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Halloween im Trend

15. Januar 2002

Ist Halloween in Deutschland nur ein Kommerzfest für die immerhungrige Spaßgesellschaft? Mit den Wurzeln hat das im Trend liegende Spukfest jedenfalls nur noch wenig zu tun.

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"Trick or Treat" - Süßigkeiten oder Streiche!Bild: AP

Halloween geht auf die Kelten zurück, die vor 2000 Jahren Großbritannien, Irland und Nordfrankreich bewohnten. Für sie begann das neue Jahr am 1. November mit dem "Samhain" - gefeiert wurde die Ernte und das Ende des Sommers. Im Übergang zur neuen Jahreszeit war nach keltischem Glauben der Kontakt zwischen Geisterwelt und den Sterblichen möglich. In der Nacht kehrten die Seelen der Toten zur Erde zurück. Um die Dämonen, Geister und Hexen fern zu halten, verkleideten sich die Menschen mit Tierhäuten und –köpfen. Große Feuer sollten die Toten wärmen.

Im 9. Jahrhundert ersetzte der Papst das keltische Fest durch Allerheiligen. Die Bezeichnung "Halloween" ist christlicher Herkunft. Im Englischen hieß Allerheiligen "All Hallows"; Halloween leitete sich demnach von "All Hallows Ewen" ab.

Es waren irische Einwanderer, die den alten Brauch dann nach Nordamerika brachten.

Süßigkeiten oder Streiche

Heute ist die religiöse Bedeutung des Festes in den USA weitgehend verloren gegangen. Spaß, Spiel und Freude am Horror überwiegen, wenn die Kinder als Skelette, bluttriefende Draculas und Hexen verkleidet von Tür zu Tür ziehen und "Trick or Treat" fordern: Entweder Süßigkeiten oder es drohen Streiche.

Zum Fest wandeln sich die Häuser zu Spukschlössern und Gärten zu Friedhöfen. Nicht fehlen darf "Jack-O'Latern", der ausgehöhlte, von innen beleuchteter Kürbis mit Dämonenfratze.

Kürbis - Der Renner

Auf die Halloween-Begeisterung in Deutschland hat "Karnevalswierts" in Köln, der größte deutsche Einzelhändler für närrische Utensilien, reagiert.

"Karnevalswierts" hat sein Sortiment mit Schauerartikeln aufgerüstet: Es gibt massenhaft Kürbisse - als Lichterketten mit Fratzen, Kerzen oder Fensterschmuck. "Die Leute rennen uns die Bude ein", freut sich die Filial-Leitung.

In diesen Tagen gucken auch viele Kürbisfratzen aus den Schaufenstern. Mac Donalds lockt mit Halloween-Spezialmenu, H&M verkauft T-Shirts zum Fest, und deutsche Bäcker backen fleißig Kürbisse aus Mürbeteig.

"Explosionsartig" breite sich der Halloween-Trend aus, bestätigt das Amt für rheinische Landeskunde in Köln. Ein Expertenteam hat den Boom wissenschaftlich untersucht und verteilte 10.000 Fragebögen in Aachen und Köln. Laut Studie hat bereits jeder zweite 12 bis 35-Jährige an einer Halloween-Party teilgenommen. Dass der Kostümspaß in den Karnevals-Hochburgen ankommt, versteht sich. Die junge Generation hat Lust auf Maskerade, findet jedoch die ritualisierten Umzüge und Bierzelt-Seeligkeit im Fasching spießig, vermuten Freizeitforscher. Angesichts der "depressiven Aura" traditioneller Gedenktage ist die Ironie der Masken, der spielerische Umgang mit dem Jenseitigen, erfrischend und witzig.

Halloween-Business

Marketing-Experten haben bei der Halloween-Verbreitung kräftig nachgeholfen. Ein Blick in die USA verrät, warum.

In den USA werden jährlich traumhafte Umsätze erzielt. Die Amerikaner geben rund 14 Milliarden Mark für Halloween aus, vor allem für Süßes. Ein Viertel der Jahresproduktion der amerikanischen Schokoladenindustrie wird um den 31. Oktober verkauft.

In diesem Jahr wird es jedoch in den USA nur "Halloween Light" geben, meint die "Los Angeles Times". Viele Schulen haben Horror-Outfits verboten. Dem Klima förderlicher sind patriotisches Make-Up in Rot, Blau und Weiß sowie Heldenkostüme. Auch hier beweist Deutschland Solidarität: Halloween-Freaks müssen auf Bin-Laden-Masken verzichten, die Einfuhr ist verboten.