Haftstrafe wegen Pfusch am Bau
17. Februar 2013Das Gericht in dem Abruzzen-Ort verurteilte vier angeklagte Techniker wegen fahrlässiger Tötung zu jeweils mehrjährigen Haftstrafen. Sie dafür verantwortlich, dass bei dem verheerenden Erdbeben vor knapp vier Jahren auch ein Studentenheim eingestürzt sei, sagte der Richter. Acht junge Leute fanden in den Trümmern den Tod.
Die Techniker zeichneten für Renovierungsarbeiten verantwortlich, die neun Jahre vor der Katastrophe an dem mehrstöckigen Gebäude durchgeführt wurden. Die Staatsanwaltschaft hatte ihnen vorgeworfen, mit ihren Arbeiten das Gebäude aus den 1960er Jahren weiter geschwächt zu haben.
Das Haus für sicher erklärt
Drei Angeklagte wurden zu jeweils vier Jahren Gefängnis verurteilt. Ein bei dem Betreiber des Wohnheims angestellter Techniker, der noch eine Woche vor dem Beben eine Sicherheitsprüfung vorgenommen und das Haus für sicher erklärt hatte, muss für zweieinhalb Jahren in Haft. Vier weitere Beschuldigte wurden freigesprochen.
Der Richter ordnete zudem für alle Verurteilten hohe Geldstrafen an: Sie müssen jedem Elternteil, der bei dem Einsturz ein Kind verlor, 100.000 Euro zahlen sowie jeder Schwester und jedem Bruder eines Opfers 50.000 Euro. Zudem wurde gegen die Verurteilten ein fünfjähriges Verbot verhängt, im öffentlichen Dienst zu arbeiten.
Typische Erdbebenregion
Im vergangenen Jahr waren sieben Erdbeben-Experten in L'Aquila wegen ungenügender Warnung vor Erdstößen ebenfalls zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Diese Urteilssprüche hatten in der Fachwelt Empörung und Unverständnis ausgelöst.
L'Aquila liegt in einer Bebenregion. Erdstöße der Stärke 6,3 hatten am 6. April 2009 weite Teile der Stadt zerstört. Mehr als 300 Menschen kamen dabei ums Leben.
Leichtes Beben am Samstagabend
Mittelitalien wurde am Samstagabend erneut von einem Erdstoß erschüttert. Das Beben der Stärke 4,8 wurde in der Provinz Frosinone etwa 100 Kilometer südöstlich von Rom registriert und war auch noch in der italienischen Hauptstadt zu spüren. Von Schäden oder Verletzten ist noch nichts bekannt. Die Erschütterungen lösten aber nach Angaben der Notdienste Panik aus. In Dörfern in einem Nationalpark in den Abruzzen rannten verängstigte Bürger laut Medienberichten aus ihren Häusern.
rb/kle (afp, ap, dpa)