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Handel mit Semtex-Sprengstoff aufgeflogen

13. August 2002

– Tschechische Polizei stellt 48 Kilogramm sicher – Fünf Personen festgenommen

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Prag, 7.8.2002, PRAGER ZEITUNG, deutsch

Lockerbie 1988, an Bord des PanAm-Fluges 103 explodiert ein Sprengsatz, 270 Tote. Livorno 1991, ein Öltanker explodiert im italienischen Hafen, 142 Tote. Riad 1995, ein Militärgebäude wird bombardiert, sieben Tote. Diese Liste terroristischer Anschläge ließe sich beliebig fortsetzen, ihnen gemeinsam ist die Tatwaffe: Semtex. Ein unscheinbarer Plastiksprengstoff, bei Kontrollen nur sehr schwer zu entdecken, dafür aber höchst wirkungsvoll. Herstellungsort ist Pardubice in Ostböhmen.

Eigentlich hat sich die Herstellerfirma Explosia bereits 1991 verpflichtet, den Verkauf des explosiven Stoffes stark zu reglementieren und zu kontrollieren. Doch alleine die nordirische Untergrundorganisation IRA soll nach Angaben des CIA noch drei Tonnen Semtex besitzen. Das seinerzeit als Terroristenstaat gebrandmarkte Libyen hat in den 70er Jahren 1000 Tonnen Semtex gekauft. Von dort soll der explosive Exportschlager aus Ostböhmen in die Hände verschiedener Terrororganisationen gelangt sein.

Aber auch in Tschechien ist es nicht besonders schwer, illegal an die knetbare Masse zu kommen. Am vergangenen Donnerstag (1.8.) stellten Polizisten 48 Kilogramm Semtex sowie 97 Zünder im Kofferraum eines Personenwagens sicher. Das ist der zweitgrößte Fund an Semtex, den die tschechische Polizei je gemacht hat. Fünf Personen, mutmaßlich Mitglieder einer kriminellen Gang, wurden festgenommen, eine sechste Person konnte fliehen (...) Die Polizei hat bisher über die Herkunft des Sprengstoffes keine Angaben. Oftmals verschwindet Semtex aus Armeebeständen. (...)

Vor rund 50 Jahren hat der tschechische Chemiker Stanislav Brebera den explosiven Stoff entwickelt. Der pressescheue Rentner lehnt jegliche Mitverantwortung für die Terroranschläge, die mit seiner Erfindung begangen wurden, ab. Trotz der Kotrollmaßnahmen beim Verkauf von Semtex durch den Hersteller hat der tschechische Geheimdienst BIS dem Staat empfohlen, Explosia zu übernehmen. Im Frühsommer diesen Jahres hat der Staat dem zugestimmt. (...) (fp)