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Hamas verkündet sofortige Waffenruhe

18. Januar 2009

Nach Israel hat sich auch die radikalislamische Hamas zu einer sofortigen Waffenruhe im Gazastreifen bereit erklärt - unter Bedingungen. Die wichtigste: Israel soll seine Soldaten aus dem Palästinensergebiet abziehen.

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Ruine (Quelle: AP)
Nach dem Krieg: Palästinenser begutachten bei Jebaliya die SchädenBild: AP

Innerhalb einer Woche müsse Israel seine Truppen aus dem Gazastreifen abziehen, forderte die radikalislamische Gruppierung in einer an Journalisten in Gaza verschickten Erklärung. Die Waffenruhe gelte für Kämpfer der Hamas und deren Verbündete, sagte Hamas-Sprecher Ayman Taha am Sonntag (18.01.2009) der Nachrichtenagentur Reuters. Die Hamas forderte außerdem die Öffnung aller Grenzübergänge in den Gazastreifen, um die Bevölkerung versorgen zu können.

Israel hatte am Samstagabend einseitig eine Waffenruhe verkündet. Gleichzeitig hat die israelische Regierung aber klar gemacht, dass sie ihre Truppen erst aus dem Gazastreifen zurückziehe, wenn die Raketenangriffe auf Israel aufhören. "Die Hamas wurde schwer getroffen, in ihren militärischen Strukturen und in ihren Regierungsinstitutionen", sagte Israels Ministerpräsident Ehud Olmert nach der Entscheidung am Samstagabend. "Ihre Führer verstecken sich und viele ihrer Männer sind getötet worden."

Gipfel in Scharm el Scheich

Soldaten (Quelle: AP)
Fühlen sich als Sieger: israelische Soldaten nach dem WaffenstillstandBild: AP

Für einen raschen Abzug der israelischen Soldaten aus dem Gazastreifen hat sich der französische Präsident Nicolas Sarkozy ausgeprochen. "Die Präsenz der israelischen Truppen bringt Israel keine Sicherheit, liefert aber allen radikalen Kräften einen Vorwand für noch mehr Gewalt", sagte Sarkozy am Sonntag beim Gipfeltreffen im ägyptischen Scharm el Scheich.

An dem Gipfel nahmen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, der britische Premier Gordon Brown und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas teil, um über Auswege aus dem israelisch-palästinensischen Konflikt zu beraten. Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak erklärte, eine dauerhafte Waffenruhe sei nicht möglich, wenn die Blockade des Gazastreifens nicht beendet wird.

Hamas erklärt sich zum Sieger

Raketen (Quelle: AP)
Am Sonntagmorgen – vor der Waffenruhe der Hamas – wurden noch Raketen auf Israel geschossenBild: AP

Im Gazastreifen feiert sich die Hamas nun als Sieger. In Flugblättern sprach die Hamas-Führung am Sonntagmorgen von einem "ehrenhaften und großen Sieg in diesem Krieg". Durch den Widerstand sei Israel gezwungen worden, einseitig eine Waffenruhe zu erklären.

Nach Berichten von Augenzeugen aus dem immer noch abgeriegelten Gazastreifen sind die 1,5 Millionen im Gazastreifen lebenden Palästinenser bei der Bewertung des Krieges gespalten. Die eine Hälfte ist erschüttert wegen der großen Schäden. Die andere Hälfte fühlt sich als "moralischer Sieger", weil Israel den bewaffneten Widerstand nicht habe brechen können.

Islamisten weiter an der Macht

Ersten Berechnungen zufolge hat der übergroße Teil der Hamas-Kämpfer den israelischen Angriff überlebt. Vor Beginn der Offensive soll die Hamas 16.500 Kämpfer unter Waffen gehabt haben, dazu kamen noch einmal 3000 bis 4000 Militante von anderen Palästinenserorganisationen. Die Zahl derjenigen, die durch israelische Angriffe getötet wurden, geben palästinensische Rettungskräfte mit 1300 an. Die Vereinten Nationen schätzen, dass mindestens die Hälfte davon Frauen, Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 18 Jahren sind. Stimmt diese Rechnung, dann wurden maximal rund 650 Militante getötet.

Berichten aus dem Gazastreifen zufolge hat die Hamas daher auch noch die Macht inne und kontrolliert das öffentliche Leben. (det)