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Höhenflug des Euro gefährdet die europäische Wirtschaft

10. Juni 2002

Norbert Walter im Gespräch mit DW-radio

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Prof. Dr. Norbert Walter: Der Höhenflug des Euro gefährdet die Exportwirtschaft.Bild: Deutsche Bank

Ein hoher Wechselkurs des Euro gefährdet "die einzige wirkliche Komponente der wirtschaftlichen Entwicklung, die in Europa funktioniert, nämlich der Export", so Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, am Montag im Hörfunk der Deutschen Welle.

Am vergangenen Freitag hatte sich der Euro der Marke von 0,95 Dollar genähert. Analysten halten einen Anstieg bis auf einen Dollar für möglich – einen Kurs, der seit Anfang 2000 nicht mehr erreicht wurde. In den vergangenen drei Monaten war der Wert des Euro gegenüber der US-Währung um gut neun Prozent gestiegen.

Walter kritisierte die laufende Tarifrunde, die zu einer Verteuerung der Produktionskosten und folglich auch der Exportpreise führe. "Wir haben erneut unvernünftige Lohnabschlusse in Deutschland, und das nicht nur in einer Branche und das ist sicherlich ein Zeichen, dass zur Vorsicht und zur Warnung geeignet ist", so Walter im Wirtschaftsmagazin WISO.

Als Grund für den Höhenflug des Euro sieht Walter eine Kombination aus aktuellen schlechten Untenrehemansnachrichten in den USA (Stichwort Enron) und dem Leistungsbilanzdefizit in Höhe von 400 Mrd. US-Dollar pro Jahr. "Die Amerikaner brauchen pro Arbeitstag fast 2 Mrd. Dollar von den Sparern der übrigen Welt, um ihre Leistungsbilanz zu finanzieren", sagte der Chefvolkswirt der Deutschen Bank.

Der Euro werde den Dollar als Weltwährung langfristig nicht ablösen. "Wir mögen ökonomisch zwar gleichstark wie die Amerikaner werden können, wenn wir endliche aufwachten in Europa. Aber dass wir politisch und militärisch so stark werden, wie die USA, was man werden müsste, um dem Dollar Paroli zu bieten, das sehe ich überhaupt nicht", so Nobert Walter zu den Zukunftsperspektiven des Euro.