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Gutachter: Sechs Schüsse auf Brown

18. August 2014

Laut der Untersuchung eines renommierten US-Pathologen trafen alle Polizeikugeln den 18-jährigen Michael Brown von vorn. Der Kleinstadt Ferguson dürften weitere unruhige Tage bevorstehen.

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Demonstrant mit Bild von Michael Brown (Foto: Getty Images)
Bild: Scott Olson/Getty Images

Der von einem Polizisten in der US-Kleinstadt Ferguson erschossene Teenager Michael Brown soll einem Privatgutachten zufolge von mindestens sechs Kugeln getötet worden sein. Zwei Projektile hätten den Kopf und vier den rechten Arm des 18-Jährigen getroffen, befand ein von den Eltern des Opfers eingeschalteter Rechtsmediziner, wie die "New York Times" berichtete. Laut dem vorläufigen Ergebnis der Autopsie seien alle Kugeln von vorne eingedrungen.

Der von Browns Eltern beauftragte Pathologe Michael Baden gilt als Koryphäe auf seinem Gebiet. Er sagte unter anderem in dem spektakulären Gerichtsverfahren gegen den Ex-Footballstar OJ Simpson aus und wurde auch bei den Untersuchungen zum Mord an US-Präsident John F. Kennedy zu Rate gezogen. Baden war früher als oberster Gerichtsmediziner der Ostküstenmetropole New York tätig.

Ausgangssperre dauert an

Die örtliche Polizei hatte zuvor schon angeordnet, dass die Ausgangssperre in Ferguson auch in der Nacht zum Montag (Ortszeit) gelten solle. Bereits in der Nacht zum Sonntag galt eine Ausgangssperre, die jedoch von hunderten Demonstranten missachtet wurde. Es gab mehrere Festnahmen.

Die Kleinstadt im Bundesstaat Missouri ist seit der Tötung des schwarzen Jugendlichen Michael Brown durch einen weißen Polizisten am 9. August Schauplatz von Unruhen und Protesten. Der Gouverneur des Staates, Jay Nixon, hatte schließlich am Samstag den Notstand ausgerufen und ein nächtliches Ausgehverbot verhängt, das er mit den Worten verteidigte: "Wir müssen die Menschen schützen, ohne von unserem Hauptziel abzulenken." Dieses Hauptziel sei eine schonungslose Aufklärung der Umstände von Browns Tod. "Um Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, brauchen wir Frieden", fügte der Gouverneur hinzu.

Der Einsatzleiter der Sicherheitskräfte in Ferguson, Ron Johnson, versuchte bei einer Zeremonie in Erinnerung an Brown die Gemüter zu beruhigen. An die Angehörigen des Opfers gewandt sagte er: "Ich bin mit dem Herzen bei euch und sage euch, dass es mir leid tut." Er werde solange bleiben wie nötig, damit wieder Ruhe in Ferguson einkehre. Johnson ist selbst schwarz und leitet nun den Einsatz der Sicherheitskräfte in der mehrheitlich von Afroamerikanern bewohnten Stadt, nachdem die zuvor tätigen Einsatzkräfte wegen ihres aggressiven Vorgehens abgezogen worden waren.

Der Fall hat die landesweite Kontroverse um Rassismus und laxe Waffengesetze in den USA wieder angeheizt. Browns Schicksal weckt Erinnerungen an den 17-jährigen Schwarzen Trayvon Martin, der im Februar 2012 in der Stadt Sanford in Florida erschossen worden war. Der Schütze George Zimmerman gab damals an, in Notwehr gehandelt zu haben, nachdem der unbewaffnete Teenager ihn geschlagen habe. Der Prozess gegen Zimmerman endete mit einem Freispruch.

sti/wa (afp, dpa)