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Hamburger Hafen legt deutlich zu

7. Februar 2011

Die Konjunktur boomt wieder, und in den deutschen Seehäfen steigen nach der Krise die Umschlagszahlen. Doch die Konkurrenz in Rotterdam und Antwerpen schläft nicht. Der Kampf um jeden Container hält unvermindert an.

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Hafenkräne (Foto: Christoph Hasenjäger)
Tanz der Giganten: Hafenkräfe im EinsatzBild: Fotolia/Christoph Hasenjäger

Jahrelang kannten die deutschen Häfen nur einen Trend: Nach oben. Jahr für Jahr kamen mehr Waren aus China nach Deutschland, wurden mehr Autos und Maschinen ins Ausland verschifft, wuchs der Güter- und Passagierverkehr. Die Finanz- und Wirtschaftskrise bedeutete eine harte Landung für eine Branche, die von der Globalisierung verwöhnt worden war. Nach zehn Jahren Wachstum ging der Umschlag um 18 Prozent zurück. Im vergangenen Jahr haben die deutschen Häfen ungefähr 40 Prozent des krisenbedingten Umschlagrückgangs wieder aufgeholt, in diesem Jahr soll es weiter vorangehen. Der Welthandel wird nach den einschlägigen Prognosen um elf Prozent wachsen; davon profitiert auch der deutsche Seegüterumschlag.

Konkurrenz macht Hamburg zu schaffen

Luftbild des Hamburger Hafens
Beeindruckend von oben: Das Gelände des Hamburger HafensBild: Foto: Fotofrizz/ Quelle: HafenCity Hamburg GmbH

Stark unter der Krise gelitten haben vor allem die beiden deutschen Welthäfen Hamburg und Bremerhaven, die fast allein den Containerumschlag der deutschen Seehäfen unter sich ausmachen. Ihnen machte nicht nur zu schaffen, dass der Welthandel generell zurückging und weniger Container in Richtung Europa unterwegs waren. Sie hatten zudem noch damit zu kämpfen, dass viele Zubringerverkehre zur Konkurrenz nach Antwerpen in Belgien und Rotterdam (Niederlande) abwanderten, um von dort die Waren aus Übersee nach Skandinavien oder Polen, nach Russland oder ins Baltikum zu bringen. Hamburg war lange der zweitgrößte europäische Containerhafen und kam dem großen Konkurrenten Rotterdam immer näher. Zeitweise war Hamburg unter den Top Ten der Containerhäfen weltweit, mittlerweile reicht es nur noch für Platz 16.

Durchwachsene Bilanz

Auch das Jahr 2010 hatte schlecht begonnen für den Hamburger Hafen, sagt Claudia Roller bei der Vorlage der Jahreszahlen am Montag (07.02.2011). Sie ist Vorstand von Hamburg Hafen Marketing. Mitte des Jahres habe die Entwicklung dann angezogen – insgesamt sei das Umschlagergebnis für 2010 durchaus erfreulich: "Wir haben im ersten Quartal seinerzeit noch minus 4,5 Prozent Wachstum gehabt. Und kommen jetzt heraus mit einem Wachstum von 9,8 Prozent im gesamten Seegüterumschlag."

Blick auf ein Containerschiff (Foto: HHM/ Lindner)
Wieder viel zu tun im Hamburger HafenBild: HHM / M. Lindner

121 Millionen Tonnen insgesamt, und damit elf Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr wurden im Hamburger Hafen umgeschlagen. Der Grund: Die Weltkonjunktur hat sich wieder erholt. Davon profitiert auch die Hansestadt. Betrachtet man die einzelnen Transportgüter, fällt ein besonderes Augenmerk auf den Containerumschlag. Auch hier lässt sich ein Wachstum für 2010 verzeichnen, so Claudia Roller: Der Umschlag von Containern habe sich stark erholt. "Aber es ist eines nicht: Es sind noch nicht die Zustände des Jahres Ende 2008."

Gebremster Zuwachs in China

Vom Vorkrisenniveau ist man in Hamburg also noch entfernt, während die Konkurrenzhäfen Rotterdam und Antwerpen sich bereits im letzten Jahr besser entwickelt haben. Jetzt rechnet die Hafenexpertin damit, im ersten Halbjahr 2012 wieder an die Rekordzahlen von 2008 anknüpfen zu können. Die Entwicklung im Hamburger Hafen ist naturgemäß von den Gegebenheiten in den Welthäfen abhängig. Weil die Außenwirtschaft in Osteuropa und Russland sowie in China weiter wächst wird sich das auch positiv auf den Universalhafen Hamburg auswirken. Allerdings habe sich im vierten Quartal des vergangenen Jahres gezeigt, dass es sich in den chinesischen Häfen etwas abgekühlt habe: "Dort ging es nicht mehr ganz so heiß zu. Nichts desto trotz glauben wir an China als Markt der Zukunft."

Baggern für das Wachstum

Hafenkräne in der Abendsonne (Foto: apn)
Abendstimmung im Hamburger HafenBild: AP

Auch für die Politik ist der Hafen ein wichtiges Thema. In Hamburg ist in zwei Wochen Bürgerschaftswahl und der Hafen der Wirtschaftsmotor der Stadt. Damit das so bleibt, ist ein Thema von besonderem Interesse: Die Elbvertiefung. Ian Karan, der Wirtschaftssenator, sagt: "Es gibt keine Alternative zur Fahrrinnenanpassung der Elbe, wenn Hamburg wettbewerbsfähig bleiben soll."

Derzeit können Schiffe mit einem Tiefgang von maximal 13,50 Meter den Hamburger Hafen anfahren. Die großen Containerschiffe, die zwischenzeitlich vermehrt von den Reedereien eingesetzt werden, haben häufig einen größeren Tiefgang und können Hamburg deshalb gar nicht oder nur teilweise beladen anfahren. Ein großer Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu den Häfen Rotterdam und Antwerpen, befürchten die Hafenbetreiber. Die Pläne für den Ausbau liegen bereit, die Bagger sollen Ende des Jahres mit der Arbeit beginnen.

Autorin: Verena Herb (mit dpa)

Redaktion: Henrik Böhme