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"Häftling X" wird Fall für die Knesset

18. Februar 2013

Eigentlich wollte Israel, dass die Öffentlichkeit gar nichts über den mysteriösen Tod eines mutmaßlichen Mossad-Agenten in Isolationshaft erfährt. Doch Medienberichte zwangen die Regierung zum Handeln.

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Symbolbild Gefängnis (Foto: Fotolia)
Bild: Fotolia/jtanki

Wie kam der "Häftling X" vor zwei Jahren in einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis zu Tode? Diese Frage soll nun ein für Geheimdienst-Angelegenheiten zuständiger Ausschuss des israelischen Parlaments "intensiv" untersuchen, wie ein Sprecher mitteilte. Alle "Aspekte der Affäre" würden beleuchtet, versicherte er.

ABC deckt auf

Der Fall war erst vor einigen Tagen durch einen Bericht des australischen Fernsehsenders ABC bekanntgeworden, bis dahin hatte ihn Israel geheimgehalten. Bei dem Gefangenen handelte es sich angeblich um einen jüdischen Australier namens Ben Zygier, der vom israelischen Geheimdienst Mossad angeworben wurde und daraufhin im Jahr 2001 nach Israel auswanderte. Im Dezember 2010 wurde er in einem Gefängnis bei Tel Aviv erhängt aufgefunden. Bestattet wurde er in Australien.

Grab von Ben Zygier in Australien (Foto: Reuters)
Grab von Ben Zygier in AustralienBild: Reuters

Israel versuchte zunächst, "aus Sicherheitsgründen" eine Nachrichtensperre über den Fall zu verhängen. Nach heftigen Reaktionen der örtlichen Medien ruderte das Justizministerium jedoch teilweise zurück. Ohne genaue Angaben zur Identität des Mannes zu machen, bestätigte das Ministerium, dass ein Australier unter falscher Identität inhaftiert war. Dessen Familie sei allerdings darüber informiert gewesen. Auch habe der Häftling das Recht auf anwaltlichen Beistand gehabt, heißt es. Nach offiziellen Angaben ergab eine Untersuchung, dass der "Häftling X" Selbstmord begangen habe.

Sicherheit gefährdet?

Was zu seiner Inhaftierung führte, wurde nicht mitgeteilt. Offenbar stand der "Häftling X" im Verdacht, die israelische Sicherheit gefährdet zu haben. Auch Australien will den Fall nun untersuchen.

Unterdessen äußerte sich auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erstmals zu dem rätselhaften Fall - zumindest indirekt. "Übertriebene Offenheit im Bereich der Sicherheit und der Geheimdienste kann der Staatssicherheit schweren Schaden zufügen", warnte Netanjahu. "Ich habe volles Vertrauen in die israelischen Sicherheitskräfte." Wie der Geheimdienst arbeiteten sie unter der Kontrolle eines unabhängigen Justizsystems, betonte der Regierungschef.

"Wir sind ein vorbildliches demokratisches Land und achten die Rechte von Häftlingen und die Rechte des Einzelnen wie jedes andere Land", so Netanjahu weiter. Gleichzeitig sei Israel ein besonders bedrohtes Land. "Deshalb bitte ich alle: Lasst die Sicherheitskräfte in Ruhe arbeiten."

wa/mm (dpa, afp)