1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Gute Zeiten für Ölkonzerne

Beatrice Uerlings, New York 3. September 2005

Die acht größten Konzerne haben 2005 bisher ein Drittel mehr verdient als im Vorjahreszeitraum. Tendenz weiter steigend, sagt die US-Investmentbank Morgan Stanley. Was macht die Ölindustrie mit dem Geld?

https://p.dw.com/p/77zy
Auf einer Bohrplattform im chinesischen Lunnan-ÖlfeldBild: dpa

120 Milliarden US-Dollar - das entspricht etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Portugal. Es ist aber auch die Summe, die die acht größten Ölkonzerne der Welt in diesem Jahr netto verdienen werden. Allein bei Exxon Mobil - in Deutschland als Esso bekannt - beläuft sich der geschätzte Gewinn auf mehr als 30 Milliarden US-Dollar. Das ist mehr als zwei Drittel aller Staaten weltweit an Wirtschaftskraft vorweisen können.

Unterschätzte Nachfrage

Die Branche verdient an der anhaltenden Aufwärtsentwicklung des Ölpreises. Wirbelsturm "Katrina" und geopolitische Krisen spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle, sagt Ölanalyst Phil Flynn: "In den 1970er Jahren stieg der Preis wegen der Ölembargos, dann kamen die Golfkriege - all das hatte immer nur kurzzeitige Folgen für die Ölpreisentwicklung. Wenn wir jetzt so tief in die Tasche greifen müssen, dann liegt das an der weltweit steigenden Nachfrage. Die haben alle unterschätzt."

20 Millionen Barrel Erdöl pro Tag, ein Viertel des weltweiten Energiebedarfs: Die Amerikaner verbrauchen immer noch so viel Energie wie keine andere Nation. Das rohstoffhungrige China holt jedoch auf: Allein in Peking kommen jeden Tag 1500 neue Autos auf die Straße. Tendenz weiterhin steigend, sagt Flynn. "Schwellenländer wie China und Indien gehen durch eine industrielle Revolution. Die Welt wird vielleicht schon Ende dieses Jahres zum ersten Mal mehr Öl verbrauchen, als sie jeden Tag fördern kann."

Veraltete Anlagen

Hinzu kommen wachsenden Engpässe bei der Verarbeitung. Veraltete Raffinerien mit zu geringen Kapazitäten sind vor allem in den USA ein Problem. Es gilt als offenes Geheimnis, dass die Ölkonzerne nicht genug in neue Anlagen investieren, um die Preise und somit den eigenen Profit hochzuhalten. Die US-Regierung hat vor kurzem ein Gesetz verabschiedet, dass den Hauptprofiteuren der hohen Energiepreise mit 11,5 Milliarden Dollar unter die Arme greift.

Die Subventionen sollen unter anderem in den Bau neuer Raffinerien fließen. "Unser Energiebedarf ist in den vergangenen zehn Jahren um zwölf Prozent gestiegen. Und doch haben wir in dieser Zeit gerade mal ein halbes Prozent mehr Öl im eigenen Land produziert. Seit 1979 sind in den USA keine neuen Raffinerien gebaut worden; die bestehenden sind nahezu komplett ausgelastet", sagt US-Präsident George W. Bush kürzlich.

Begrenzte Ölvorkommen

Die Ölmultis investieren derweil in die Erforschung potenzieller Ölfelder und in die Ausbeutung bekannter Vorkommen. Das Potential ist allerdings begrenzt: Die mit der heutigen Technik nachweisbaren und wirtschaftlich förderbaren Vorkommen reichen nur noch für 50 Jahre. Die Ölkonzerne konzentrieren sich deshalb auch verstärkt auf die Entwicklung alternativer Energien. Shell hat in Bayern mit dem Bau des weltgrößten Solarkraftwerks begonnen. Der Konkurrent BP investiert bereits seit Anfang der 1980er Jahre in Solarenergie und stellte heute 17 Prozent aller Anlagen.