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Halali gegen Hetzjagd

19. März 2002

Grausamer Anachronismus oder schützenswertes Hobby? In Großbritannien hat die Hetzjagd auf Füchse zu einem erbitterten Meinungsstreit über Sinn oder Unsinn des traditionellen Landlebens geführt.

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Auf zur fröhlichen Landpartie!Bild: AP

Mit überwältigender Mehrheit hat das britische Unterhaus - bereits zum dritten Mal - ein völliges Verbot der
Fuchsjagd zu Pferde gefordert. Aber trotz der Abstimmung am Montag (18.03.) geht die leidenschaftliche Debatte um die Traditionsjagd weiter. Ein neuer Gesetzentwurf soll von der Regierung noch vor Ostern vorgelegt werden.

Schon an diesem Dienstag (19.03.) befassen sich die Mitglieder des Oberhauses (House of Lords) mit dem Thema. Von ihnen wird erwartet, dass sie gegen ein totales Verbot stimmen. Damit läge die heikle Frage wieder auf dem Amtstisch von Regierungschef Tony Blair, der
sich mit der Abstimmung ein "Meinungsbild" über die Jagdansichten der Parlamentarier verschaffen wollte.

Das Votum des Parlaments ist für die Regierung nicht verbindlich, sondern dient lediglich als Richtschnur. In Umfragen spricht sich die Mehrheit der Briten zwar seit langem für ein Verbot der Fuchsjagd aus. Kritiker glauben aber, dass Blair vor einem Antijagdgesetz zurückschreckt, da ihn dies gerade auf dem Land - einer traditionellen Hochburg der konservativen Tories - Stimmen kosten könnte.

Bürgerkrieg auf dem Lande?

Die Praxis der Hetzjagd spaltet Großbritannien in zwei Lager und erweckt längst überwunden geglaubte Klassenunterschiede wieder zum Leben. "Auf dem Land braut sich ein Bürgerkrieg zusammen", behauptet Patrick Martin, der seinen Lebensunterhalt als Angestellter der Jagdgesellschaft Bicester Hunt verdient. Die Fuchsjagd, sagt der 44-Jährige, helfe das Gleichgewicht der Natur beizubehalten, indem die Anzahl der Tiere konstant gehalten werde und die schwächsten getötet würden. Sollte die Jagd verboten werden, würden die Bauern wahllos Hunderte Füchse mehr als bisher mit Schlingen, Gas und Gewehren töten.

An einem Jagdtag verfolgen bis zu 100 begeisterte Zuschauer das Spektakel. Doch auch die Jagdgegner sind zur Stelle, ausgerüstet mit Videokameras und Funksprechgeräten. "Die Jäger richten enormen Schaden an", sagt Kevin Hill vom Internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW), der seit 16 Jahren Hetzjagden beobachtet. "Sie marschieren durch anderer Leute Gärten, durch Friedhöfe, und behandeln die Landstraßen als ihren Privatweg. Katzen wurden von den Hunden zerfleischt, die Hunde erleiden oft an Bahngleisen tödliche Stromstöße."

Grausames Spektakel

Das Argument von Jagdanhängern, dass die Hunde einen Fuchs schnell töteten, indem sie ihm das Genick brächen, weist er zurück. "Wir haben mehrere Obduktionen durchgeführt, die zeigen, dass der Fuchs noch lebt, während er zerfleischt wird." Der Fuchs erleide darüber hinaus bei der Jagd ein entsetzliches Trauma. Die Arbeitsplätze auf dem Land wären sicher, sagt Hill, wenn die Jäger sich - wie beispielsweise in den USA praktiziert - für die Schleppjagd entscheiden würden. Dabei folgen die Hunde einer zuvor markierten Duftspur durch das Gelände. "Was den Kampf gegen die Grausamkeit betrifft, darf es keine Kompromisse geben", sagt Hill. "Es gibt keine Argumente für die Hetzjagd, denn sie wird aus reinem Spaß betrieben." (wga)