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Deutsche Frauen verdienen weniger

2. März 2016

Geht es um die faire Bezahlung von Frauen und Männern, gehört Deutschland zu Europas Schlusslichtern. Fast 22 Prozent beträgt der Lohnunterschied. Nur in Estland und Österreich ist er noch größer.

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Symbolbild - Frauenquote
Bild: picture-alliance/dpa

In fast keinem anderen europäischen Land verdienen Frauen so viel weniger als Männer wie in Deutschland. Wie die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten, beträgt der Unterschied beim Bruttolohn durchschnittlich 21,6 Prozent. Dies gehe aus einer bislang unveröffentlichten Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervor.

Europaweit gehört die Bundesrepublik damit zu den Schlusslichtern. Nur in Estland (28,3 Prozent) und Österreich (22,9 Prozent) ist die Lohnlücke noch größer. Viel besser sieht es hingegen in den anderen großen EU-Staaten aus. In Frankreich (15,3 Prozent), Großbritannien (18,3 Prozent), Spanien (18,8 Prozent), Polen (7,7 Prozent) und Italien (6,5 Prozent) ist der Verdienstabstand den Angaben zufolge deutlich kleiner.

Werden verzerrende Faktoren wie Branche, Hierarchie oder Teilzeitbeschäftigung abgezogen, verdienen Frauen noch immer weniger Geld. Bei einer statistisch vergleichbaren Qualifikation, Tätigkeit und Berufserfahrung bleibt eine Differenz bei den Bruttoverdiensten von duchschnittlich sieben Prozent.

Weniger berufliche Chancen

Die Bundesregierung selbst beklagt in ihrer Antwort eine "zumeist mittelbare Benachteiligung" bei den Einkommen von Frauen. Sie hätten weniger berufliche Chancen, Einkommensperspektiven sowie Förder- und Aufstiegsmöglichkeiten. Verantwortlich für die Lohnlücke seien auch Verhaltensmuster bei Beschäftigten und Arbeitgebern, die von gesellschaftlichen Rollenbildern geprägt seien. Die Bundesregierung bekräftige in dem Schreiben das Vorhaben, die Lohnungleichheit per Gesetz zu dämpfen, heißt es in dem Bericht.

Höhere Erwerbstätigkeit

Die Daten zeigen den Angaben zufolge auch, dass in Deutschland die Erwerbstätigkeit von Frauen in den vergangenen zehn Jahren deutlich zugenommen hat. Von 2005 bis 2014 stieg deren Zahl um 2,2 Millionen auf 18,6 Millionen, was einem Anstieg um 13,2 Prozent entspricht. Allerdings sind 3,1 Millionen ausschließlich geringfügig beschäftigt. Rund ein Drittel der weiblichen Arbeitnehmer hatte atypische Beschäftigungsverhältnisse wie Teilzeit, befristete Jobs oder Zeitarbeit.

wo/ti (afp, epd, kna)