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Katastrophenhilfe im Ausland

Alexander Richter23. Dezember 2012

Internationale Hilfseinsätze sind effektiver geworden - aber auch komplizierter. Die Anforderungen an die Helfer und deren Ausbildung sind hoch.

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Astrid Nissen, Büroleiterin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Haitis zerstörter Hauptstadt Port-au-Prince (Foto: DRK)
Katastrophenhilfe im Ausland ist internationale ZusammenarbeitBild: DRK

Der Tsunami von 2004 im Indischen Ozean gilt in humanitären Organisationen als schlechtes Beispiel. Ausbilder bemühen das Bild vom "Tsunami nach dem Tsunami". Gemeint sind unkoordinierte und teils unsinnige Aktionen übereifriger Helfer aus dem Westen, die das Chaos im Katastrophengebiet vergrößerten. Das soll sich nicht wiederholen.

Entfernung entscheidet über Art der Hilfe

Die akute Rettung von Menschenleben ist eine Frage der Entfernung. Nach einem Erdbeben können Überlebende mit Schaufeln vor Ort oft mehr Menschen retten als Spezialisten, die um die halbe Welt fliegen müssen. Es wäre Aktionismus, erst zwei Tage nach einem Erdbeben Suchhunde in ein Tausende Kilometer entferntes Katastrophengebiet zu transportieren, wenn die Überlebenschance von Verschütteten bereits massiv gesunken ist. Dagegen kann eine schnelle Verlegung von Rettungshunden beispielsweise aus Süddeutschland in ein italienisches Erdbebengebiet viele Leben retten.

Erdbebenübung

Meistens liegen jedoch Tausende Kilometer zwischen der Bundesrepublik und einem Katastrophengebiet. Deshalb können deutsche Hilfsorganisationen häufig erst nach Tagen effektiv eingreifen. Sie schicken Mediziner, um gerettete Überlebende zu versorgen, Experten zur Wasseraufbereitung, um den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern, oder Orthopädietechniker, um Prothesen anzufertigen.

Ein Einsatzgebiet des THW ist die Trinkwasseraufbereitung.
Gerade nach Katastrophen ist sauberes Wasser MangelwareBild: THW

"Auslandseinsätze sind effektiver geworden"

Die meisten Organisationen haben verstanden, dass bei großen Katastrophen internationale Zusammenarbeit notwendig ist. Das habe dazu beigetragen, dass die Hilfe effektiver geworden sei, sagte Hans-Peter von Kirchbach der Deutschen Welle. Er ist Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH), einer der größten Hilfsorganisationen Deutschlands. "Die Auslandseinsätze sind effektiver geworden", erklärt er. Die Anstrengungen der Helfer seien in höherem Maße vernetzt: "Alle müssen ihre Stärken einbringen."

Hilfsgüter und Flugzeug auf dem Rollfeld Flugzeug mit Hilfsgütern für Pakistan (Foto: DRK)
Professionelle Logistik: Die Basis jedes EinsatzesBild: DRK

Allerdings räumt von Kirchbach auch ein, dass Soforthilfe schwieriger geworden sei: Im Einsatzgebebiet koordinierten neben den lokalen Behörden die Vereinten Nationen und oftmals auch die Europäische Union die Maßnahmen. "Das Helfen allein reicht also nicht. Um effektiv zu sein, muss man sich in diesem Umfeld auch bewegen können", sagt von Kirchbach.

Hans-Peter von Kirchbach, Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe (Foto: DW)
Hans-Peter von Kirchbach, Präsident der Johanniter-Unfall-HilfeBild: DW

Hohe Anforderungen an Personal und Ausbildung

Dieser Anspruch, der von allen professionellen Organisationen geteilt wird, hat Auswirkungen auf Personalauswahl und Ausbildung der Soforthelfer. Unter anderem lernen die meist ehrenamtlichen Soforthelfer Strukturen anderer humanitärer Akteure und internationaler Organisationen kennen, durchlaufen Sicherheitstrainings und werden im Umgang mit anderen Kulturen geschult. Hinzu kommt die Fachausbildung, die sich oft mit dem Berufsweg deckt oder diesem zumindest ähnelt. Die regelmäßige Teilnahme an Übungen ist Pflicht. Fremdsprachenkenntnisse und Erfahrungen im nationalen Katastrophenschutz sind Grundvoraussetzungen.

Angesichts der Voraussetzungen verwundert es nicht, dass selbst große deutsche Hilfsorganisationen verhältnismäßig wenig Auslandshelfer haben. Von den etwa 470.000 Mitarbeitern des Deutschen Roten Kreuzes sind rund 300 als Auslandshelfer registriert. Die Johanniter-Unfall-Hilfe zählt etwa 110 aktive Soforthelfer - bei 44.000 Mitarbeitern. Die meisten Auslandshelfer in Deutschland hat wahrscheinlich das Technische Hilfswerk (THW). Dort sind 1.200 Einsatzkräfte für Auslandsmissionen qualifiziert. Insgesamt zählt das THW mehr als 40.000 meist ehrenamtliche Mitglieder.

Rico Merker, ehrenamtlicher Auslandshelfer der Johanniter-Unfall-Hilfe, bei einer Übung mit seinem Rettungshund (Foto: DW)
Helfer und Suchhunde müssen regelmäßig trainierenBild: DW