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Gute Aussichten für den ungarischen Fremdenverkehr

6. August 2004
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Budapest, 6.8.2004, PESTER LLOYD, deutsch

Die ungarische Tourismusbranche könnte binnen zehn Jahren um 230 Prozent wachsen. Das Potential dazu hat das Land jedenfalls.

Die Zukunftsaussichten für den ungarischen Fremdenverkehr stehen offenbar gar nicht so schlecht, zumindest wenn man den Angaben der Erhebung Glauben schenkt, die im Auftrag des World Travel & Tourism Council (WTTC) die zehn neuen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union auf ihr touristisches Potential hin analysierte. Neben Polen wird nämlich Ungarn am ehesten von der EU-Erweiterung profitieren, die in beiden Ländern im Verlauf eines Jahrzehnts jeweils mehr als 500.000 (!) neue Arbeitsplätze im Tourismusgewerbe schaffen soll.

Interessant ist auch die Erkenntnis, wonach Ungarns Fremdenverkehrsbranche, obgleich sich das Land selber gerne als Tourismus-Großmacht ansieht, mit 7,3% weniger zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beisteuert als die alten EU-Staaten im Durchschnitt (dort sind es 8,3 Prozent). Das größere Problem besteht nämlich nicht im Reisestrom, sondern darin, dass die Besucher zu wenig Geld für die gebotenen Dienstleistungen ausgeben. Laut WTTC-Studie sind es hierzulande gewöhnlich 75.000 Ft. (ca. 300 EUR) und damit 50 Prozent weniger als im Durchschnitt der zehn Beitrittsstaaten! Der Rückstand gegenüber den Alteingesessenen erreicht gar das Dreifache.

Die Auslandstouristen lassen das mit Abstand meiste Geld in Slowenien und auf Zypern, doch auch Tschechen und Slowaken können ihnen dreimal mehr Geld entlocken als die Ungarn. Im Gegensatz dazu kann sich die ungarische Tourismusbranche stärker als die Kollegen in jedem der anderen Beitrittsländer auf den Inlandstourismus stützen. Auch bezüglich der staatlichen Förderung des Gewerbes hat der WTTC hierzulande nichts zu beklagen; Ungarn liegt demnach exakt im EU-Durchschnitt.

Das "latente Potential" des Landes ist gewaltig. Ausgehend von Benchmarks der EU-15 traut die Studie Ungarn die dynamischsten Wachstumsraten in der Region zu. Binnen zehn Jahren sollen alle gewichtigen Volumenzahlen um jeweils ca. 230 Prozent zulegen, d.h. der Beitrag des Tourismusgewerbes zum BIP und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze sowie die Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft. Schöpft Ungarn also das in der alten EU selbstverständliche Potential aus, werden bis 2014 in der Tourismusbranche etwa 550.000 neue Arbeitsplätze entstehen und der Fremdenverkehr einen Beitrag am BIP von 8,9 Mrd. EUR erbringen.

Eine der vordringlichsten Voraussetzungen dafür ist der Ausbau der Infrastruktur. Werden die Aufgaben gemeistert, könnten in Ungarns Volkswirtschaft insgesamt 900.000 neue Arbeitsplätze entstehen und das BIP um 19 Mrd. EUR wachsen! Bevor jetzt ungestüme Euphorie ausbricht, bitte nicht vergessen: Der WTTC sieht das Erreichen der EU-Standards als Grundannahme. (fp)