Handarbeit aus Deutschland für die Welt
29. Februar 2012Auf den festlich gedeckten Tischen liegt eine kleine Schere. Mit ihr soll das Serviettenband aufgeschnitten werden. Die Schere ist filigran und doch solide, die Klinge scharf und elegant. Sie kommt von der Scherenmanufaktur Paul aus Niedersachsen. Ein Unternehmen, das seit über 125 Jahre Scheren in handwerklicher Tradition ausschließlich in Deutschland herstellt. Wohl noch nie hat der Europasaal des Auswärtigen Amtes in Berlin so festlich und hochwertig ausgesehen wie an diesem Abend. Das Dinner ist exklusiv, die Gäste - Unternehmer, Journalisten und Vertreter von Wirtschaftsverbänden - sind aus ganz Deutschland und dem Ausland angereist.
Gemeinsame Sache
"Mein Damen und Herren, Sie sitzen auf Stühlen der Manufaktur Thonet, die Windlichter kommen von Engels Kerzen, die Gläser von der Glasmanufaktur Freiherr von Poschinger, die Vorspeisenteller von der KPM." Michael Schröder spricht voller Stolz und lässt seinen Blick über die vielen Gäste schweifen. Der Vorsitzende der Initiative Deutsche Manufakturen ist ein wenig aufgeregt, denn dieses Dinner vor einigen hundert geladenen Gästen und mit Bundesaußenminister Guido Westerwelle, ist etwas ganz Besonderes. Die Manufakturen, die an diesem Abend die Tisch- oder Saaldekoration zur Verfügung stellen, repräsentieren zusammen über 2600 Jahre Unternehmensgeschichte. Sie sind die Visitenkarte der deutschen Wirtschaft, mit ihren Produkten, die für Verlässlichkeit, höchste Qualität und Tradition stehen. Und sie sind heute keine Einzelkämpfer mehr, sondern vermarkten sich über die Initiative gemeinsam.
Nicht nur Autos oder Maschinen
"Sie tun etwas, das keine digitale Welt kann. Sie zeigen, dass aus Deutschland nicht nur Autos, Chemie oder große Maschinen kommen, sondern liebevoll in Handarbeit hergestellte Produkte, die Erdung schaffen“, betont der Verleger Florian Langenscheidt, dessen Verlag "Deutsche Standards" am selben Tag ein Buch über 70 deutsche Manufakturen vorgestellt hat. Ein Buch, das schon heute an alle deutschen Außenhandelskammern, Botschaften und auswärtigen Vertretungen verschickt wird und sich wohl schnell als Bestseller unter den Gastgeschenken etablieren wird. Bundesaußenminister Guido Westerwelle gibt sich überzeugt, dass seine Beamten schon etliche Exemplare geordert haben. Denn, so sagt er, es sei eine gute Werbung für Deutschland: "Glauben Sie mir, es gab ein Leben vor dem Handy und dem e-Book", erzählt er mit leichter Ironie. Und ein gedrucktes Buch in der Hand zu haben sei immer noch ein besonderes Erlebnis. "Lassen Sie uns damit ein schönes Stück Deutschland in der Welt zeigen", sagt er und setzt sich an den festlich gedeckten Tisch, den Teller der Porzellanmanufakturen Dibbern und Fürstenberg zieren.
Internationale Aufmerksamkeit
21 internationale Journalisten sind an diesem Abend unter den Gästen. Sie kommen aus China, Saudi-Arabien oder den USA und haben sich in den letzten Tagen einige deutsche Manufakturen angeschaut und Eindrücke von der Qualität deutscher Handarbeit gewonnen. Phillip Inman, der für die britischen Zeitungen "The Guardian" und "The Observer" dabei ist, notiert eifrig, dass der Bundesaußenminister sich nicht scheue, auch im Ausland Werbung für deutsche Produkte und den Wirtschaftsstandort zu machen. "Denn", so sagt Westerwelle, "wir leben von dieser Qualität!"
Der britische Wirtschaftskorrespondent wundert sich nur über die besondere Betonung. In Großbritannien sei es mittlerweile selbstverständlich, dass Außenpolitik auch Außenwirtschaftspolitik sei. Dann geht sein Blick zu den Lautsprechern, aus denen leise, aber doch klangvoll ein Klarinettenkonzert von Mozart schallt. "Are these also handmade?", fragt er erstaunt und tatsächlich: Die High End Lautsprecher kommen von der Manufaktur Burmester und sind handwerkliche Meisterstücke – mit das Beste, was es in dieser Klasse auf dem Weltmarkt gibt.
Autorin: Manuela Kasper-Claridge
Redaktion: Henrik Böhme