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Habrés Opfer erwarten Gerechtigkeit

1. Juli 2013

Seit Februar arbeitet ein Sondertribunal die mutmaßlichen Kriegsverbrechen des früheren tschadischen Diktators Habré auf – nun ist auch der Angeklagte gefasst. Auf diesen Tag mussten seine Opfer lange warten.

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Undatiertes Archivbild des Ex-Präsidenten des Tschad, Hissene Habre (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Reed Brody von "Human Rights Watch" ist hörbar zufrieden: "Nach mehr als 20 Jahren sehen Habrés Opfer endlich Licht am Ende des Tunnels", sagte der Menschenrechtler in Genf. Hissène Habré war am Sonntag im Senegal festgenommen worden, wo ihm vor einem internationalen Tribunal der Prozess gemacht werden soll. Der 70-Jährige, der seit seinem Sturz von 1990 im Senegal lebt, wird wegen der Menschenrechtsverletzungen unter seiner Herrschaft auch als "Pinochet Afrikas" bezeichnet. Ihm werden Folter und die Ermordung Zehntausender Menschen vorgeworfen.

Prozess oder Ausweisung

Habré weist alle Vorwürfe weit von sich. Sein Anwalt bezeichnete die Festnahme als "inakzeptabel". Habrés Rechte seien verletzt worden. Der Ex-Diktator hatte trotz massiver Proteste lange Jahre unbehelligt im Senegal gelebt. Seit 2005 stand er unter Hausarrest. Nun befinde er sich an einem "unbekannten Ort", sagte der Anwalt. Nach senegalesischem Recht gilt der Gewahrsam 48 Stunden und kann einmal verlängert werden.

Der Internationale Gerichtshof der UN hatte Senegals Regierung im vergangenen Jahr aufgefordert, Habré entweder den Prozess zu machen oder ihn auszuweisen. Daraufhin beschloss das Parlament ein Gesetz, das die Gründung eines Sondertribunals der Afrikanischen Union im Senegal vorsieht. Am 8. Februar hatte das Tribunal seine Arbeit aufgenommen. US-Präsident Barack Obama hatte bei seinem Senegal-Besuch in der vergangenen Woche die senegalesischen Bemühungen im Fall Habré ausdrücklich begrüßt.

Habré hatte sich 1982 mit Unterstützung Frankreichs und der USA an die Macht geputscht und war acht Jahre lang brutal gegen seine Gegner und gegen die christliche Bevölkerung im Land vorgegangen. Auch Angehörige mehrerer ethnischer Gruppen wurden gezielt verfolgt. Nach Schätzungen soll Habré mehr als 40.000 politische Morde angeordnet haben. Ein Gericht im Tschad hatte ihn deshalb 2008 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Die geplante Auslieferung Habrés scheiterte damals am Einspruch der Vereinten Nationen.

rb/gmf (afp, ap, epd)