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Politik

Hartes Vorgehen der pakistanischen Behörden

17. Februar 2017

Nach der blutigen Attacke auf den Schrein in Sehwan sind bei Pakistan-weiten Razzien mehr als 100 "Terroristen" getötet worden. Zugleich wird das Verhältnis zum Nachbarland Afghanistan eisiger.

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Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen in Sehwan - der Stadt, wo der Anschlag verübt wurde (Foto: Getty Images/AFP/A. Hassan)
Bild: Getty Images/AFP/A. Hassan

Nach Angaben der Armee sind weitere mutmaßliche Extremisten festgenommen worden. Pakistans Regierungschef Nawaz Sharif erklärte, Aufständische würden "mit aller Kraft des Staates" bekämpft. 

Die Armee gab an, dass die Grenze zu Afghanistan "geschlossen" worden sei, da die Behörden dort Extremisten vermuten. Zudem verlangte die Führung in Islamabad von Kabul die Auslieferung von 76 Terroristen.

Umgang mit Flüchtlingen als Streitpunkt

Schon zuvor hatte Pakistan kritisiert, dass Gewalttaten von Afghanistan aus geplant würden. Der Anschlag auf den Sufi-Schrein hat die Spannungen zwischen beiden Ländern weiter verschärft. Einer der Streitpunkte ist der Umgang mit Flüchtlingen. Pakistan hat in den vergangenen sechs Monaten fast 600.000 Afghanen abgeschoben, die zum Teil seit Jahrzehnten im Land lebten - angeblich aus Sicherheitsgründen. 

Der Sufi-Schrein von Sehwan nach dem Anschlag (Foto: Getty Images/AFP/A. Hassan)
Der Sufi-Schrein von Sehwan nach dem Anschlag Bild: Getty Images/AFP/A. Hassan

Ein Selbstmordattentäter hatte sich am Donnerstag in einem jahrhundertealten Sufi-Schrein in Sehwan in der Provinz Sindh inmitten hunderter Gläubiger in die Luft gesprengt. Es gab mindestens 80 Tote, darunter mindestens 20 Kinder, sowie rund 250 Verletzte. Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannte sich zu dem Attentat.

"Nicht vor den Terroristen einknicken" 

Die Provinzregierung von Sindh rief eine dreitägige Trauer aus. Der Verwalter des angegriffenen Schreins läutete am Morgen um 03.30 Uhr inmitten des Chaos wie jeden Tag die Glocke. Er werde "nicht vor Terroristen einknicken", sagte er Journalisten. Der angegriffene Schrein von Lal Shahbaz Qalandar, einem muslimischen Sufi-Meister aus dem 13. Jahrhundert, gehört zu den am meisten verehrten Heiligtümern in Pakistan.

Der Sufismus ist eine liberale islamische Glaubensrichtung mit mystischen Traditionen und Riten. Anders als extremistische oder orthodoxe Strömungen im Islam stehen seine Anhänger anderen Religionen tolerant und versöhnlich gegenüber. Mit Hilfe seines spirituellen Meisters will der Sufi im Verlauf des Lebens alles Weltliche überwinden, das ihn von Gott trennt. Einige Sufis werden als Heilige verehrt, ihre Gräber sind zu Wallfahrtsorten geworden. Radikalsunnitische Gruppen wie der IS lehnen die Praktiken des Sufismus und seine gemäßigte Auslegung des Islams ab und bekämpfen dessen Anhänger als Ketzer. 

Sufi-Schreine waren daher schon in der Vergangenheit Ziel von Terroristen: Erst im November 2016 starben bei einem Anschlag auf den 500 Jahre alte Shah-Noorani-Schrein in der pakistanischen Provinz Baluchistan über 50 Menschen. Der IS hatte sich damals ebenfalls zu der Tat bekannt.

sti/jj (afp, dpa, ap)