Gruppe F: Ein Riese und drei Zwerge
Ein vermeintlich einfaches Los für Portugal mit Superstar Ronaldo alias CR7. Auch Österreich kann bei seiner Erst-EM-Qualifikation mit dem Achtelfinale rechnen. Island und Ungarn freuen sich, überhaupt dabei zu sein.
One-Man-Show
Eine Gruppe, vier Teams, 44 Startelf-Spieler, aber alles dreht sich nur um ihn: Cristiano Ronaldo alias CR7. Er, der teuereste Spieler der Welt. Er, der beste Stürmer der Welt. Er, der wohl eitelste Fußballer der Welt. Der Profi in den Diensten von Real Madrid ist mit insgesamt 26 Toren in Qualifikations- und Endrundenspielen von Europameisterschaften Rekordtorschütze in der Geschichte der UEFA.
Die große Enttäuschung
Allerdings: Ein Spieler kann mal eine Partie alleine entscheiden, aber ein ganzes Turnier? Wohl kaum. Immerhin schaffte es die Selecao das Quinas bei der Heim-EM vor zwölf Jahren ins Finale. Dort unterlagen die Portugiesen mit Luis Figo jedoch überraschend dem Außenseiter aus Griechenland mit 0:1. Ronaldo, damals noch zarte 18 Jahre alt, erzielte bei dem Turnier immerhin zwei Tore.
Größter Triumph: WM-Dritter
So aber ist der größte Triumph in der Geschichte der portugiesischen Nationalmannschaft Platz drei bei der WM 1966 - damals mit Eusebio (r.). Jetzt, bei der EM in Frankreich, sollte der Gruppensieg schon drin sein. Der schwierigste Gegner wird wohl Österreich. Im Duell der beiden Teams gab es bisher zwei Siege, fünf Unentschieden und drei Niederlagen für die Portugiesen.
Probst im Alleingang
Eine davon war deutlich. Im September 1954 setzte sich die österreichische Fußball-Nationalmannschaft im WM-Qualifikations-Hinspiel in Wien gegen Portugal mit 9:1 durch. Rapid-Spieler Erich Probst (Foto hier gegen Ungarn ganz links) machte an diesem Abend fünf Buden. Übrigens: Das Rückspiel endete torlos.
Erst einmal dabei
Gar nicht so historisch sind dagegen die Erfolge der ÖFB-Auswahl bei einer Europameisterschaft. Bisher hat sie nur einmal teilgenommen. Und das war 2008, als Österreich zusammen mit der Schweiz Gastgeber war und sich somit nicht qualifzieren musste, sondern gesetzt war. So gesehen hat sich die Alpenrepublik nun erstmals sportlich für eine EM qualifziert.
Ein Schweizer für Österreich
Dabei setzte sie sich allerdings mit neun Siegen und einem Remis als Tabellenerste vor Russland durch. Verantwortlich für die positive Entwicklung: Marcel Koller. Seit fünf Jahren ist der Schweizer Trainer der österreichischen Nationalmannschaft. In seinem Kader spielt nur ein Profi tatsächlich in Österreich. 15 dagegen in der Bundesliga. Bekannntestes Gesicht: David Alaba von Bayern München.
Kleines Land ganz groß
Seine Premiere auf der ganz großen Fußballbühne feiert Island. Das Land mit gerade einmal rund 330.000 Einwohnern ist erstmals bei einer EM dabei und damit zum ersten Mal auch im Panini EM-Stickeralbum vertreten. Dass sich die Insel in den letzten Jahren fußballerisch ernorm weiter entwickelt hat, überrascht indes nicht.
Wind und Wetter trotzen
Für die "Strakarnir okkar" (Unsere Jungs) wurden vor Jahren riesige Fußballhallen gebaut - als Voraussetzung dafür, dass trotz Schnee und schlechtem Wetter auch im Winter bei guten Bedingungen trainiert werden kann. So schaffte es Island vor der WM 2014 bereits in die Play-offs, wo Kroatien dann allerdings noch zu stark war.
Die Holland-Rausschmeißer
Mittlerweile sind die Nationalteams in Europa gewarnt: Schließlich setzte sich Island in der EM-Qualifikation als Zweiter hinter Tschechien durch. Und zwar in einer Gruppe mit den Niederlanden, gegen die Island zweimal gewann und so dafür sorgte, dass die Elftal erstmals seit 1984 nicht bei einer Europameisterschaft dabei ist.
Der Star ist der Trainer
Der Bekanntste in der islandischen Truppe sitzt auf der Bank: Es ist Trainer Lars Lagerbäck aus Schweden. Durch seine Arbeit als Nationaltrainer für sein Heimatland verfügt er über viel internationale Turniererfahrung. Aber Bundesliga-Fans kennen auch Alfred Finnbogason und Gylfi Sigurdsson. Finnbogason hat für den FC Augsburg sechs Mal eingenetzt, Sigurdsson spielte früher für Hoffenheim.
Deutsches Trainer-Duo
Bleibt noch der Außenseiter der Gruppe F: Ungarn. Erst über das Playoff gegen Norwegen für die Europameisterschaft qualifiziert, hofft die Mannschaft des deutschen Trainers Bernd Storck (3.v.l.) in einer der schwächsten Gruppen der EM, vielleicht doch noch für die große Überraschung sorgen zu können. Storck zur Seite steht mit Co-Trainer Andy Möller übrigens ein deutscher Europameister von 1996.
Der ungarische Fußball-Held
Der wohl bekannteste ungarische Fußballer wird diese jedoch nicht mehr miterleben: Ferenc Puskas (l.) ist 2006 verstorben. Er führte als Kapitän die goldene Elf der Ungarn (Aranycsapat) an, die 1954 im WM-Finale in Bern der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland überraschend mit 2:3 unterlag. Puskas spielte für Honved Budapest und Real Madrid, und bestritt auch für Spanien vier Länderspiele.
Die Erfahrung steht im Tor
Die Magyaren sind nach 52 Jahren Pause erst zum zweiten Mal bei einer EM-Endrunde dabei. Ihr wohl prominentester Spieler ist gleichzeitig der älteste: 40 Jahre wird Torwart Gabor Kiraly alt sein, wenn der Anpfiff ertönt. Er spielte in der Bundesliga für 1860 München und Hertha BSC. Adam Szalai (Hannover), Zoltan Stieber (Nürnberg) und Laszlo Kleinheisler (Bremen) sind derzeit in Deutschland aktiv.