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Hat Trump den Bogen überspannt?

2. August 2016

Ein Aufschrei geht durch Amerika: Nach seinen abfälligen Äußerungen über die muslimischen Eltern eines gefallenen US-Soldaten wird die Kritik an Präsidentschaftskandidat Donald Trump immer lauter.

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Donald Trump (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/C. Allegri

Auch US-Präsident Barack Obama reihte sich mittlerweile in den Chor der Kritiker von Donald Trumps abfälligen Äußerungen über die Familie eines 2004 im Irak getöteten Soldaten ein. Als Oberkommandierender der Armee sei er den "Blödsinn" leid, den "manche Leute" über Amerikas Militär und Soldaten erzählten, sagte Obama bei einer Rede vor Hinterbliebenen und Veteranen in Atlanta. Zwar nannte er Trump nicht ausdrücklich beim Namen - doch es wurde deutlich, auf wen die Bemerkung gemünzt war.

Obama betonte: "Niemand hat mehr für unsere Freiheit und unsere Sicherheit gegeben als unsere Gold Star-Familien" - also jene, die Angehörige in einem Militäreinsatz verloren haben. Diese Familien hätten ein Opfer gebracht, dass "die meisten von uns sich nicht einmal ansatzweise vorstellen können".

"Nicht die Sichtweise" der Republikaner

Politische Schwergewichte aus Trumps Republikanischer Partei positionierten sich ebenfalls gegen den Präsidentschaftskandidaten. Er könne nicht "genügend betonen, wie wenig ich mit den Kommentaren von Herrn Trump übereinstimme", sagte der Senator und frühere Präsidentschaftskandidat John McCain. "Ich hoffe, die Amerikaner verstehen, dass dies nicht die Sichtweise der republikanischen Partei, ihrer Mitarbeiter oder Kandidaten widerspiegelt", sagte McCain.

John McCain (Foto: picture alliance)
Kein Freund von Trump: John McCainBild: picture-alliance/dpa

Zuvor hatten sich bereits der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, und der Chef des Repräsentantenhauses, der Republikaner Paul Ryan, demonstrativ hinter die Familie des gefallenen muslimischen US-Soldaten gestellt.

"Nett!"

Der Vater des toten Soldaten, Khizr Khan, rief derweil zur Versöhnung auf. In einem Interview des Senders CNN sagte Khan, er suche keineswegs die Konfrontation mit Trump. "Wir möchten nicht damit weitermachen. Das ist nicht unsere Art. Wir sind eine anständige, ehrfürchtige Familie, und sehr dankbar für die Wohltaten, die uns widerfahren sind."

Noch während das Interview ausgestrahlt wurde, stellte sich Trump als Opfer einer Kampagne dar. "Herr Khan, der mich nicht kennt, hat mich von der Bühne der demokratischen Convention bösartig attackiert und jetzt ist er überall im Fernsehen, um dasselbe zu tun. Nett!", schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter.

"Nichts und niemanden geopfert"

Khizr Khan hatte am Donnerstag beim Parteitag der US-Demokraten eine bewegende Rede gehalten. Darin hatte er Trump vorgehalten, im Gegensatz zu ihm "nichts und niemanden geopfert" zu haben. Der rechtspopulistische Milliardär verteidigte sich in einem Fernsehinterview und sagte, er habe sehr wohl "eine Menge Opfer" erbracht. Er arbeite "sehr, sehr hart" und habe zehntausende Jobs geschaffen.

Dabei äußerte sich Trump auch abfällig über Khans Frau Ghazala, die während der Rede schweigend neben ihrem Mann gestanden hatte. "Vielleicht war es ihr nicht erlaubt, etwas zu sagen", sagte der Republikaner. Ghazala Khan widersprach: "Meine Religion, meine Familie oder meine Kultur haben mich noch nie davon abgehalten, zu sagen, was ich will", sagte sie.

Khizr und Ghazala Khan (Foto: picture alliance)
Auftritt auf dem Parteitag: Ghazala und Khizr KhanBild: picture-alliance/M.Bryant

Der republikanische Spitzenkandidat hatte in der Vergangenheit wiederholt mit kritischen Äußerungen über Muslime für Wirbel gesorgt. So ging er vor dem Hintergrund islamistischer Terrorangriffe sogar so weit, einen Einreisestopp für Muslime zu fordern. Mittlerweile verlangt er ein Einreiseverbot für Menschen aus "Terrorstaaten".

wa/wl (afp, dpa, cnn)