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Halbfinale im Dopingschatten

Wim Abbink26. Juni 2005

Sie sind das Überraschungsteam des Confederations Cups: die Mexikaner. Doch durch die Doping-Affäre ist von der Unbeschwertheit vor dem Halbfinale gegen Argentinien in Hannover nichts mehr zu spüren.

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Kettenraucher an der Seitenlinie:<br>Mexikos Trainer La VolpeBild: AP

Der Vorfall bleibt dubios, Fakten sind durch die mexikanische Verschleierungstaktik weiterhin rar. Sicher ist, dass Aarón Galindo und Salvador Carmona (beide CD Cruz Azul) am frühen Dienstagmorgen (21.6.) in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ausgeflogen wurden. Zunächst wurde die überstürzte Abreise mit "disziplinarischen Gründen" erklärt, bis zumindest ein Teil der Wahrheit ans Licht kam: Beide Spieler stehen unter Dopingverdacht, bestätigten inzwischen sowohl der mexikanische Fußballverband wie auch die FIFA.

Selbst der Fußball-Weltverband wartet weiterhin auf Erklärungen der Mexikaner. Zwar hat die FIFA am Freitagabend entschieden, dass die Mexikaner im Confederations Cup verbleiben dürfen, aber der Nationalverband wurde "unmissverständlich zu einer lückenlosen Aufklärung aufgefordert". Gemauert wird aber weiter - nicht nur vom Verbandspräsidenten Alberto de la Torre, sondern auch vom kauzig-tölpelhaften Nationaltrainer Ricardo La Volpe. Für ihn ist die Presse an allem schuld: "Sie hat sich in zu viele Dinge eingemischt, die sie nichts angehen", so der Coach.

Aaron Galindo
Gegen Japan noch im Spiel, jetzt unter Dopingverdacht: Aaron Galindo (r)Bild: AP

Seit 21 Spielen ohne Niederlage

In sportlicher Hinsicht macht der kettenrauchende Derwisch, der zwar aus Argentinien stammt aber seit 25 Jahren als Seifenfabrikant in Mexiko lebt, eine wesentlich bessere Figur: Mexiko kann die Qualifikation für die WM 2006 in Deutschland noch aus eigener Kraft schaffen. Und "El Tri" kann auf eine Erfolgsserie von 21 Spielen ohne Niederlage zurückblicken. Beim Confed Cup wurde Weltmeister Brasilien geschlagen und in den drei Vorrundenspielen gab es insgesamt nur ein Gegentor.

Zwar muss La Volpe die erfolgreiche Verteidigung nach dem Wegfall der beiden Dopingverdächtigen kräftig umkrempeln. Aber seit dem letzten Vorrundenspiel gegen Griechenland wurde klar, dass er sich vor allem auf seinen Torwart verlassen kann: Dort zeigte Oswaldo Sanchez eine absolute Weltklasseleistung. Und noch ein Lichtpunkt aus mexikanischer Sicht: Star-Spieler Rafael Marquez, der Abwehrrecke vom FC Barcelona, hat seine Verletzung auskuriert und kehrt in die Anfangsformation zurück.

Rafael Marquez
Kann wieder lachen: Rafael MarquezBild: AP

Spielmacher und Vollstrecker

Viele sind der Meinung, dass die Doping-Affäre nicht spurlos an den mexikanischen Spielern vorbei gehen kann. Aber darauf möchten die Argentinier, die ohne den gesperrten Walter Samuel antreten, sich nicht verlassen. Die "Gauchos" möchten an die Leistung in der letzten halben Stunde beim 2:2 gegen Deutschland anknüpfen. Da spielte das Team um Juan Riquelme groß auf. Der 27jährige Mittelfeldregisseur von Villareal glänzte in diesem Turnier nicht nur als Spielmacher, sondern auch als Vollstrecker: Er traf bislang in jedem Spiel, das schönste per Freistoß ausgerechnet gegen Deutschland.

Vor der "Equipos Azteca" hat Riquelme durchaus Respekt: Er fordert von seinen Mitspielern "hohe Konzentration während der gesamten Spieldauer". Und in einem weiß er sich mit Halbfinalgegner Marquez, seinem Kollegen aus der spanischen Primera División, einig: "Der Sieg wird von Kleinigkeiten abhängen. Wer seine Chancen besser nutzt, wird gewinnen."

Confederations Cup
Riquelme traf in jedem Spiel - hier gegen DeutschlandBild: AP