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Porträt Hannover 96

4. August 2010

Der Selbstmord Robert Enkes, drei Trainer in einer Saison und Rettung in letzter Minute: Nach einer teils tragischen und turbulenten Saison soll in Hannover wieder mehr sportlicher Erfolg und vor allem Ruhe einkehren.

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Robert Enke (Foto: AP)
Sein Selbstmord überschattete die letzte Saison in Hannover - Robert Enke

Die ganz großen Erfolge von Hannover 96 liegen schon ein paar Jahre zurück. 1938 und 1954 wurden die Niedersachsen Deutscher Meister, 1992 gewann der Klub als damaliger Zweitligist den DFB-Pokal, durch einen 4:3-Sieg nach Elfmeterschießen gegen Borussia Mönchengladbach. Held des Spiels war Torwart Jörg Sievers, der gleich zwei Elfmeter halten konnte und sich natürlich gerne erinnert: "Wenn man als Zweitligist tatsächlich den Pokal gewinnt, dann ist das natürlich völlig wahnsinnig, was dann da abgeht".

Wahnwitzig war dagegen das Erstrundenlos im anschließenden Europapokal der Pokalsieger: statt eines internationalen Gegners gab es Werder Bremen und das frühe Aus. Auch national war Hannover nur mäßig erfolgreich – zwischenzeitlich spielte 96 sogar in der Regionalliga. Erst 2002 gelang die Rückkehr ins Oberhaus. Es folgten zwei Jahre Abstiegskampf, bevor sich Hannover überwiegend im Mittelfeld der Liga etablieren konnte. Bis zur vergangenen Saison.

Als der Fußball zur Nebensache wurde

96-Präsident Martin Kind (Foto: DW)
Führt den Club in schwierigen Zeiten - Präsident Martin Kind

Am 10. November 2009 beging Robert Enke Selbstmord. Der an Depressionen leidende Nationaltorwart warf sich in der Nähe von Hannover vor einen Zug. Fußball-Deutschland war geschockt, hielt lange inne und war beeindruckt vom mutigen Auftritt Teresa Enkes. Nur einen Tag nach dem Tod ihres Mannes ging die Witwe an die Öffentlichkeit, erzählte von der Krankheit, dem langen Kampf und dem traurigen Ende. Dabei sprach sie einen der Sätze des Jahres: "Wir dachten halt auch, mit Liebe geht das. Aber man schafft's doch nicht immer."

Die schwierige Rückkehr in die Normalität

Der Tod Robert Enkes versetzte Hannover 96 in eine Schockstarre. Die Mannschaft war blockiert, spielte erfolglos und geriet nach langer Zeit wieder in Abstiegsgefahr. Trainer Andreas Bergmann, der erst während der Saison die Nachfolge des entlassenen Dieter Hecking angetreten hatte, musste gehen und Mirko Slomka übernahm eine schwierige Aufgabe. Sein Ziel war "den Turn-Around zu schaffen, in eine positive Richtung, in eine gute Grundstimmung".

Die Wende wurde geschafft. Nach der menschlichen Tragödie um Robert Enke gab es wenigstens sportlich ein Happy-End, auch wenn die Fans lange zittern mussten. Erst am letzten Spieltag stand der Klassenerhalt nach einem 3:0-Sieg beim VfL Bochum fest.

Auf der Suche nach dem Erfolg

Trainer Mirko Slomka (Foto: AP)
Er soll den Verein wieder in die Erfolgsspur bringen - Trainer Mirko SlomkaBild: AP

Jetzt geht es für die Niedersachsen darum, den Klub für die nächsten Jahre fit zu machen und vor allem für mehr Ruhe zu sorgen. So möchte Präsident Martin Kind "eine nachhaltige Struktur der Zukunft entwickeln, die auch für Kontinuität sorgt".

Mit anderen Worten: in Hannover findet ein Umbruch statt. So mussten zwölf Profis gehen, fünf sind bislang gekommen. Torwart Markus Miller vom Karlsruher SC ist da sicherlich noch der bekannteste Name. Ansonsten setzen sie bei 96 bei den Neuverpflichtungen auf junge Spieler, die noch hungrig sind und Lust auf mehr haben.

Autor: Torsten Ahles
Redaktion: Wolfgang van Kann