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Haustiere kurbeln die Wirtschaft an

Klaus Deuse26. Juni 2015

In jedem dritten Haushalt lebt ein Tier. Besonders beliebt sind Katzen und Hunde. Für die Versorgung und das Wohlergehen ihrer tierischen Familienmitglieder geben die Deutschen im Jahr über neun Milliarden Euro aus.

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Bild: Imago

Ihre Haustiere sind den Deutschen lieb und teuer. Für die Versorgung und das Wohlergehen ihrer Hausgenossen geben die Bundesbürger im Jahr über neun Milliarden Euro aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Göttingen. Das ist ein neuer Rekordwert. Quer durch diverse Branchen haben sich Tiere zu einem beachtlichen Wirtschaftsfaktor gemausert. Allein die Hersteller von Futterprodukten verbuchen einen Jahresumsatz von über 3,5 Milliarden Euro. Schließlich gibt es auch allerhand Mäuler und Schnäbel zu stopfen. So beherbergen gut 35 Prozent aller Haushalte mindestens ein Tier. Zwar können sich Statistiker nicht auf eine Schildkröte genau festlegen, doch nach aktuellen Erhebungen leben zwischen Aschaffenburg und Zwickau über 27 Millionen Haustiere.

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Bild: Fotolia/quipu

Unangefochten in der tierliebenden Gunst der Bundesbürger rangieren 8,2 Millionen Katzen und 5,4 Millionen Hunde an der Spitze. Dicht gefolgt von rund fünf Millionen Kaninchen, Hamstern und Meerschweinchen. Und alle müssen versorgt werden. Diese Nachfrage bedienen längst nicht mehr nur Zoofachgeschäfte. Auch in Super- und Drogeriemärkten sowie bei Discountern sind Produkte für Tiere fester Bestandteil des Sortiments. In Großstädten wie Köln oder München entfallen rund sieben Prozent des Umsatzes von Supermärkten auf Tierartikel. Auch kleine Tiere beleben den Absatz. So belaufen sich die monatlichen Unterhaltskosten eines bei Kindern beliebten Meerschweinchens für Futter und Streu auf rund 20 Euro.

Hundesteuer freut die Kommunen

Tiere bewegen Millionen Herzen und damit Milliarden Euro. Martina Glitz, Inhaberin eines Tierbedarf-Geschäftes, rechnet vor, was ein Hund über die Zuneigung von Frauchen und Herrchen hinaus zum Leben im Monat benötigt. "Nehmen wir mal einen mittelgroßen Hund, so einen kleinen Münsterländer. Da muss man an Futterkosten etwa 30 Euro veranschlagen. Dann hätte ein Hund auch gerne Leckerchen und Spielzeug. Das sind noch einmal mindestens 15 Euro." Nicht zu unterschätzen sind außerdem die Kosten für den Tierarzt, der die Behandlung sofort abrechnet. Dafür fallen im Jahr bis zu 300 Euro an. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 14 Jahren kommt dabei eine respektable Summe zusammen.

Hinzu kommen die unerlässlichen Investitionen für die Grundausstattung der Vierbeiner, aus denen sich letztlich die monatlichen Gesamtkosten ergeben. "Für ein Halsband", sagt Martina Glitz, "rechnet man mal 30 Euro, eine Leine auch so um die 30 Euro, für ein Körbchen etwa das Gleiche. Das legt man dann auch wieder pro Monat um." Unter dem Strich stehen schnell gut 100 Euro. Schon die Anschaffung eines Hundes ist finanziell nicht zu unterschätzen. Je nach Rasse verlangen Züchter für einen Welpen zwischen 700 und 1.500 Euro. Und damit der Vierbeiner sich ordentlich benimmt, gehört für die meisten Hundehalter der Besuch einer Hundeschule zum Pflichtprogramm. Nicht selten kostet eine Erziehungsstunde um die 50 Euro. Nicht zu vergessen: die Hundesteuer. Je nachdem, in welcher Stadt Herr und Hund wohnen, kassieren die Kommunen zwischen 50 und 300 Euro pro Jahr. Nun lässt sich wahre Tierliebe ohnehin kaum in Geld aufwiegen. So manches Frauchen schreckt nicht davor zurück, für fast 20 Euro das "3-Sterne-Kochbuch für Hunde" zu erwerben und schwingt danach selbst den Kochlöffel. Auch wenn Hunde nicht lesen können, dürfte ihnen bei den tierischen Rezepten für Fischfrikadelle oder die erstaunliche Kreation Huhn-Blättermagen-Kartoffelmix das Wasser im Maul zusammenlaufen.

Im Cabrio trägt der Hund Brille

Rund um den Hund gibt es nichts, was es nicht gibt. Von der Pfoten-Pediküre samt lackierter Krallen, passend zu Frauchens Nagellack-Farbe, bis zur entspiegelten Schutzbrille für die Fahrt im Cabrio zum Stückpreis von 80 Euro. Hunde beleben außerdem das Versicherungsgeschäft. Da nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) die Halter für alle von ihren Vierbeinern angerichteten Schäden in unbegrenzter Höhe gerade stehen müssen, steigt die Nachfrage nach Haftpflichtversicherungen, die zwischen 70 und 180 Euro im Jahr kosten. Ganz gewiefte Versicherungsunternehmen bieten inzwischen auch Tierkrankenversicherungen an, die je nach Umfang der Leistung mit 150 bis zu 400 Euro zu Buche schlagen.

Katzen am Futternapf
Bild: Fotolia

Auf den ersten Blick geht eine Katze weniger ins Geld. Doch da sich Katzen nicht zum Nulltarif allein von Mäusen ernähren, stehen sie nach der Kalkulation von Fachhändlerin Martina Glitz in den monatlichen Unterhaltskosten einem Durchschnittshund kaum nach. "Denn beim Futtergeld bleibt es sich so ungefähr gleich mit etwa 30 Euro. Dazu noch mal Leckerchen zehn, Tierarzt auch ungefähr 30 Euro. Also man muss schon mit rund 80 Euro rechnen." Die tierischen Familienmitglieder lassen mit insgesamt über neun Milliarden Euro den Rubel ordentlich rollen. Mit dieser Summe liegen die Deutschen in Europa mit an der Spitze. Und Branchenkenner gehen davon aus, dass es nicht mehr lange dauert, bis man die beim Umsatz rund ums Tier bislang führenden Briten überflügelt. Noch in diesem Jahr gilt der Sprung über die zehn Milliarden Euro-Grenze als absehbar.