderer Hersteller sein werden. In jedem Fall aber wollte Indien den Verkauf der Kampfjets an seinen Erzrivalen verhindern. US-Präsident George W. Bush telefonierte mit dem indischen Ministerpräsidenten Manmohan Singh, um ihm die Entscheidung zu erläutern. Singh warnte vor möglichen "negativen Auswirkungen" auf die Region.

Tags darauf erklärte das indische Außenministerium, die USA hätten die Regierung in Neu Delhi darüber informiert, dass Washington die Lieferung von nuklearer Technologie für zivile Zwecke an Indien erwäge. Indische Medien berichteten, die USA hätten dem Land zusätzlich die Lieferung von Waffensystemen in Aussicht gestellt. Nach Darstellung der Zeitung "Indian Express" könnte Indien demnach ebenfalls Jets vom Typ F-16 kaufen sowie den moderneren Typ F-18. "Das ist das erste Mal, dass wir ein Angebot von den Amerikanern erhalten haben", sagte Verteidigungsminister Pranab Mukherjee zwei Tage später, "und jetzt, wo es schon einmal da ist, wird die indische Regierung auch gründlich darüber nachdenken." Traditionell kauft Indien seine Waffen in Russland, Großbritannien oder Frankreich.

Warum ausgerechnet jetzt?

Pakistan Militärparade Unabhängigkeitstag Nationalfeiertag Islamabad Langstreckenrakete vom Typ Ghauri, welche mit Nuklearsprengköpfen bestückt werden kann
Pakistans Militär präsentiert sichBild: AP

Die Waffenlieferung kommt zu einem Zeitpunkt, da sich die beiden rivalisierenden Atommächte Indien und Pakistan um eine Verbesserung ihrer Beziehungen bemühen. Außenamtssprecher Ereli sagte in Washington, das Verhältnis zwischen Pakistan und Indien habe sich deutlich verbessert. Im übrigen resultiere Stabilität aus einem Gefühl der Sicherheit, und wenn die USA zu einem solchen Gefühl in beiden Ländern beitrügen, werde das die Stabilität in der Region fördern. Beide Staaten besitzen Atomwaffen und haben seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947 drei Kriege gegeneinander geführt.

Zurückgewiesen wurden in Washington kritische Anmerkungen, dass die USA Waffengeschäfte mit Südasien in die Wege leiteten, sich aber gleichzeitig gegen die von Europa gewünschte Aufhebung des Waffenembargos gegen China zur Wehr setzten. "Das sind wirklich Äpfel und Orangen, über die wir da sprechen", kommentierte der Sprecher des Außenministeriums, Adam Ereli. (arn)